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Solisten und Ensembles

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Der Haydn-Abend der „Instrumentisten" bot für die „Jeunesses“ ein abwechslungsreiches und gehaltvolles Programm: neben dem Haydn zugeschriebenen Streichquartett C-Dur, Hob. III/14, das reife Gegenstück in derselben Tonart, Hob. III/45, das Flötenquartett D-Dur, Hob. II/D 9 und das Klavierkonzert F-Dur, Hob. XVIII/3. Die „Instrumentisten“ verwenden Originalinstrumente aus dem 18. Jahrhundert, und ähnlich zart und silbrig wie die Streichinstrumente und die warm timbrierte Flöte Gottfried Hechtls war auch der feine, „saitige“ Klang des Hammerflügels ideal für die stilechte Aufführung der Werke des Rohrauer Meisters. Leonard Hokanson spielte mit bewährter Meisterschaft, mitreißendem Temperament und beglückender Musikalität den Solopart.

Während man sich in Wien und auch anderswo in längst berühmt gewordenen Ensembles um möglichste Stilgerechtigkeit bei der Realisierung älterer und alter Musik bemüht, gibt es immer wieder Versuche vorwiegend intellektueller Musiker, längst Vertrautes und Berühmtes von der Tradition zu lösen und im neuen Lichte zu zeigen. So auch’der russische Violinvirtuose Gidon Kremer. Bachs Solopartita h-Moll, BWV 1002, war ihm ein Material, bei dem er — teilweise durch arg verschleppte Tempi — die musikalische Struktur bloßlegte: Mit gläsernem Strich, fast Springbogen, gespielt, fiel das verinnerlichte Werk reichlich manieriert aus, und Beethovens letzte Sonate für die Violine erfuhr eine ähnliche Behandlung. Die Anatomie triumphierte, was zurückblieb, war ein musikalischer Leichnam. Einzig Bartöks robuste zweite Sonate vertrug diese Interpretation ausgezeichnet; hier war das Verfahren des Geigers und seines kongenialen Begleiters Oleg Maisenberg legitim.

Heinz Medjimorec widmete dem Klavierwerk von Maurice Ravel zwei Abende. Im Mittelpunkt des ersten Abends stand die „Sonatine", umrahmt von „Vaisęs nobles et sentimentales“, „Jeux d’Eau“, „Menuet sur le Nom d’Haydn“ und „Le Tombeau de Couperin“. Was man zuerst wahrnimmt, wenn dieser feinfühlige Künstler spielt, ist der klare und klangvolle Anschlag und die spürbare Selbstdisziplin; Medjimorec weicht dem breiter ausgespielten Gefühl gerne aus, seine Musikwelt ist beinahe von schüchterner Keuschheit; die mediterrane Helligkeit und (scheinbare) Leichtigkeit seiner Interpretation stand dazu im idealen Verhältnis.

Gut gesetzte Bläsermusik trägt meistens schon den Erfolg in sich, noch dazu eine des reifen Mozart, nämlich die Serenade B-Dur, KV 361! Peter Keuschnig, der statt eines Kontrabasses klugerweise ein Kontrafagott einsetzte, beschränkte sich darauf, seinem „Ensemble Kontrapunkte“ mit der Angabe von Tempo und Dynamik beizustehen. Alles übrige besorgten die prachtvollen Bläser, allen voran Gerhard Turet- schek als Meister auf der Oboe. — Die sechs Lieder op. 14 von Anton von Webern sind deskriptiv, also textausdeutend, streckenweise aber wieder rein musikalisch-konstruktiv gearbeitet. Krisztina Laki beeindruckte mit ihrem gut geführten, klangfarbenreichen Sopran, der sich als äußerst treffsicher bis zu den höchsten Kopftönen erwies. Eine einheitliche „instrumental“ konzi pierte Musik hatte sie vorher zum Leben erweckt, die kurzen fünf Kanons op. 16. — Zum Abschluß gab es, von Rainer Keuschnig musikalisch brillant und handwerklich ehrlich mit einer Hand gespielt (der Musik ginge durch die wesentlich leichtere Spielart für zwei Hände eigentlich nichts verloren!), das Capriccio für Klavier und Blasinstrumente von Leoš Janäcek. Es war ein musikalisches Vergnügen höchsten Grades.

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