1942 starb Alexander von Zemlinsky in den USA. Schönberg hielt seinen Lehrer und Schwager für einen Großen, dessen Stunde noch kommen werde. So weit ist es längst. Das Zem-linsky-Symposion 1992 befaßte sich unter der Leitung von Hartmut Kro-nes mit Umfeld und Werk eines der „echtesten Wiener in jeder Rezie-hung” .(Zemlinsky über sich), die Ergebnisse liegen nun vor. Von einem Dutzend Opern werden mehrere heute noch gespielt. Konzertbesucher kennen die „Lyrische Symphonie” und selbst wenn er nur sein zweites Streichquartett geschrieben hätte, gebührte ihm ein Denkmal. Daß er
Die Männer mit den Gasmasken sind sowjetische Politiker bei einer Luftschutzübung in Wologda zu Beginn der achtziger Jahre, und es heißt dazu im Bildband „Rußlands Jahrhundert”: Die Sowjets schienen wie besessen von der Vorstellung, die Amerikaner könnten sie angreifen...” Das Bild symbolisiert wie kaum ein anderes die Ängste, in die sich die Sowjetführer hineinmanövriert hatten und die sie hinderten, aus dem Wettrüsten auszusteigen. So wurde es, siehe den oberen Beitrag auf dieser Seite, zum ökonomischen Krebsgeschwür und einem Hauptfaktor ihres Unterganges. Freilich:
Josef Krips war ein Dirigent, der nicht nur vom Klavier herkam. Während des Ersten Weltkrieges hat er als Geiger an der Volksoper substituiert, er lernte singen und soll einen sehr schönen Bariton gehabt haben.Daß er auf diese Weise als Dirigent für Sänger und Instrumentalisten zum Glücksfall wurde, versteht sich von selbst. Der Rezensent entsinnt sich einer veritablen Gänsehaut vor Ergriffenheit, als er 1969 unter Krips Schönbergs Gurre-Lie-der mitsingen durfte.Mit 28 Jahren war Krips schon Generalmusikdirektor in Karlsruhe, fünf Jahre - bis zum „Anschluß” -Erster Kapellmeister
Die „Pappendeckelfelsen”, das „Schminkwesen” und daß seine Gestalten „gemummt werben” mußten, das störte Richard Wagner so sehr, daß er am liebsten „das unsichtbare Theater erfinden” wollte. Dabei war ihm anderseits die Szene wichtiger als sogar die Musik. Und das „unsichtbare Orchester” zumindest hatte er für sein Festspielhaus ja bereits erfunden. Der Hauptgewinn dabei war, daß selbst schwächere Sänger nicht vom Orchester gedeckt werden konnten.Frederic Spotts, nach einer diplomatischen Laufbahn Dozent am Center for European Studies in Harvard, legt in seiner
Schon manches ist über Placido Domingo erschienen, nicht zuletzt von seiner eigenen Hand. Cornelius Schnauber konzentriert sich in seiner Arbeit deshalb auf die jüngsten zehn Jahre. Der Autor ist zwar voll Bewunderung, schreibt aber keine Hagiographie. Über Domingos neuerdings öfter erwähnte Probleme mit der Höhe schreibt Schnauber schon zu Beginn.Aufgewachsen ist Domingo als richtiges Theaterkind. Seine spanischen Eltern waren Zarzuela-Sänger. 1949, als Placido acht Jahre alt war, übersiedelten sie nach Mexico City. Und dort lernte er alles, was zum Musiktheater dazugehört, auch
Es ist ein köstliches Pandämonium, das Felix Schmidt da an mehr als 30 Porträts und Interviews zusammengestellt hat.Sergiu Celibidache macht keine Platten, weil „nicht übertragbar“ ist, „was im musikalischen Raum geschieht“. Er schätzt Mähler gering, weil der „nicht aufhören“ kann. Wladimir Ashkenazy findet Mahlers übermäßiges Selbstmitleid kitschig, mag auch Tschaikowsky und Liszt nicht. Claudio Abbado versteht Celibidache nicht, weil der Mahler „den schlechtesten Komponisten aller Zeiten“ genannt hat. Carlo Maria Giulini erlebt „in der deutschen Musik“ „eben
337mal stand Karajan in Salzburg am Pult! Dokumentiert werden seine faszinierenden Auftritte in einem wahren Prachtband, als dessen Herausgeber das Festspieldirektorium selbst fungiert. (Somit ist auch Gerard Mortier dabei.) Es war Karajans Überzeugung, „daß Salzburg eine ganz große Aufgabe hat, den Sinn für Harmonie und Schönheit in der künstlerischen Aussage wieder zu stabilisieren, ganz gleich, ob es sich um Gluck, Mozart, Beethoven oder Blacher handelt“.In einem lesenswerten Essay würdigt Joachim Kaiser nicht zuletzt auch den großmütigen Menschen Karajan — eine Seite seines
Hans-Peter Rieschel war in seiner aktiven Zeit zuletzt Leiter der Hauptredaktion „Theater und Musik“ des ZDFs. In seinem Buch beleuchtet er die Ehen der Komponisten Willibald Gluck, Jo-seph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart, Carl Maria Weber, Felix Mendelssohn, Robert Schumann, Richard Strauss und Gustav Mahler. Manchmal gewinnt man zwar den Eindruck, daß der Autor nicht mit allen seinen Themen restlos vertraut ist (Mozart-Bilder, Umrechnung von Gulden auf Mark; was war das „Wasser“, mit dem man Babies aufzog; „einige Quartette“ von Schumann; der „leichtlebige“ Liszt), aber er mag doch Lesern hilfreich sein, die erstmals einen Blick in das Leben der großen Komponisten werfen wollen.
Von der Entwicklung einer faszinierenden Kunstform ist hier die Rede. Die Hauptrolle spielt dabei, wie von einem Dramaturgen nicht anders zu erwarten, der lesbare Text.
Ernst Pichler gelingt etwas, das mehr als 100 Jahre nicht gelang, nämlich sich vom überragenden Genie nicht den Blick auf die Person verstellen zu lassen.
Die Wiener Philharmoniker sind nicht nur ein Spitzenorchester. Sie haben Sinn für den „Schmäh“. Und die menschliche Seite ihrer Arbeit gibt mitunter auch Anlaß zur Heiterkeit. Camillo Öhlberger läßt nun einen zweiten Band folgen. Ein positives Vorurteil kann nicht schaden, wenn man dieses Buch mit Anekdoten um rund 40 Musikstars und genau so viele Orchestermitglieder zur Hand nimmt. Nämlich nicht mit literarischen Erwartungen ist zu lesen, sondern mit der Freude des Musikliebhabers. Da die Philharmoniker geliebt werden, werden auch die hanebüchenen Knittelverse und der mitunter
Leonard Bernsteins „Young People's Concert” erschien 1962. In der gleichnamigen TV-Sendung hatte der Komponist, Pianist, Dirigent, Autor und große Menschenfreund in 14 Janren an Hand von 53 selber dirigierten Konzerten mit Geschick, Charme und Sachverstand junge Leute in die Welt der Musik eingeführt.Die zweite Buchfassung seiner Arbeiten, die jetzige Neu -ausgäbe, enthält sechs zusätzliche Kapitel, viele hervorragende Notenbeispiele, einige Fotos und ein umfangreiches Register. Außerdem sind alle in dem Buch erwähnten Konzerte als Videos greifbar. Da ist dann das Buch die ideale
1988 erschien Wolfgang Sa-wallischs Autobiographie. Jetzt legt der Dirigent, der 20 Jahre der Münchener Oper verbunden war, die „Fortsetzung" vor: Seine Erfahrungen mit dem Publikum, Musikern und dem vielfältigen „Betrieb" -nun auch in den USA wo er Chef des Philadelphia Orche-stra ist. Der Abschied von München hat eine Wunde aufgerissen, die nicht verheilt zu sein scheint. Wenn er darüber klagt, in München sei die Kritik „ein lokales Phänomen", Künstler würden in einer „bösartigen, hämischen Art" angegriffen, so denkt sich der Wiener: Ach so, nicht nur
Nathan Milstein erzählt weniger von seinem Leben als er seine Ansichten mitteilt - und die sind auch tatsächlich hochinteressant. Als er sieben Jahre alt war, bekam er Geigenunterricht „verordnet”. Eigentlich spielte er viel lieber Fußball. Schon mit 13 bekam er den legendären Lehrer Leopold Auer, aber Milstein blieb bis in sein hohes Alter bei der Meinung, daß „die Rolle des Lehrers bei der Entwicklung einer künstlerischen Begabung überbewertet” werde.Lebensfreund Wladimir Horowitz und er durften als „Kinder der Revolution” ins Ausland: zur Weiterbildung und zur
Je mehr jemand Beziehung zum Klavier hatte, desto mehr mußte er Vladimir Horowitz bewundern. Für die Pianisten war er der Abgott schlechthin. Die mehr am musikalischen Wert orientierten Zuhörer waren nicht alle auf seiner Seite.Geboren wurde der vielleicht, .größte Pianist aller Zeiten" 1903, nicht 04, und ob in Kiew oder in Berditschef, ist bis heute ungeklärt. Sein Abschlußkonzert am Konservatorium in Kiew war eine Sensation. Mit 22 ging er nach Berlin und erlebte sofort den glanzvollen Durchbruch. In der Zeit der großen Wirtschaftskrise erhielt er für ein Konzert bereits 1.500
Franz Willnauers Buch über Gustav Mahlers Wiener Opernjahre erschien 1979 und wurde nun, mit den neuesten Erkenntnissen der Mahler-Forschung angereichert, neu aufgelegt.Nach einem Überblick über Mahlers Werdegang rückt die Wiener Oper ins Blickfeld. Eine Revue der bestimmenden Persönlichkeiten des Hauses am Ring geht der ausführlichen Schilderung von Mahlers Direktionsjahren voran. Von 1897 bis 1907 hat er 648 Aufführungen dirigiert, die meisten von Wagner und Mozart. Er hat hervorragende Künstler verpflichtet und gefördert, der gesamte künstlerische Standard war überragend - getreu
Heute bemühen sich beamtete Ausbildner mit ausgeklügelten Methoden auch um Halb- und Vierteltalente. Ihren Adepten gelingt dann zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig. In „alten Zeiten" beruhte alles auf Vor-und Nachmachen, den erklecklichen Rest mußte die Begabung schaffen.Johann Sebastian Bach war mit zehn Jahren bereits Vollwaise. Der älteste Bruder nahm ihn auf, gab ihn dann an die Lüneburger Freischule ab, mit 18 Jahren begann Bach sein Berufsleben: Immer selbstbewußt, im Kampf mit der Obrigkeit, bald im Besitze einer vielköpfigen Familie und dabei unermüdlich
Wer Ernst Krenek einmal persönlich begegnen durfte, wird bei der Lektüre seiner amerikanischen Tagebücher' aus den Jahren 1937 bis 1942 verblüfft sein: Als Mann um die 50 zeigt er sich hier als ein von Selbstzweifeln und Lebensangst gepeinigter emigrierter Künstler auf der Suche nach einem gesicherten Wirkungsfeld.Der Komponist von „Jonny spielt auf war im Deutschland der Nazis untragbar geworden, und als man auch in Österreich von ihm abrückte und seine Oper „Karl V." nicht aufführte, trieb es ihn in die Neue Welt, die ab 1938 (ein Jahr nach dem ersten Aufenthalt) seine
Glenn Gould: Auch noch zehn Jahre nach seinem Tod „schwankt sein Charakterbild in derGeschichte”. Michael Stegemann hat ein kompendiöses Werk über den exzentrischen Musiker verfaßt. Er schildert ihn zwar als „größten Pianisten aller(!) Zeiten”, aber sein mit einem mehr als lOOseitigen Anhang versehenes Buch ist eine ausgesprochen spannende Lektüre.Schon mit 32 Jahren gab er das Konzertieren auf und zog sich ins Aufnahmestudio zurück. Er betrachtete „das Aufnehmen einer Schallplatte als eine eigenständige Kunstform... Nach zehn Stunden hatten er und ein Toningenieur gerade mal
Gelobt und gescholten wird Carl Orff im Erinnerungsbuch seiner 1921 geborenen Tochter Godela. Sie war mehrmals verheiratet, nennt sich aber Orff. Natürlich genießt sie es, vom berühmten Vater berichten zu können. Sie stellt in diesem Zusammenhang auch das eigene Licht nicht unter den Scheffel. Aber bald gewinnt man den Eindruck, daß sie rächend manche offenen alten Rechnungen begleicht.Lesenswert ist das Buch trotzdem, erfährt man doch manches Private über den Komponisten, und die Tochter macht auch aus ihrer Sicht mit den großen Werken des Vaters bekannt. Ein Werkverzeichnis und 45
Für das erste Herbert-von-Karaj anBuch Franz Endlers-es erschien 1988 - hat der Maestro noch das Vorwort geschrieben. Im Jahr darauf starb er. Nun legt der bekannte Wiener Musikkritiker nicht nur die erste Karaj anBiographie des abgeschlossenen Lebens vor, das Buch beinhaltet auch gegen 30 Seiten von Karajan selbst. Denn das mit ihm geplante Buch kam nicht mehr zustande, und so erhielt Endler vom verhinderten Buchautor das Recht der Edition im Rahmen der neuen Biographie.Dieser Beitrag Herbert von Kara-jans ist so ziemlich das Wichtigste, das es zum Thema Dirigieren überhaupt gibt. Endlers
Höhepunkt der kenntnisreich und gründlich kommentierten Ausgabe von über 100 ausgewählten Briefen des Komponisten ist die Beweisführung, daß Giulietta Giuccardi (die von der „Mondschein-Sonate") Beethovens „Unsterbliche Geliebte" war.Das Buch im ganzen ergibt eine facettenreiche Biographie mit einem authentischen Charakterbild.Umso unverständlicher sind zwei Nachlässigkeiten: Vladimir Karbusic-ky gibt unkommentiert die bislang unbewiesen gebliebene Behauptung der ersten Biographie von 1838 weiter, Beethoven habe von Mozart Stunden bekommen. Und einen schlichten
Musiker sind Schwerarbeiter: Im Einsatz kann die Pulsfrequenz bis um 47 Schläge pro Minute ansteigen. Eigentlich ist ein Philharmoniker mit seinem Orchester verheiratet, Freizeit ist rar, und der „Brotberuf' ist das Wirken im Staatsopernorchester. Die „Philharmoniker" sind ein eigener Verein zur Pflege der Konzertmusik.Gedenkdaten für Gründungsjahre gibt es sozusagen gleich mehrere: 1824, 1833, 1842 oder 1860, weil es seit letzterem Jahr acht Abonnementkonzerte gibt.Hier ist ein umfassend informierendes, gut lesbares Buch entstanden, das „alles" Wissenswerte enthält.DIE
Ein äußerst ernsthaftes und in-formatives, wenngleich auch nicht leicht zu lesendes Mozartbuch ist dem erst knapp 30 Jahre alten Musikwissenschaftler Konrad Küster zu verdanken.Mozarts Lebensgeschichte ist wesentlich bekannter als der diffizil gefügte Aufbau seiner Werke. Der deutsche Gelehrte stellt sie daher in den Mittelpunkt seiner Forschungen, die Lebensumstände des Meisters werden gewisserma-ßen mitgeliefert.Der Mangel an ausführlicheren, reichhaltigeren Notenbeispielen ist aus editorischen Gründen verständ-lich, für den interessierten Leser aber doppelt schmerzlich.MOZART.
Herbert von Karajan als Ge- sprächspartner gehabt zu haben, muß ein intellektuelles Vergnügen besonderer Art gewesen sein. Wie rückhaltlos offen der Maestro je- derzeit war, kann man jetzt aus neuen Forschungsergebnissen Gi- sela Tamsens ersehen: Karajan trat tatsächlich erst 1935 - auf offiziel- len Wunsch - den Nationalsoziali- sten bei. Prominenten hat man aber gerne „nachgereichte" Mitglied- schaften per Mai 1933 gegeben. Übrigens erklärte der Dirigent 1942, zehn Tage nach seiner Heirat mit der „Vierteljüdin" .Anita Güter- mann den Austritt aus der Partei.DIRIGIEREN - DAS IST
Aus einem vermutlich schlechten Schüler und faulen Studenten wurde ein weltberühmter Opernkomponist, der auch auf diesem Gebiet nicht arbeitsbesessen war: Insgesamt schrieb Giacomo Pucci-ni - einschließlich einiger Einakter - zwölf Opern, also rund zwanzig Stunden Opernmusik.Daß er Richard Strauß weniger schätzte als Lehär, wird man eher verstehen als die Begeisterung des Italieners für Richard Wagner. Dreimal war er in Bayreuth und hat von Wagners Instrumentationskunst genauso gelernt wie von der Klanglichkeit Debussys. Seine Libretti ließ er immer wieder ändern. Ihm kam es
Unter dem halben Hundert von Autoren trug Gottfried Kraus -abgesehen von seiner Verantwortung als Herausgeber - die Hauptlast der Arbeit und prägte hier ein österreichisches Buch mit vielen klugen persönlichen Urteilen. Sein treffliches Vorwort findet ein blitz-gescheites Gegenstück in den abschließenden Bemerkungen von Marcel Prawy.Dazwischen befindet sich „eine Chronik in Daten, Dokumenten, Essays und Bildern", und die reicht vom Paläolithikum bis zum August 1989. Und das ist dann der Rahmen für eine bunte, faktenreiche und auf hervorragendem Niveau verfaßte
Moses Mendelssohn ist für uns eigentlich nur mehr als Großvater des Komponisten lebendig, und doch spielte er als Auf klärungsphilosoph für die Emanzipation der Juden in Deutschland eine wesentliche Rolle.Er lernte, gänzlich - auch wirtschaftlich - auf sich allein gestellt richtiges Hebräisch und Deutsch, Mathematik, Logik, Latein, Französisch, Englisch und Griechisch und war dabei „nie auf einer Universität gewesen“. Und so mußte er das alles „nebenbei“ tun, als Hauslehrer, Buchhalter, Prokurist und schließlich Teilhaber einer Seiden-warenfabrik.Als Literaturkritiker hatte
(Sommerspiele Melk; „Der Bürger als Edelmann“ \o^J. B. Moliere) Molieres „Ballett-Komödie“ ist ein heikles Stück, jede Inszenierung wird so zu einer Gratwanderung zwischen höfischer Grazie und Commedia dell’arte. Frank Michael Weber setzt mit seiner Einstudie-nmg leider schon vonBeginn an voll auf die Posse, läßt die Liebhaber gleich Irren auf Fahrrädern im Kreis rasen und kleistert dem Stück auch noch einen handfesten Schluß an.Daß der Herr Jourdain E dd Stav-jemiks trotz all dem sogar noch leise zu rühren vermag, ist eine beachtliche schauspielerische Leistung. Gabriele
Am 25. Oktober werden es 150 Jahre her sein, daß Georges Bizet in Paris das Licht der Welt erblickte. Er verteidigte das „genie rationnel“ gegen das „genie natu-rel“ und war doch selber so ein intuitiv Schaffender, zumindest in seinen besten Werken. Bis auf den heutigen Tag ist die C-Dur-Symphonie des Siebzehnjährigen frisch geblieben, aber erst 1935 (!) fand sich ein Dirigent — es war unser Felix Weingartner —, der sie uraufführte.Seine starke Begabung brachte dem Enkelschüler Cherubinis am Conservatoire den Rompreis, seine Begeisterung für die Deutschen und für Gounod
Im Laufe eines Jahrhunderts hat man gelernt, die Charaktere der beiden „Wagners“ von ihrer zentralen Lebensaufgabe her zu begreifen. „R. W.“ mußte schon im Interesse seines Schaffens egoistisch sein, die Genialität im Erschließen hatte er unzweifelhaft vom Mütterlein geerbt, xmd-auch sein „schmeichelhaftes Selbstgefühl“ war wahrscheinlich schon angeboren. Das aber sind nur Schatten eines hohen Geistes und eines Mannes, dessen Warmherzigkeit und Charme groß und klein bezaubern konnte.Cosima, die Tochter Liszts und Gattin Bülows, dürfte ihm an Bildung und Intelligenz
„Daß Gott den Schrei seines Volkes hört“ — und erst recht die Menschen ihn hören —, das ist die Herausforderung der lateinamerikanischen Befreiungstheologie. Nicht als Angriff auf Glauben und Kirche, sondern als unüberhörbarer Ausdruck einer Unrechtssituation sollte sie verstanden werden. Renommierte Autoren wie Gustavo Gutierrez, Oswald von Nell-Breuning, Norbert Lohfink und andere legen in dem gleichnamigen Buch die entscheidenden Fakten dar und nehmen entschieden Stellung gegen den Hauptvorwurf einer unkritischen Übernahme der marxistischen Gesellschaftsanalyse.Zu einem
Sie kennen und schätzen einander. Sie sind ziemlich hochkarätige „Dilettanten“ und spielen mit anderen Musikliebhabern quer durch die Kammermusikliteratur von Haydn bis Dvof äk. Diese Musik haben sie so „drauf“, daß nicht die Selbstkritik die Musizierfreude erstickt.Diese Wiener Hausmusikszene gibt es eigentlich schon „ewig“; sie lebt still in den Wohnungen der Bürgerhäuser und erneuert sich ständig aus dem Zuzug einiger „Neuer“, die dann allerdings meistens auch nicht mehr ganz jung sind.Dazu muß man wissen, wie eigentlich der Werdegang des privaten Kammermusikers
1,85 Kilogramm Richard Strauss — gespickt mit fast 1000 Fotos, ergänzt durch eine Zeittafel, das Werksverzeichnis, ein Personen- und ein Sachregister, aufgelockert durch Briefzitate und Anekdoten und nicht zuletzt ein einfühlsamer, blitzgescheiter Text ergaben ein Werk, aus dem einem das bayrische Genie geradezu persönlich entgegentritt.In letzter Zeit ist es üblich geworden, Künstler zu kritisieren, wenn sie 1933-45 in Deutschland weiterarbeiteten. Dazu einige Einzelheiten aus dem Buch: 1916 unterzeichnete Thomas Mann ein Pamphlet gegen Frankreich; Strauss jedoch weigerte sich und
Gabriele Wohmann ist eine hochangesehene deutsche Literatin. Sie hat ein gutes halbes Dutzend Romane und viele Erzählungen und Gedichte veröffentlicht. „Der Irrgast“ ist eine Sammlung sensibler Geschichten, die den Blick auf die Innenwelt ihrer Helden freigeben und ein hohes Maß an Einfühlung spüren lassen. Ihre Klagen sind leise, wie vom Zeitgeist übertönt, und immer wieder geht es darin um den Mangel an Liebe in einer traurigen Welt: Literatur für „schöne Seelen“.Die um fünf Jahre jüngere Hannelies Taschau hat ebenfalls bereits einige Romane und Gedichtbände vorgelegt. In
Giuseppe Verdi hat mehr als zwei Dutzend Opern geschrieben. „Nabucco“ war seine dritte, „Ri-goletto“ ist schon das sechzehnte Bühnenwerk des Meisters. Er schlug sich lange mit überkommenen Formen der Oper herum, obwohl ihm dramaturgische Wahrhaftigkeit als Ziel vor Augen stand. Dafür halten sich praktisch alle Werke von 1851 an bis heute auf den Spielplänen großer Häuser, und das sind immerhin zehn Opern. Freilich darf man die fast übermächtige Konkurrenz durch Richard Wagner nicht übersehen. Diesen übrigens rechnet der Autor dieses Buches, Claudio Casini, der „decadence“
Warum hat sich 1945 und später die Abneigung, ja der Haß vieler ehemaliger Emigranten gerade gegen Wilhelm Furtwängler gewendet?Aus Anlaß von Furtwänglers 100. Geburtstag werden mit dokumentarischer Akribie Furtwänglers äußerer und innerer Widerstand gegen die braunen Machthaber und sein Kampf um die Erhaltung seiner Würde als deutschnationaler, humanistischer wie humaner Musiker belegt, der es immer wieder vermieden hat, sich mit Politik einzulassen und der viele Verfolgte mit beeindruckender Zivilcourage rettete.Priebergs Buch beantwortet viele Fragen: einem Deutschen, auch wenn er
Immer differenziertere Aufnahmetechniken zwingen Musikfreunde zu immer komplizierteren - und kostspieligeren - Wiedergabe-Geräten. Erhöht sich auch der Hör-Genuß?
Am 8. Oktober 1585 wurde Heinrich Schütz geboren - 18 Jahre nach Monteverdi, 21 nach Shakespeare, aber ebensoviel Jahre vor Rembrandt und nicht weniger als hundert Jahre vor dem großen Johann Sebastian.Daß Schütz über seine historische Bedeutung hinaus als Komponist selber ein Großmeister von internationalem Rang und unverzichtbarer Wichtigkeit für die Musikentwicklung war, lassen unsere Konzertprogramme leider nicht mehr erkennen. Dabei begann seine biographische Würdigung schon zu Bachs Lebzeiten in J. G. Walthers „Musicalischem Lexicon“. Hundert Jahre danach erfuhr er eine
Die ungemein vielfältige Literatur trifft auf ein ebensolchesPublikum. Auch in der Musik ist es so, und Anspruchsvollen eine gewisse Unterhaltungsmusik aufzudrängen ist sinnlos. Vieles aber, das Abermülionen von Menschen in der Welt bewegt, bleibt einer intellektuellen Oberschicht unbekannt.Die Welt Jamaikas und der Aufstieg des Reggae-Königs Bob Marley ist so ein Phänomen. Im Slang der Straße wurden ab den sechziger Jahren Sozialprobleme und die religiöse Heilssehnsucht der schwarzen und farbigen Armen angesprochen.Bob Marley war, einst der charismatische musikalische Sendbote des
Joseph Haydn ist erst ein Vierteljahrtausend nach seiner Geburt vom Klischeebild des „Vaters Haydn" befreit worden. Anton Bruckner verliert 100 Jahre früher das Odium des weltfremden, etwas einfältigen „Tonerls". Und gar so tief verwurzelt im Oberösterreichischen muß er auch nicht gewesen sein: Seine Vorfahren waren im niederösterreichischen Alpenvorland daheim ...Manfred Wagner rückt in seinem von der übrigen Fachliteratur beeindruckend unabhängigen Buch mit kundiger Hand das Brucknerbild zurecht und zeichnet einen Künstler, der in Wien anerkannt und geachtet war, sich
Rechtzeitig zum Anlaufen der „Schubertiaden" im Musikverein erschien das praktische Handbuch für den interessierten Musikfreund, der „Kleine Deutsch". In diesem Verzeichnis sind die Werke Schuberts (wie auch im Großen Deutsch) in der Reihenfolge ihrer Entstehung angeführt.Kompositionen, die erst seit 1955, dem ersten Erscheinen des grundlegenden Verzeichnisses von Otto Erich Deutsch, aufgefunden wurden, haben die Deutsch-Zahl des zeitlich nächsten Werkes, aber mit einem dahinter angefügten Großbuchstaben. So folgt beispielsweise D 1, der Fantasie in G für Klavier zu vier Händen,
Selbst wenn jemand nur Zeit hätte, die letzte Rede aus Leonard Bernsteins Buch zu lesen, das aus alten und neuen Gelegenheitsschriften und -reden zusammengestellt ist, sollte er das unbedingt tun. Hier spricht ein edel gesinnter Künstler, der sein Menschentum aus drei starken Wurzeln speist: er ist Jude, Musiker und Amerikaner.Der Musiker mit dem hohen Intellekt und der umfassenden Bildung läßt wahrscheinlich gerade deshalb sein Herz sprechen. Er bekennt, keine Note komponieren zu wollen, wenn sein Herz als Dirigent gerade an einer Konzertsaison hängt, anderseits aber „nicht wegen einer
Ein riesiger Band im Format eines Telefonbuches, an die 300 Seiten stark und voller Belege zur Wagner- Rezeption: Es war schon eine beeindruckende Leistung des Herausgebers Hartmut Zelinsky, das alles zu- sämmengetragen zu haben.Zelinskys in der Tat fragwürdige Hauptthese, Wagners Parsifal zielte auf einen vom Judentum „erlösten Erlöser“ ab, hat ihm schon viele Gegner geschaffen. Ganz anders hingegen i ortet Friedrich Oberkogler, Wagnerianer vom alten Schlag, im Parsifal ein tiefes christliches Mysterium und bietet eine eingehende Besprechung von Text und Musik des großen Alterswerkes
Heuer wurde Herbert von Karajan 75, jüngst mußte er sich neuerlich einer schweren Operation unterziehen und viele Musikfreunde bangen darum, daß der große Musiker wieder komplikationslos ans Pult der großen Orchester dieser Welt treten kann.Es war ein steiler Weg vom Salzburger Mozarteum über die Wiener Mus’ikakademie, das Engagement als erster Kapellmeister 1929—34 in Ulm, 1934—41 an der Aachener Oper, dazwischen schon in Salzburg, Wien, Berlin, wo der internationale Durchbruch mit „Tristan“ erfolgte, über die Notzeit 1945 in Italien, die Heimkehr über Wien und Salzburg und
(Musikverein, Wien) Am Beginn einer Jeunesse-Matinee des bestens disponierten ORF-Symphonieorchesters unter dem ausgezeichneten Hubert Soudant gab es Helmut A. Fiechtners ,;Hirtengedicht". Der allen FUR-CHE-Lesern noch bestens bekannte Privatgelehrte und Kulturredakteur verband darin als gelernter „Debussyste" impressionistische Klangschönheit mit rumänischer Folklore und bewies damit nicht nur hohes technisches Können, sondern auch Phantasie und Musikalität.Beethovens Es-Dur-Klavier-konzert mit lan Hobbson und Dvoraks berühmte „Neunte" waren weitere Höhepunkte eines genußreichen
(Wiener Kammeroper: „Don Gregorio“ von Gaetano Donizet- ti). Sein verliebter Schüler plagt ihn, dessen Bruder belastet ihn mit seinem Eheproblem, der Vater der beiden jungen Männer macht ihm die Hölle heiß, doch zuletzt kommt auch für den Hauslehrer Don Gregorio alles ins Lot. Die Wiener Kammeroper hat sich mit dieser vergessenen Donizetti-Oper einen nachhaltigen Erfolg verdient.Robert Herzls Regie (er ist auch für den deutschen Text verantwortlich) gewinnt im Lauf des Abends an Intelligenz und Einfallsreichtum, die Kostüme sind charakteristisch (Pantelis Desyl- las) und es wird
Hermann Prey, als Opembari- ton ein Star, vor allem aber einer der besten Liedinterpreten der Welt, beschert seinem Publikum ein dickes Buch über sein Leben. Er hat sich dazu der Hilfe von Robert D. Abraham versichert, der Preys Geschichte aufzeichnete.Dabei, das glaubt man zu erkennen, ist der gebildete Sänger selbst ein guter Erzähler, und der erfahrene Koautor dürfte das meiste wörtlich vom Künstler übernommen haben.Prey gibt sich dem Leser gewissermaßen freundschaftlich und vertrauensvoll in die Hand, berichtet vom Werdegang, seiner nun bald dreißigjährigen Liebesgeschichte mit
Dem Babenberger-Markgrafen des 12. Jahrhunderts, Leopold dem Heiligen, verdanken wir den Anlaß, dem Habsburger-Kaiser Leopold I. das Werk und einer der vier Wiener Leopolds-Kirchen, der von Otto Wagner auf dem Steinhof, den Ort der Aufführung.Dabei geht es um die Schutzengel-Messe des kaiserlichen Komponisten, der als solcher durchaus mit den Maßstäben für Profis zu messen ist und ein beachtliches Oeuvre an Kirchenkompositionen hinterlassen hat.Stilistisch besser hätte das Werk in St. Leopold im 2. Wiener Gemeindebezirk gewirkt, aber im Sinne der Predigt von Weihbischof Helmut Krätzl
Am 29. Juli vor 125 Jahren starb Robert Schumann, nachdem er zwei Jahre vorher in geistiger Verwirrung in den Rhein gesprungen war. Das Leben eines Künstlers ging damit zu Ende, der vor allem in der Klaviermusik, im Lied und in der Kammermusik Wesentliches zur Ausformung der deutschen Romantik beigetragen hat.Unbeschwert war die Kindheit. Der Vater übertrug als Verleger die Liebe zur Literatur auf den Sohn, starb aber früh. Schumanns Schwärmerei für Literatur und Musik ließ ihn nicht lange beim Jurastudium, sein geliebter, hochmusikalischer Rechtslehrer Thibaut selber empfahl ihm das
(Sommerspiele Melk: „Ein Sommernachtstraum" von William Shakespeare). Kann man als Schauspieler noch natürlich wirken, wenn man wegen der akustischen Verhältnisse im Freien laut deklamiert? Man kann nicht nur, Peter Janisch’ Inszenierung hat darüber hinaus auch noch hohe poetische Qualitäten.Die barocke Fassade des Pavillons und der Park spielen gewissermaßen die Hauptrollen, außerdem klingt Mendelssohn-Bartholdys berühmte Musik vom Band über Lautsprecher besser als eine übliche Bühnenmusik.Vom kabarettistischen Spaß der Rüpelszenen abgesehen wird nicht outriert. Peter Josch
(Konzerthaus, Musikverein Wien) Maurizio Pollini setzte beim diesjährigen Internationalen Musikfest mit Mozart und Beethoven einen unumstrittenen Höhepunkt: Klarheit und überirdisch schöne innere Ruhe beim einen, Dramatik und tiefe Empfindung beim anderen, immer aber mit einer sagenhaften Technik.Gidon Kremer könnte als Pollini der Geige angesprochen werden, doch sein hoher Intellekt drängt das Musikalische doch etwas in den Hintergrund. Bei Steve Reich oder John Cage war das am Platze, bei Beethoven störte das eher.Shlomo Minth hingegen ist der romantische Geiger schlechthin. Mit dem
(Kammeroper, Wien, 2 Einakter von Felix Mendelssohn-Bartholdy). Im Konzerthaus regieren Bartök und Mendelssohn das Musikfest, und daher brachte auch die Kammeroper eine passende Neuproduktion: „Heimkehr aus der Fremde" stammt vom 20jährigen, „Die beiden Pädagogen" schrieb sogar der zwölfjährige Mendelssohn und zeigte gerade da seine frühe Genialität. Den Kampf eines echten und eines unechten Hauslehrers um Pöst-chen braucht natürlich das Zeitkolorit des 18. oder 19. Jahrhunderts.Hermann Keckeis läßt die Geschichte heute spielen und provo-ziert hier auch noch einen unnötigen
Als Vierjähriger soll Gustav Mahler, der Sohn des Kaufmanns und „Branntweinschän- kers“ zu Kalischt in Böhmeg schon zweihundert Volkslieder zu singen imstande gewesen sein, und in diesem Alter hatte er auch das Schlüsselerlebnis seines Daseins. Der Vater behandelte die Mutter wieder einmal besonders brutal, das gepeinigte Kind stürzte auf die Straße, und draußen plärrte ein Werkelkasten fröhlich das abgründige Lied vom „lieben Augustin“.Sein ganzes Leben lang wollte sich Mahler, dessen Todestag sich am 18. Mai zum siebzigsten Mal jährt, im Komponieren davon heilen, sein
Was macht der kulturbeflissene Besucher Wiens im Sommer am Abend? Diese einst so brisante Frage ist seit der Einführung des Musikalischen Sommers und dank der Aktivität der Wiener Kammeroper längst nicht mehr schwer zu beantworten. Das ambitionierte Musiktheater am Fleischmarkt hat es immer wieder verstanden, mit guten jungen Sängern und interessanten Programmen das Publikum zu fesseln.Nunmehr nimmt die Kammeroper wieder den Spielbetrieb auf, und zwar mit Haydns Einakter „Der Apotheker" nach Goldoni und dem Singspiel „Bastien und Bastienne" des damals zwölfjährigen Mozart. Man kann
(Dominikanerkirche, Mozartsaal; Wien) In Straußens „Ariadne“ heißt es, daß Musik eine heilige Kunst sei. Zutreffen muß das in erster Linie auf die Kirchenmusik. Der Arnold Schönberg-Chor unter Erwin G. Ortner und Hans Hasel- böck an der Orgel führten den Beweis mit Motetten von Brahms und Mendelssohn, der Zweiten Sonate des Letzteren, drei Orgelstückenvon Alain und den „Laudes Or- gani“ von Kodaly. Die Klangpracht war beeindruckend, die transparent gemachte Stimmführung sprach für die Qualitäten der Sänger, Hasel- böck spielte virtuos und klar und erfüllte die schönen
(Volksoper, Wien „Die ungarische Hochzeit“ von Nico Dostal) Was sich die Ungarn schon an klischeehafter Darstellung gefallen lassen mußten, ist vielen Österreichern gar nicht bewußt. Zu sehr ist Operettenkitsch „ins Volk“ gedrungen. An dieser Stelle sei aber nicht Nico Dostal, Komponist der „Ungarischen Hochzeit“, öffentlich gekränkt.Der greise Künstler konnte sichtlich gerührt den freundlichen Beifall des Premierenpublikums und ein Ständchen von offener Bühne entgegennehmen. Die Aufführung war fabelhaft.Die (neue) Rahmenhandlung entspricht den gesteigerten Ansprüchen an
Der Verlag hat bis zur Halbzeit in der Edition seines Großen Lexikons der Musik keine halben Sachen gemacht, das zeigt auch der vierte Band aus der auf insgesamt acht Teile festgelegten Serie. Nicht nur Genies der Vergangenheit, wie Jos- quin, Händel oder Haydn, sondern auch Musiker unseres Jahrhunderts erfuhren wieder eine profunde und erfreulich umfangreiche Darstellung.Hier wäre nicht zuletzt auf J. M. Hauer hinzuweisen, dessen Priorität in der Dodekaphonik klar herausgearbeitet wird. (Daß auch Oth- mar Steinbauer in Wien an der Musikhochschule die Zwölftontechnik zur
(Raimundtheater, Wien: „Lady in the Dark“ von Kurt Weill) In der Musik blitzt kaum je die alte Genialität Weills auf - es ist amerikanische Kommerzmusik von 1940. Die Songtexte sind von einem Bruder Gershwins, das Buch schrieb Moss Hart: gestreßte Managerin zwischen zwei Männern erzählt dem Psychiater ihre Traumbilder und heiratet - geheilt - einen dritten (Günther Frank).Nadja Tiller bleibt farblos, in den Traumszenen ohne Ausstrahlung. Sandor Nemeth brilliert in einer Rolle, die einst Horst Tappert (!) spielte. Wilm ten Haaf stellte eine gescheite Inszenierung auf die reich
(Raimundtheater, Wien; „Die Landstreicher" von C M. Ziehrer.) Ein bißchen blöd stellen muß man sich ja des öfteren, daß einem gewisse Operetten gefallen. Uber das bei den „Landstreichern" in der Wallgasse nötige Ausmaß möge jeder selber urteilen.Die Idee, in Konkurrenz zum Farbfernsehen alles in Schwarz-Weiß zu halten, erwies sich als glücklicher optischer Gag, allerdings mit fast zu eleganter Wirkung, denn die Kostüme von Herwig Libowitzky erwiesen sich als reine Augenweide.Kurt Liederer in der Titelrolle ist ein lieber, vifer Kerl, Christine Jirku gefälltdurch ihre
(Musikverein, Wien) Mit Recht wurde bei den Konzerten rund um Schuberts Todestag auch der weniger bekannten Werke gedacht. Helmut Froschauer dirigierte seinen riesigen Singverein im Großen Saal. Neben der volkstümlichen Deutschen Messe (sehr gut die Prisma-Bläser) gab es Sechs Antiphonen, die Deutsche Trauermesse, ein Salve Regina (D 379) und anderes gewissermaßen in unbiedermeierli-cher Kolossalausgabe klangschwelgerisch dargeboten, drei trockene Orgelfugendes 15jährigen Schubert spielte Rudolf Scholz ohne großes Animo.Die Schubertiade im Brahms-Saal hatte den Vorteil, von guten
Erwin Ringel erinnert an Anton Hanaks Plastik: Auch er brennt innerlich, als Psychotherapeut fiir Menschlichkeit, als Christ fiir Vernunft und Liebe.Im Musik verein gab er dem Wiener Kulturkreis einen Exkurs über das Religiöse („Religion gehört zum Menschheitsgut der Seele", „eine ungeheure Sehnsucht nach Gott", „aus der Vielfalt der Religionen erwächst die Pflicht zur Toleranz") in der Oper, hervorragende Kräfte boten Hörproben.Am Beispiel der „Romerzählung" aus dem „Tannhäuser" trug er die an den Papst gerichtete Bitte vor, „es dem Himmel schwer
(Konzerthaus, Wien) Als Dirigent im Requiem op. 5 des ausdrucksbesessenen Hector Berlioz einzuspringen ist eine unvorstellbare Leistung. Nach Erkrankung von Alain Lombard (und Tenor Francisco Araiza) wagte es Leif Se-gerstam, „sein" ORF-Symphonieorchester mit vielen zusätzlich engagierten Musikern und dem Staatsopernchor, einen riesigen Apparat von rund 200 Menschen, zu übernehmen.Segerstams Temperament und Schlagtechnik feierten Triumphe, der wagemutige David Rendali bewältigte sein hochliegendes „Sanc-tus" mit Erfolg. Der beispielhafte Einsatz aller galt nicht nur dem
Der dritte Band des großen Herder-Musiklexikons bringt - den diesmal „fälligen" Stichwörtern entsprechend - weniger über große Komponisten als über große Musikländer.Natürlich kommen Faure, Cesar Franck, Gluck, Gounod und andere nicht zu kurz, aber besonders geglückt sind Artikel wie die über Griechenland, Großbritannien oder Frankreich, die in sich bereits eine Musikgeschichte vom Altertum bis in die Neuzeit bieten.Daß mit Gaetano Guadagni sogar ein Sänger aus dem 18. Jahrhundert vorkommt, könnte Sangesfreunde freuen: daß die Geigenbauerfamilie Guadagnini fehlt, wird
Sie wollen Mario Del Monaco zum Geburtstag gratulieren? Wissen Sie wie alt „die” Caballe wirklich ist, oder wann Ray Charles seine erste Big-Band gründete? Schlagen Sie getrost nach, aber wenn Sie das Buch nicht rasch wieder weglegen, werden Sie sich für längere Zeit mit dem Reich der Musik beschäftigen müssen.Sie erfahren endlich genug von Marc-Antoine Charpentier und seiner „Eurovisionsfanfare”, und im Artikel „Deutschland” hat man das Kunststück einer kurzgefaßten Musikgeschichte zustande gebracht, die gleich den gesamten Sprachraum umfaßt -, worüber man natürlich auch
(Musikverein, Wien) Karl Böhm dirigierte: Eigentlich möchte man sagen, seine Anwesenheit veran-laßte die Philharmoniker zur größten Hingabe. So wurden in Beethovens „Zweiter” und - vor allem - in der „Siebenten” alle Momente innerer festlicher Bewegung eines großen Menschen spürbar.Das Schlußkonzert der Festwochen bestritten dann die Wiener Symphoniker unter Carlo Maria Giulini. Fast greifbare Klangsinnlichkeit und technisches Raffinement bot Elisabeth Leonskaja in Mozarts Es-Dur-KIavierkonzert (KV 217) auf.Weniger Höhenflug vermittelte Giulinis Interpretation von
(Musikverein, Wien) Ein analytischer Verstand und ein Musikerherz machen Maurizio Pollini zum idealen Interpreten der Moderne. Sein erstes Festwochenkonzert stand vor allem in ihrem Dienst bei Klavierstücken von Schönberg (op. 23, op. 33a, b und als Zugabe op. 19) und Bartök („Im Freien”): Intensive, lockere Deklamation, Nachgestaltung der postromantischen Faktur galt dem Österreicher, differenzierter Anschlag und volle Entfaltung des tonmalerischen Könnens'dem Ungarn. Pollini, der Weltmeister!Das lettische Geigergenie Gidon Kremer hingegen droht seiner Intelligenz zu erliegen, tötet
(Musikverein, Wien) Mit Mitte Achtzig noch immer aufzutreten, das ist schon kein Risiko mehr: Wer stürzt ein Pianistendenkmal vom Sockel? Wilhelm Kempff spielte Beethoven (op. 7), Schubert („kleine” A-Dur-Sonate, D 664) und Chopin (vier Impromptus) total entspannt und mit verblassender Erinnerung an große künstlerische Taten; fürd i eist ihm noch heute zu danken.Einen Tag vorher hörte man Bruno Leonardo Gelber in Beethovens Es-Dur-Konzert. Der bereits weltberühmte argentinische Wahlpariser spielte technisch hervorragend und lyrisch versonnen, aber verwechselte manchmal Kraft mit
(Raimundtheater, Wien) „Kis-met": 1911 war es ein Theaterstück, und bevor es 1953 ein Musical wurde, entdeckte auch Opas Kino den Stoff. Das gibt es nur in Bagdad: überall prangt holde Weiblichkeit lustvoll mit allem, was sie hat, dazu gibt es ein junges und ein reifes Liebespaar. Robert Wright und George ForresJ komponierten mit und zu Musik von Borodin und schrieben auch die Texte, Charles Lederer und Luther Davis das Buch. Schubert ist es da mit Bertes „Dreimäderl-haus" vergleichsweise noch gutgegangen ...Aber die Wiener Premiere zeigte ein hohes Maß von Perfektion
(Volksoper, Wien) Karl Millök-kers „Gasparone" in einer neuen Inszenierung von Robert Herzl gefällt vor allem einmal durch frische, realistische Bühnenbilder (Pantelis Desyllas) und hübsche Kostüme (Silvia Strahammer).Ereignis des Abends sind zwei Nebenrollen: Ossy Kollmanns Fröhlichkeit ist echt, Karl Dönch (sein Vater, Nasoni) ist darstellerisch wie stimmlich das Ereignis des Abends. Feschak Franz Waechter (der Fremde) glänzt mit leuchtender Höhe, Marjon Lam-briks (Carlotta) wird in Erscheinung und Stimme der Rolle gerecht, Erich Kuchar ist ein netter Ganove, der auch singt,
Wo andere an die Pension denken, begann er mit neuem Schwung eine Arbeit, die zu seinem Lebenswerk werden sollte: Helmut Wobisch gehörte der unbeugsamen Generation an, die noch in die Kaiserzeit hineingeboren wurde, deren Kindheit der Erste, die reifen Mannesjahre der Zweite Weltkrieg verdüsterte. Vielleicht kam sein ungebrochener Optimismus von diesem Schicksal, viele „Enden" überlebt zu haben. 1936 war er als Trompeter zu den Philharmonikern gekommen, zeitweise auch ihr Geschäftsführer gewesen und vor etwas mehr 1 als zehn Jahren auf die Idee gekommen, sommerliche Musikfestspiele
(Musikverein, Wien) Daß der internationale Opernstar Shirley Verrett auch bei uns schon Freunde gewann, zeigte der begeisterte Auftrittsapplaus bei ihrem Debüt im Musikverein. Gewissermaßen zum „Einsingen", begann die amerikanische Sopranistin mit drei Arien von Pergo-lesi und ließ gleich darauf Schumanns „Frauenliebe und Leben" folgen. Die Künstlerin, Anfang der Vierzig, ist nicht nur eine prachtvolle Erscheinung, sie hat auch einen ungemein modulationsfähigen Sopran mit leuch-' tender, kraftvoller Höhe, der auch bei heiklen Piano-Einsätzen leicht und klangvoll
Kurzgefaßte Künstlerbiographien haben den Vorteil der Übersichtlichkeit und Popularität Sollen sie darüber hinaus auch genauer auf Werke eingehen und womöglich neue Einsichten bringen, so werden sie leicht überfordert Das ist auch in Peter Dannenbergs mit hervorragendem Bildmaterial ausgestattetem Schumannbüchlein der Fall.Wenn er meint Schumann habe die Titel seiner „Kinderszenen" nachträglich erfunden und sie seien keine Programmusik, kommt er in wesentlichen Gegensatz zu einem solchen Kenner wie Walter Georgii. Wenn berichtet wird, daß Mendelssohn die Bach-sche
(Die Komödianten, Wen) Bis 2. Februar gastiert das Ensemble „Alondra" im Künstlerhaus mit Romanzen der Sefardim. (Diese Nachfahren der 1492 aus Spanien und Portugal ausgewiesenen Juden, siedelten sich im osmani-schen Raum an, bewahrten aber ihre Sprache und stellenweise noch ihre Kultur. Elias Canetti ist ein Zeuge dafür.) Eigentlicher Star ist nicht die erfahrene Spanierin Marie-Therese Escribano, die natürlich ihre Text- und Liedervorträge haargenau im Stil trifft, sondern ein unmittelbar „Betroffener": Aron Saltiel aus Istanbul singt und spricht mit einer Natürlichkeit,
(Musikverein, Wien) Dem Wagemut und der Unternehmungslust der „Jeunesse“ war die Aufführung eines Oratoriums von Berlioz zu danken: „L'Enfance du Christ“, op. 25, befaßt sich nach einer Textvorlage des Komponisten mit der Kindheit Jesu. Das opernhaft wirkende Werk ist vorwiegend auf einen „kleinen, unschuldigen Stil“ des Barock abgestimmt und als Kind der Romantik vielleicht mit Schumanns „Paradies und Peri“ zu vergleichen. Dabei schneidet es sehr gut ab.Bedauerlich war, daß man sich für eine Aufführung in Originalsprache entschlossen hat, obwohl eine deutsche Übersetzung
(Wiener Kammeroper) In die Kammeroper muß man nicht wegen der Inszenierung gehen; wegen der Musik aber lohnt es sich unbedingt. Zwei Einakter stehen auf dem Programm: „Der Ehemann als Liebhaber“ von Pergo- lesi und Offenbachs köstliche Parodie auf die italienische Oper, nämlich „Salon Pitzlberger“. Amanda Benda, Karl Dumphart, Hans Günther Müller, Rudolf Schasching und Ernst Hammer- schmidt outrieren nach Herzenslust und singen tadellos, die Musiker des Rundfunkorchestersverwandeln die einfach gebauten Partituren in animierenden Klang.' Die Aufführung dirigierte Christo
(Konzerthaus, Wien) Die piani- stischen Qualitäten des Exilrussen Vladimir Ashkenazy sind weltbekannt. In Wien war man mehr darauf gespannt, wie er sich als Dirigent „machen“ würde. Bartöks Divertimento für Streichorchester gelang ihm auch recht temperamentvoll. Das technische Risiko war mit dem Phil- harmonia Orchestra London aber denkbar gering: Fachlich konnte er sozusagen von der Substanz leben. Trotzdem tat ihm die Doppelbelastung in Mozarts B-Dur- Konzert (KV 595) nicht gut, trotz schöner Momente fehlte die geschlossene Wirkung, Mit einer großflächigen, aufgeheizten
(Konzerthaus, Wien) Die Etablierten (das WienerStreichertrio) und die Jungen (das Flieder-Trio), hatten in ihren interessant programmierten und musterhaft ausgeführten Konzerten auch Meisterwerke, die nur wenige kennen. So hörte man eine hinreißend virtuose und lockere Interpretation des Schönberg’schen Streichtrios aus dem Jahre 1946, die zum umjubelten Höhepunkt des Abends wurde.Eine Novität in Wien war die Violin-Klavier-Sonate fis-Moll von Max Reger. Klara Flieder stattete diese große Sonate mit gesanglichem Ton und der angemessenen Vitalität aus, Roman Ortner am Bösendorfer war
(Musikverein, Wien) Ein mit Bruckners „Dritter“ endendes Symphoniker-Konzert unter der Leitung des greisen Lovro von Matacic bot die Gelegenheit zur Wiederbegegnung mit Henryk Szeryng. Er spielte das Brahms- sche Violinkonzert mit der Einfachheit der Reife, vor allem gelöst musizierend: was man natürlich nur kann, wenn man hoch musikalisch ist und im Vollbesitz einer virtuosen Technik. Zur Einleitung spielte der berühmte Pole mit Wahlheimat Mexiko ein Vi- valdi-Konzert für zwei Violinen. Reinhold Wolf als zweiter Solist erbrachte eine angemessene Leistung: eine große Chance für ein
(Musikverein, Wien, bis 25. Oktober) Er komponierte drei Symphonien, ein Klavierkonzert, Kirchen- und Kammermusik, doch die „Werke”, die ihn überlebten, sind die Plattenaufnahmen seiner Interpretationen „fremder” Musik. Daß er ein romantisches Herz hatte, verhehlte er nie. Er war der Wagner-Dirigent (im Wettstreit mit dem legendären Knapperts- busch) und nicht minder groß bei Schumann, Brahms und anderen.Den „Musikfreunden” in Wien war er als langjähriger Konzertdirektor besonders verbunden, und so hat die Gesellschaft der Musikfreunde gerne die Schweizer
Die „Optik” im Konzertsaal widerspricht oft dem Namen des größten österreichischen Konzertveranstalters: Gar so viel Jugend ist da im Publikum nicht immer zu sehen. Und doch stimmt alles. Die grauen Häupter auf den teureren Plätzen sind eben die „Jugend” der fünfziger Jahre, und sie sind treu geblieben. Immerhin wird die Musikalische Jugend Österreichs heuer 30 Jahre alt.Daß heute schon Kinder und Kindeskinder dabei sind, spricht für die Richtigkeit des Konzepts: Man fördert sowohl die komponierende wie die ausübende Jugend und bietet jugendlichen Zuhörern erschwingliche
Paul Lorenz, Nestor der Wiener Musikkritik, kompilierte ein leicht faßliches und übersichtlich gestaltetes Buch über Klavierspieler und ihr Instrument; darüber hinaus aber hat er die wichtigsten Interpreten unseres Jahrhunderts selbst gehört - sein persönliches Urteil verbindet sich mit der Kenntnis des Privatgelehrten.Das Klavier bedeutete für „Produktion“ und „Konsum“ von Musik Ähnliches wie die Dampfmaschine für die Arbeitswelt. Lorenz geht ausführlich auf die drei großen „C“ Clementi, Czerny und Cramer als Lehrmeister des Klavierspiels ein, vergißt natürlich nicht
(Konzerthaus, Wien). Eine der bedeutendsten geistigen Auseinandersetzungen des heurigen Wiener Musikfestes verdankte man dem LaSalle-Quartett, das an insgesamt vier Abenden die Quartette von Arnold Schönberg (op. 7, 10, 30 und 37) vier späten Werken Beethovens (op. 127, 133, 131 und 132) gegenüberstellte und charakteristische Grundzüge im Schaffen der so verschiedenartigen Meister darlegte: von der Entwicklung beider aus Klanggebundenem zur Ideenmusik persönlichster Art, ja bis zur Gemeinsamkeit im Durchbrechen strenger Regeln (bei Beethoven in der Großen Fuge, op. 133, als Schlußsatz
(Konzerthaus, Wien.) Elisabeth Leonskajas Klavierabend zeigte die in Wien bereits überaus beliebte Georgierin auf neuen Wegen: in einer sehr persönlichen, aber durchaus nicht überzeugenden neuen Auseinandersetzung mit deutscher Spätromantik. Die f-Moll-Sonate (op. 5) von Brahms zerfiel in zwei Teile: den männlich-kraftvollen Stirnsatz und einen äußerst lyrischen „Rest“ mit gedehnten Tempi mit tiefster Versonnenheit.Die anschließenden Transkriptionen und Paraphrasen von Liszt erwiesen sich als publikumswirksame Schlager. Bei näherem Zuhören allerdings ließ „Isoldes Liebestod“
(Schubert-Saal, Wiener Konzerthaus) Ernst Kovacic gilt uns noch immer als der aussichtsreichste österreichische Violinsolist der jüngeren Generation. In letzter Zeit ist er immer wieder in Soloabenden aufgetreten. So auch diesmal, und zwar mit einem barocken Programm, das Musik unseres Jahrhunderts in einen barocken Rahmen stellte: Tele-manns Fantasie e-Moll und die C-Dur-Sonate von Bach. Auffa-lend war die Klarheit seines polyphonen Spiels und der weiche Strich, der der Guadagnini zauberhafte Töne entlockte. Vier kurze Stücke von Heinz Karl Gruber, op. 11, leiteten über zu Ivan Eröds
(Musikverein, Wien) Händeis „Judas Maccabaeus“ hat sich vor allem wegen der dramatischen Wucht seiner Chöre frisch erhalten. In unseren Tagen kommt durch den umstrittenen Nahostfrieden noch die neue politische Aktualität dieses Stoffes dazu. Dem Dirigenten Wolfgang Schubert stand ein ausgezeichnetes Ensemble zur Verfügung, und diesem Umstand allein ist es zu danken, daß die Aufführung so gut wurde.Vom Dirigenten ging nämlich nur Langeweile aus; im dritten Akt begann sogar das rhythmische Gleichmaß ins Wanken zu kommen, sicherlich nicht durch die Schuld des ausgezeichneten
(Musikverein, Wien) Im österreichischen Bundesjugendorche-ster sammeln junge Musiker im Alter zwischen 12 und 25 Jahren ihre Erfahrungen in einem „richtigen“ Symphonieorchester. Und ein solches ist es unter der Leitung von Ernst Märzendorfer auch geworden.Den überzeugenden Beweis lieferten die disziplinierten jungen Könner mit Beethovens „Weihe des Hauses“ (mit Ursula Prei-ner-Raunacher, Walter Fink und dem „Jeunesse-Chor“) und seiner „Eroica“. Der Spannungsreichtum und die Klangqualität der Aufführung waren ebenso bemerkenswert wie die restlose Hingabe der ambitionierten
(Musikverein, Wien) Zwei Symphoniker-Konzerte unter der Leitung von Jerzy Semkow ermöglichten die Begegnung mit jungen, renommierten Virtuosen, gaben aber auch Anlaß zur Sorge um das Orchester, in dem so viele hervorragende Musiker sitzen.Mögen die verwackelten Einsätze in Rossinis Ouvertüre „Die Italienerin in Algier“ zu Lasten des Dirigenten gehen, die Inhomogenität des Klanges, namentlich der Violinen, der wenig inspirierte Einsatz (in Beethovens „Sechster“ gab es bloß mit dem „Gewitter“ eine kurze Belebung) und viele kleine Schlampereien lassen eher auf Übermüdung oder
Acht große, prachtvoll bebilderte Bände wird das auf der Grundlage des „Dictionnaire de la musique“ beruhende „Große Lexikon der Musik“ im Verlag Herder umfassen. Jedes Vierteljahr erscheint ein Exemplar mit jeweils ungefähr 464 Seiten. Der erste Band (A-Byz) liegt bereits vor: Herausgeber Günther Massenkeil hat einen äußerst glücklichen Kompromiß zwischen einerrein wissenschaftlichen Arbeit und einem volkstümlicheren Nachschlagewerk gefunden, hat er es doch offensichtlich.verstanden, 300 Fachleute zu finden (unter ihnen die österreichischen Gelehrten Theophil Antonicek,
(Konzerthaus Wien) Die große Freude im zweiten Abend des Haydn-Trios begann mit dem Schluß: Beethovens anakreonti-sches Klaviertrio G-Dur, op. 1/2, erfuhr eine musikantisch gelöste, temperamentvolle Wiedergabe: schönste Kammermusik. Mozart (B-Dur, KV 502) und Schostako-witsch (e-Moll, op. 67) entbehrten leider gerade dieser Vorzüge, klangen verhalten und unpersönlich. Dafür wurden die Besucher der Pausenräume durch eine hübsche Idee der Konzerthausgesellschaft erfreut: eine kleine Verkaufsausstellung mit hohem Niveau, Blätter von Faistauer bis Korab, von Dombrovsky und anderen bis
(Musikverein, Wien) Das Erlebnis in der von Miltiades Caridis dirigierten Hohen Messe Bachs war die Altistin Ria Bollen, jedoch auch die Leistung der übrigen Gesangssolisten (Sheila Armstrong, Kurt Equiluz, Robert Holl) und Instrumentalisten (Viktor Redtenbacher, Werner Kies, Martin Spanner, Andrea Schwimm, Wolfang Svajda, Leonhard Wallisch, Heinz-Karl Gruber und Rudolf Scholz) verdient hohes Lob. Caridis legte, ohne das ORF-Symphonieorchester zu vernachlässigen, besonderes Augenmerk auf den ausgezeichneten ORF-Chor, den bloß eine kleine Tenor-Schwäche von einer absoluten Spitzenleistung
(Musikverein, Wien.) Theodor Bergers nunmehr gute 20 Jahre alter „Symphonischer Triglyph“ eröffnete das zweite Konzert des Symphoniker-Zyklus. Kernstück des für Berger musikalisch ungewöhnlich leichtgewichtigen Werkes sind drei ziemlich kunstlos eingefügte Zitate bekannter Musik von Schubert.Paul Hindemiths erstes Cellokonzert (op. 3) mit seinen überwuchernden Orchesterstimmen würde eine Tongebung von Ro-stropowitsch-Qualität erfordern. Diese und auch das starke Temperament fehlten zwar der Stuttgarter Cellistin Angelica May, aber die Künstlerin bewältigte das technisch
(Musikvereinssaal, Wien.) Wenn Alfred Brendel im Musikverein Schubert spielt, möchte er eigentlich das Publikum nicht dabeihaben; es hustet und stört ihn somit. Seine Konzentrationsfähigkeit ist allerdings enorm, seine Spann-kraft beispiellos, die physische > erstaunlich. Am Ende seines ersten Abends (vier sind es insgesamt) perlten die Staccati im Schlußsatz der a-Moll-Sonate (D 784) noch genau so locker wie in den einleitenden Sechs Moments musicaux, die dramatische Wucht und Geschlossenheit der Wanderer-Fantasie war genau so atemberaubend wie die feinnervige Zartheit der lyrischen
(Musikverein, Wien.) Den zweiten Abend ihres Zyklus begannen die Wiener Symphoniker entspannt und vorbildlich sauber mit der Kleinen C-Dur-Symphonie von Schubert. Man bemerkte, daß der Dirigent Rudolf Barschai als bedeutender Leiter von Kammerorchestern angefangen hatte. Wenn Heather Harper mit der Höhe im ersten der Vier letzten Lieder von Richard Strauss dann auch Schwierigkeiten hatte,so gelang ihr iti'der Folge doch eine ver-. innerlichte, klängschöne Wieder-' gäbe. Die Erste von Brahms aber enttäuschte; hier klappte einiges am Zusammenspiel nicht ganz, die Musik hing durch, verlor