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Glückliche Dilettanten?
Sie kennen und schätzen einander. Sie sind ziemlich hochkarätige „Dilettanten“ und spielen mit anderen Musikliebhabern quer durch die Kammermusikliteratur von Haydn bis Dvof äk. Diese Musik haben sie so „drauf“, daß nicht die Selbstkritik die Musizierfreude erstickt.
Diese Wiener Hausmusikszene gibt es eigentlich schon „ewig“; sie lebt still in den Wohnungen der Bürgerhäuser und erneuert sich ständig aus dem Zuzug einiger „Neuer“, die dann allerdings meistens auch nicht mehr ganz jung sind.
Dazu muß man wissen, wie eigentlich der Werdegang des privaten Kammermusikers verläuft. Am Anfang steht das Studium eines Instrumentes parallel zur schulischen Ausbildung. Die meisten zukünftigen Musiker sind gleichzeitig AHS-Schüler und maturieren. In dieser Zeit entscheidet sich der zukünftige Berufsweg für viele: Hochschulstudium (und „weg“ von der berufli-
chen Musikausübung), „irgendwo“ einen Posten bekommen, oder alles auf eine Karte setzen und mit Zähigkeit den Beruf eines Musikers anstreben. In diesem Falle gibt es oft noch viele Jahre fleißigen Ubens und dann irgendwann und -wo ein gewonnenes Probespiel um eine Orchesterstelle. Beziehungen nützen wenig, Können entscheidet. Für ganz wenige öffnet sich vielleicht so-
gar die Möglichkeit für eine Karriere als Solist.
Stellt sich aber keine der beiden Möglichkeiten ein, dann heißt es nicht selten, sich um einen anderen Beruf umzuschauen. Da gibt es dann in allen möglichen Ämtern, Schulen und Betrieben tadellos ausgebildete Musiker, und die wollen ihre eigentliche Berufung nicht vergessen. Aber da haben sie sich schon im neuen Beruf
etabliert und sind auch langsam in die Jahre gekommen.
Gelegenheit, wo sich die Musikenthusiasten finden, gibt es immer. Da gibt es den Neuen Wiener Musikverein, den Akademischen Orchesterverein oder die Konzertvereinigung der Wiener Kon-zerthausgesellschaft, wo man als Dilettant nicht nur im Orchester mitspielen kann, sondern unter seinen neuen Kollegen auch Möglichkeiten zum Eintritt in private Kammermusikensembles findet.
Der „Verein Freunde der Kammermusik“ des pensionierten Amtsdirektors Ludwig Haberer (in der Berggasse in Wien) steht ebenfalls allen Interessenten offen, und auch der kann mitmachen, der kein Mozartsches Violinkonzert auswendig vortragen kann: Gerade zweite Geiger oder gar Holzbläser sind gesucht. Und wenn einer vor den abendlichen Zusammenkünften seine „Stimmen“ brav geübt hat, wird er von diesem Hobby nicht mehr loskommen.
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