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Josef Krips war ein Glücksfall für Sänger und Instrumentalisten

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Josef Krips war ein Dirigent, der nicht nur vom Klavier herkam. Während des Ersten Weltkrieges hat er als Geiger an der Volksoper substituiert, er lernte singen und soll einen sehr schönen Bariton gehabt haben.

Daß er auf diese Weise als Dirigent für Sänger und Instrumentalisten zum Glücksfall wurde, versteht sich von selbst. Der Rezensent entsinnt sich einer veritablen Gänsehaut vor Ergriffenheit, als er 1969 unter Krips Schönbergs Gurre-Lie-der mitsingen durfte.

Mit 28 Jahren war Krips schon Generalmusikdirektor in Karlsruhe, fünf Jahre - bis zum „Anschluß” -Erster Kapellmeister an der Wiener

Staatsoper. Nach der braunen Terminologie war er Halbjude. Als solcher überlebte er den Krieg als dienstverpflichteter Arbeiter in der Firma Etti. Daß man dort Verständnis für Musiker gehabt haben muß, dafür spricht der Name des greisen Wiener Musikers Karl Etti. Dazwischen gab es sogar einige Lichtblicke: Dirigierverpflichtungen am Opernhaus Belgrad unter der Direktion von Lovro und Matacic und Probenarbeit mit Sängern. „Offiziell” gab es „natürlich” für so etwas keine Arbeitsgenehmigung. Damals war's, als Krips betete: „Lieber Gott, laß mich nicht hassen, denn wer haßt, kann keine Musik mehr machen.”

Krips behielt seinen goldenen Humor und seine Humanitas, und auch in dieser Autobiographie findet er oft noch für recht böse Sachen begütigende Worte.

Zwei Ehefrauen hat ihm der Tod entrissen. Die dritte, Harrietta, geborene Baroneß von Prohaska, eine studierte Musikerin mit Hochschulabschluß, hat das Manuskript druckfertig gemacht und herausgegeben. Im Salon ihrer schönen Mama in der Wohllebengasse war neben vielen profilierten Musikern auch ein junger Musikstudent zu Gast: der Rezensent.

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