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Mißverständnis

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(Konzerthaus, Wien.) Elisabeth Leonskajas Klavierabend zeigte die in Wien bereits überaus beliebte Georgierin auf neuen Wegen: in einer sehr persönlichen, aber durchaus nicht überzeugenden neuen Auseinandersetzung mit deutscher Spätromantik. Die f-Moll-Sonate (op. 5) von Brahms zerfiel in zwei Teile: den männlich-kraftvollen Stirnsatz und einen äußerst lyrischen „Rest“ mit gedehnten Tempi mit tiefster Versonnenheit.

Die anschließenden Transkriptionen und Paraphrasen von Liszt erwiesen sich als publikumswirksame Schlager. Bei näherem Zuhören allerdings ließ „Isoldes Liebestod“ kalt, in der technisch komplizierten „Tannhäuser“-Ou-vertüre blieb die Musik im Dik-kicht der virtuosen Ausschmük-kung hängen. Ähnlich enttäuschend ging es mit Bearbeitungen von Chants polonais (nach op. 74 von Chopin) und der Rigoletto-Paraphrase weiter.

Frau Leonskaja scheint die kommentierende, umdeutende und auf raffinierte Effekte berechnete Instrumentationskunst Lisztens mißverstanden zu haben. Es fehlten die Eleganz, die schwebende Lebendigkeit, der Effekt der meisterhaft servierten Nuance und der Witz.

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