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Disharmonie in der Welt der Musikfer)

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Es ist ein köstliches Pandämonium, das Felix Schmidt da an mehr als 30 Porträts und Interviews zusammengestellt hat.

Sergiu Celibidache macht keine Platten, weil „nicht übertragbar“ ist, „was im musikalischen Raum geschieht“. Er schätzt Mähler gering, weil der „nicht aufhören“ kann. Wladimir Ashkenazy findet Mahlers übermäßiges Selbstmitleid kitschig, mag auch Tschaikowsky und Liszt nicht. Claudio Abbado versteht Celibidache nicht, weil der Mahler „den schlechtesten Komponisten aller Zeiten“ genannt hat. Carlo Maria Giulini erlebt „in der deutschen Musik“ „eben alles, was Musik ausmacht“. Nikolaus Harnoncourt bezeichnet Berlioz als „Produzenten minderwertiger Musik“.

Mauricio Kagel leidet unter der Musikkritik, doch tröstet ihn, daß er sich als Komponist in besserer Gesellschaft befindet. (Dabei haben auch die Kritiker berühmte „Kollegen“ wie Berlioz, Schumann, Wolf, Debussy und andere!) Karlheinz Stockhausen beschwert sich über Karl Böhm und Herbert von Karajan; sie hätten bestritten, daß seine Werke überhaupt „Musik“ seien. John Cage wurde von Schönberg, dessen Schüler er zwei Jahre lang war, als zum Komponieren unfähig bezeichnet. Zweimal hat Cage den „Don Giovanni“ gehört, von Wagner überhaupt nichts ...! Pierre Bou-lez hat schon alles probiert: Serielles, Elektronik, Aleatonk, Computertechnik. Aber er verwendet in vielen seiner Werke herkömmliche Orchesterbesetzungen. Die Konzertsäle wollte er auch nie „in die Luft sprengen“, dafür aber die Opernhäuser. Später dirigierte er sehr gerne in Bayreuth.

Felix Schmidts Fragen zeigen, wie gut er sein Gegenüber bereits kennt, sie sind oft von provokativer Direktheit: Nein, bis zu einer halben Million Schilling pro Auftritt will keiner verdienen, eigentlich geht es ja nicht ums Geld. Ehrlich erscheint nur Rostropowitsch. Von verehrungswürdiger Humanität getragen ist Lord (das ist er bereits wirklich!) Menuhin. Und interessant sind sie alle.

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