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Konzerte

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Alexander Jenner, nervöses Wiener Klaviergenie, gab im Großen Musikvereinssaal einen Abend, in dessen Verlauf er von Werk zu Werk (noch) besser wurde. Erklang schon Mozarts Sonate G-Dur, KV 283, temperamentvoll bewegt und in vorbildlicher Transparenz, wurde mit Chopins h- Moll-Sonate bereits ein erster Höhepunkt erreicht: leidenschaftlich, rhythmisch straff, dabei poetisch in den Gesangsteilen, hochmusikalisch und auch technisch - man denke bloß an das Scherzo! — meisterhaft. Daß manchmal der Fehlerteufel seinen Tribut forderte, ist im Verhältnis dazu kaum der Rede wert. Dafür erklang Skrjabin wirklich vollendet: Etüden 8/2, 8/11, 8/12 und 42/5. Wer Liszts wesentlich „vordergründigere” Virtuosenkunst mag, kam auch hier voll auf seine Rechnung (Funérailles, 123. Petrarca-Sonett und 6. Ungarische Rhapsodie): ein denkwürdiges Konzert!

Das Oktuor de Paris bestritt das erste Konzert des Kammermusik-Zyklus im Brahms-Saal: ein nettes Ensemble mit ansprechendem Niveau, wie wir dergleichen auch in Österreich haben. Von acht Musikern .faszinieren zwei: der Kontrabassist Gabin Lauri- don und Guy Déplus mit seiner Klarinette. Begonnen hatte man mit dem „Divertissement für Fagott und Streichquintett” von Jean Francaix. Die Musik hat so typisch gallischen Esprit, daß sie schon mehr aus würzenden Zutaten besteht denn aus Substanz. Jean-Pierre Laroque war der musikalische Solist auf dem unhandlichen Holzblasinstrument. Carl Maria Webers Klarinettenquintett op. 34 gab Guy Déplus Gelegenheit zur Entfaltung seiner sicheren Technik und seines vollen Tones. Bereits im ersten Satz von Franz Schuberts Oktett F-Dur, D 803, zeigten die Gäste, wie blendend sie aufeinander eingespielt sind.

Im Brahms-Saal gab der bei uns namentlich als Oratoriensänger bestens bekannte Bariton John Shirley-Quirk einen Liederabend. War man anfangs (Purcell) über die schwer gewordene Stimme entsetzt, wurde der Eindruck im Laufe des Abends immer besser: Schumann (Liederkreis op. 24) geriet tief und echt im Ausdruck, Frederick Delius” (t 1934) Lieder nach Nietzsche und Verlaine zeigten auch die stimmliche Höhe des Künstlers in voller Schönheit (nicht weniger seine brennende Intensität!) und Busonis eigenwillige Kunst bestätigte die großartige Breite von Shirley-Quirks Ausdrucksskala; ein besonderes Lob gebührt ihm natürlich auch für die Wahl dieser kaum je zu hörenden Lieder. Martin ZseppTiatte genug Gelegenheit, sich als ausgezeichneter Klavierbegleiter zu profilieren.

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