6744783-1967_03_15.jpg
Digital In Arbeit

Aus Oper und Konzert

Werbung
Werbung
Werbung

In Jacques Offenbachs phantastischer Oper „Hoffmanns Erzählungen“ (Staatsoper) sang Mimi Coertse zum erstenmal die Rollen der Olympia, Giulietta und Antonia. Sie bot in jeder eine hervorragende Gestaltung, mit Abstand vielleicht der Giulietta (die Kurtisane liegt ihr weniger), war stimmlich und darstellerisch große Klasse. Da auch die anderen Rollen erstklassig besetzt waren, wurde der Abend zum festlichen Ereignis mit Premierenstimmung. Otto Wiener als Lindorf, Coppelius, Dapertutto und Mirakel, als letzterer vielleicht am allerbesten; Waldemar Kmentt als Hoff-mann, Peter Klein als Andreas, Cochenille, Pitichinaccio und Franz, Gertrude Jahn als Nikiaus (von ihrer entschuldigend angekündigten Indisposition war nichts zu merken), Gerd Nienstedt als Crespel, Erich Kunz als Spalanzani: ihre Leistungen wurden hier bereits gewürdigt. Bei solcher Besetzung macht Offenbachs Oper (Uraufführung 1881) noch heute einen starken Eindruck, allerdings hat sie sich formal seither mannigfach verändert. Sie hatte ein unglückliches Schicksal und verdient schon deshalb die besten Wiedergaben.

Das Tatrai-Quartett (Budapest) spielte im Mozart-Saal Johannes Brahms Streichquartett a-Moll, op. 51/2, Mendelssohns Streichquartett e-Moll, op. 44/2 und Schuberts Streichquintett C-Dur, D 956, mit Läszl6 Szilväsi als zweitem Cellisten. Die schöne Tongebung und Ab-gestimmtheit der Interpreten schuf von Anfang an eine geistige, kultivierte Atmosphäre. Ihr Spiel war bei Brahms noch ein wenig steif, bei Mendelssohn gelöst bravourös und elegant, und bei Schubert strömte es in fast symphonischer Breite und Ausdruckskraft dahin. Verdienter Beifall belohnte die ungarischen Gäste. Franz Krieg

Der Klavierabend von Jörg Demus im Großen Musikvereinssaal bestand durchweg aus kürzeren Werken, die man als „kleine Stücke großer Meister“ bezeichnen könnte. — Die keineswegs phantastische „Phantasie“ von Bach (Fantasia und Fuge D-Dur BWV 912) hätte man sich etwas strenger, die Beethoven-Sonate E-Dur ein wenig profilierter gewünscht. In den Fantasien op. 116 von Brahms war Demus dann mehr in seinem Element. Nach einer Reihe Miniaturen von Bartök (Rumänische Volkstänze), Prokofieff (Visions fugi-tives) und Hindemith (Einleitung und Lied op. 74: recht spröd) gelangen ihm eine frühe Etüde von Stra-winsky op. IT, Alban Bergs Sonate h-Moll op. 1 und vier Preludes von Debussy weitaus am besten. Besonders in „La cathe.rale engloutie“ entfaltete er an seinem eigenen Bösendorfer eine ebenso gewaltige wie zauberhafte Sonorität. Mehrere Zugaben.

Auf dem Programm des 3. Konzerts im Symphoniker-Zyklus unter Wolfgang Sawallisch standen typische Werke der europäischen Romantik zwischen 1830 und 1880. — Leider erinnert Liszts „Les Prelu-des“, eine Reihe von Charaktervariationen, denen der Komponist später Verse aus Lamartines

„Meditations poetiques“ voranstellte, mit seinem brutalen Hauptthema auf fatale Weise immer noch an die Sondermeldungen des Großdeutschen Rundfunks. (Wäre es daher nicht besser, das Stück und die älteren Hörer noch einige Jahre zu schonen?) Der Solist von Chopins 2. Klavierkonzert (das der Zeit seiner Entstehung nach dag zweite ist), welches der 20jährige Komponist am 17. März 1830 dem Warschauer Publikum vorführte, war Alexander Jenner. Sein Spiel ist sauber und auch nicht ohne Ausdruck, nur leider ohne jene spezifische Poesie, die allem, was aus Chopins Hand hervorging, anhaftet. Den 2. Teil des Programms bildete Smetanas großer patriotischer Zyklus „Mein Vaterland“, ein Paradestück für Orchester und Dirigenten und ein Lieblingswerk aller Auditorien in Ost und West.

Statt einer Kritik eine Glosse zum 4. Abonnementkonzert der Wiener Philharmoniker unter Claudio Ab-bado: „In memoriam Carl Schuricht“ wurde das Programm des ersten Teiles, das ursprünglich die Serenade A-Dur und die Haydn-Variationen von Brahms vorsah, wie folgt geändert: Air aus der Suite Nr. 3 von Bach, Serenade und Akademische Festouvertüre. Leider begann die Totenehrung mit Auftrittsapplaus für den Dirigenten, was leicht zu vermeiden gewesen wäre, wenn als erster der Vorstand, Prof. Walter Barylli, der die Programmänderung ankündigte, das Podium betreten hätte. Und wie schön wäre es gewesen, wenn man das kurze Bach-Stück ohne Dirigenten gespielt hätte... Hierauf folgt die ein wenig melancholische Serenade von Brahms. Nun gut. Aber dann als Abschluß des ersten Programmteiles — die hemdsärmelig-muntere „Akademische Festouvertüre“ mit dem fröhlich schmetternden Gaudeamus zum Schluß —, das war wohl eine Überraschung! Da wäre doch die „Tragische Ouvertüre“, op. 81, oder eines der schönen Choralvorspiele, zum Beispiel „O Traurigkeit, o Herzeleid“ passender gewesen! Daß überdies „Johann Sebastians Bach Air“ angekündigt wurde und, kaum daß das erste Wort dem Mund des Sprechers entfiohn war, eine energische Frauenstimme aus dem Publikum „Bitte, lauter!“ rief, sei nur am Rande vermerkt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung