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Ney, Petermandl, Ančerl

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In einem Solistenkonzert der Wiener Beethovengesellschaft musizierten Elly Ney (Klavier) und Ludwig Hoelscher (Cello) Kammermusik von Beethoven und Reger. Die beiden Sonaten Beethovens für Klavier und Cello, A-Dur, op. 69 und D-Dur, op. 102 rahmten zwei Solovorträge ein: Ludwig Hoelscher spielte die Suite für Violoncello allein von Max Reger, op.131/2; sein nicht sehr starker, aber singender und ausdrucksvoll sicherer Ton traf stilmäßig die vielfältigen Formen der Suitenstücke ausgezeichnet. Gavotte und Gigue waren ebenso charakteristisch rhythmisiert wie die langsamen Stücke durch die schwingenden Phrasurbögen plastisch wurden. Den Höhepunkt des Abends aber erreichte die greise Pianistin mit dem Vortrag von Beethovens letzter Klaviersonate (c-Moll, op. 111), die ein höchst persönliches Zwiegespräch auf innerster Ebene war und alle technischen Schwierigkeiten gleichsam mit einer Handbewegung wegwischte. Beide Künstler konnten für begeisterten Beifall danken.

„Die Klaviersonaten von Franz Schubert“ heißt ein von Hans Petermandl gespielter Zyklus von drei Abenden. Im ersten Konzert hörte man die Sonaten a-Moll, D 537, d-Moll, D 850 und c-Moll, D 958. Es wird in der Tat durch die Sonatenfolge ein sonst weniger beachteter Zug im Profil Schuberts betont, zumal Petermandl auch in seinem Spiel, weit weg vom immer noch üblichen Salonschubert der kleinen Stücke — es geht Schubert darin ähnlich wie Chopin —, die großen Spannbögen der Melodien in heller weiter Sicht betont (durch kühne Harmonik kontrastiert und dennoch durch spürbare Grundtonigkeit verbunden). Dadurch wird ein Schubert der großen Form erkennbar, der in ganz anderer Art als sein gigantischer Zeitgenosse Beethoven, und doch neben ihm bestehen kann.

Unter der Leitung von Karel Ančerl spielten die Wiener Symphoniker im 4. Konzert des Zyklus „Die große Symphonie“ die 9. Symphonie von Dimitri Schostakowitsch die in fünf Sätzen drei mit Scherzo-Charakter aufweist und auch in den übrigen gelöst und unbekümmert musiziert, recht zur Freude der Hörer. Im folgenden Violinkonzert von Antonin Dvofäk spielte Wolfgang Schneiderhan den Solopart mit weniger slawischem als deutschem Akzent, aber in singender Schönheit. Die außerordentlich klare Gliederung des Orchesterparts ist Ančerls Verdienst. Die abschließende „Sinfo- nietta“ von Leoš Janäcek hatte leider, besonders am Beginn, etwas improvisatonischen Flair, wuchs sich aber in der Folge zu festlichem Musizieren aus.

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