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Meistercellisten, Prager Gäste

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Josef Krips leitete das zweite Konzert im Zyklus „Die große Symphonie“, ein wohlproportioniertes romantisches „Erfolgs“-Programm mit Richard Strauss' symphonischer Dichtung „Tod und Verklärung“ (op. 24) und Brahms' „Vierter“ als Rahmen und Antonin Dvoraks h-Moll-Cellokonzert im Mittelpunkt. Die Symphoniker wurden von Maestro Krips elastisch, straff, mit Brio und „con fuoco“ geleitet, musizierten Strauss in leidenschaftlichem Agitato, mit Flair für die prachtstrotzendtheatralischen Klangeruptionen, Brahms in weihevoller Schönheit und Ausgeglichenheit (sehr frisch, ja blitzend im Blech, herbstlich satt getönt in den Holzbläsern). — Michael Chomitzer, international vielfach ausgezeichneter Starcellist und in Wien seit den vorjährigen Festwochen hochgeschätzt, interpretierte Dvofäks op. 104 (entstanden 1894 95 in New York). Chomitzer ist ein hinreißender Cellovirtuose: Mit weich singendem Ton zeichnet er Konturen, überzeugt in der Darstellung spielerisch eleganter Passagen und feingesponnener Lyrik wie im Ausspielen dramatischer Ballungen gleichermaßen. Sehr imponierend, wie er aus dem Stückwerk des Celloeinsatzes im Allegro allmählich das heroische Thema aufbaut oder im zweiten Satz ein elegisches Espressivo ausspinnt. Fast derb trumpfte er schließlich im Allegro moderato mit grimmigem Humor auf.

Janos Starker zählt seit vielen Jahren zu den führenden Cellisten der USA: als Solist, Kammermusiker, Musikschriftsteller und Professor an der Indiana University. In Wien war er seit Jahren nicht mehr zu hören. Nun konzertierte er an zwei Abenden gemeinsam mit dem Pianisten Günter Ludwig im Mozart-Saal: zwei knappe Beethoven-Sonaten- Programme mit op. 69, op. 5 (F-Dur, g-Moll), op. 102 (C-Dur, D-Dur) und den „Händel“- und den beiden „Zauberflöten“-Variationen. Starker ist Virtuose durch und durch, aber vor allem auch ein überragender Kammermusiker, der Bravour und vordergründigen Effekt stets beiseite schiebt, dafür mit intimen, ganz nach innen gekehrten Interpretationen von berückender klanglicher Schönheit und Kultur aufzuwarten hat. Immer wieder meint man, er fürchte, da zu scharf, zuwenig nuanciert und dort zu heftig einzusetzen, dieser Kantilene zuwenig samtige Poesie und jener Passage zuwenig Durchsichtigkeit zu leihen. Deshalb reduziert er sein Spiel oft bis aufs sanfteste „con deli- catezza“, auf ein Crescendo, das kaum merklich aufblüht und wieder erstirbt. Günter Ludwig begleitet ungemein dezent, mit flexiblem, fein reguliertem Anschlag. Vor allem, er regt den Cellisten gleichsam zum musikalischen Dialog an, setzt in seinem Part klangliche Kontraste, fordert zur Auseinandersetzung heraus. Was besonders den Wiedergaben der Sonaten op. 102 und op. 5 großen Reichtum an Kontrasten und frische Lebendigkeit lieh. Üppigen Glanz impetuoser Festlichkeit entfalteten beide an den Aufführungen der eleganten Variationenstücke.

Meisterquartette in unausgeglichenen, langweiligen Wiedergaben präsentierte das Prager Streichquartett im Mozart-Saal: Vor allem Schuberts d-Moll-Quartett (D 804) ließ hinsichtlich des Streicherklangs so ziemlich alle Wünsche offen. Wir haben das Werk schon lange nicht so grau und trist gehört, noch dazu mit Fehlern in der Wiedergabe des 1. Satzes und ohne besondere Differenzierung der intim gesponnenen Lyrik. Mozarts Quartett in G-Dur (KV. 387) wirkte in dieser Aufführung viel zu hart, in den Stimmen zu schwerfällig, die Einsätze im Andante cantabile zu massiv. Lediglich Martinus 3. Quartett atmete Atmosphäre, obwohl es stellenweise in den Nuancen und Tempi eher unkontrolliert vorgetragen wurde.

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