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Aus dem Konzertsaal

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In einem Konzert des ORF-Orchesters im Großen Sendesaal kamen Georg Piers (Pseudonym für Georg Pirkmayer, Rektor der Wiener Musikhochschule) „Porträts“ zur Aufführung, vier Orchesterstücke, welche bekannte Persönlichkeiten als Modelle einer nicht musikprogrammatisch gedachten, sondern absoluten Musik dienen sollen. Onassis, Albert Schweitzer, Picasso und Sal-vadore Dali wurden konterfeit. Die Modellierung der beiden Erstgenannten scheint den Komponisten am meisten angeregt zu haben. In Helmut Eders „Konzert für Fagott und Kammerorchester“ rieseln einzelne Melodie(?)-Floskeln durch eine langweilige, substanzarme Musik, zu der der bedauernswerte Solist (Alois Tschiggerl) in heiklen Intervallsprüngen Treffübungen macht. Die nach diesem Stück notwendige Erholung fand man bei Marcel Rubins „Konzert für Trompete und Orchester“. Rubin entwickelt Witz und Humor (2. und Final-Satz) in dem von ihm gefundenen Stil, dazu viel Melodie (1. Satz), und schreibt vor allem eine eigenpersönliche Handschrift. Er und der treffliche Realisator der schwierigen Solopartie, Wilhelm Heinrich, erhielten verdienten Applaus. Awedis Djamba-zian spielt mit seinem symphonischen Satz „24. April“ auf die für die Armenier so grauenvollen Ereignisse jenes Tages an. Wenn der Komponist, welcher sicherlich die gleiche Be- oder Unbegabung der meisten seiner avantgardistischen Kommilitonen aufweist, durch eine kaum unterbrochene, grauenvolle Lärmorgie die Grauenhaftigkeit dieser Tragödie in Musik ausdrücken wollte, dann ist ihm das glänzend gelungen. Karl Randolf verdient als gewissenhafter Betreuer der schwierigen Partituren größtes Lob, desgleichen das in bester Verfassung spielende Orchester.

Ein Orchesterkonzert mit ausschließlichem Mozart-Programm, auch ganz im Geiste Mozarts gestaltet und von einem unserer besten

Mozartinterpreten, von Josef Krips dirigiert, war das 1. Konzert im Wiener Symphoniker-Zyklus des Musikvereins. Das „Konzert für 3 Klaviere und Orchester“ F-Dur, KV 242, und die „Pariser Symphonie“ D-Dur, KV 297, wetteiferten an Schönheit miteinander, es wetteiferten auch die drei Pianisten Demus, Shetler und Soltesz an Brillanz und Virtuosität ihres Spiels. Daß als Hauptstück des Abends die „Jupiter-Symphonie“ in ihrer Verschmelzung von klassischer Homophonie, Kontrapunktik, Sonate und Fuge alles überstrahlte, bedarf keiner besonderen Erwähnung. Hier übertrafen sich unter Krips' Leitung die Wiener Symphoniker selbst, und diese Wiedergabe riß dem begeisterten Publikum den Applaus aus den Händen.

Das unter der Führung Michael Schnitzlers stehende Streichquartett im Musikvereins-Zyklus hat sich bereits einen beachtlichen Rang unter den heimischen Kammermusikensembles erspielt und damit den Beweis erbracht, daß auch nur zeitweilig auf Quartettspiel eingestellte Mitglieder erstklassiger Orchester in die Intimsphäre kammermusikalischen Musizierens sich bestens einfühlen können. Das Programm schuf eine stilistisch interessante Gegenüberstellung von Haydns C-Dur-Quartetts zu Mendelssohns schwärmerischer Romantik in seinem Opus 44/2, e-Moll. In die zu diesen beiden Werken stark kontrastierende neurussische Musik führte Schostakowitschs Klavierquintett op. 57. Das recht handfest gezimmerte, aber auch mit einigen hübschen melodischen Einfällen aufwartende Stück hat seine stärksten Stellen, wo es mit folkloreträchtigen, tänzerischen, aber auch derb musi-kantischen Mitteln aufmischt, während es im dreiteilig angelegten Präludium und einer Fuge im 2. Satz langweilig wirkt. Die Ausführung der Novität mit Heinz Medjimorec als vorzüglichem Pianisten fand verdienten Beifall.

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