(Theater-Brett, Wien; „Der Mensch aus der Retorte“ von Ja-roslav Gillar) Friedrich Nietzsche nannte Fjodor Dostojews-kijs , Auf Zeichnungen aus dem Untergrund“ einen „Geniestreich der Psychologie“. Die sprachlich sehr dichte Studie eines unglücklichen Einzelgängers hat Jaroslav Gillar als Autor und Regisseur zu einer mörderischen Selbstentblößung gestaltet. Es geht um die Analyse einer unmenschlichen Gesellschaft, in der Maschinen die Gefühle ersetzen - in der Retorte wird eine mechanisierte Welt geboren, der einzelne zerbricht daran.In einem unglaublich exzessiven Psychotrip
Michail Gorbatschows „neue Politik“, wie sich Perestrojka und Glasnost zusanmienfassend darstellen lassen, faßt allmählich in den USA Fuß. In beiden Parteilagern, bei Demokraten also und Republikanern, werden neue Konzepte einer Außen-, einer internationalen Politik erörtert. Arbeitsgruppen haben entsprechende Aufgaben übernommen.Aber beide Parteien beschäftigen auch sogenannte Think Tanks — „Denkerstuben“, wenn man so will, an Universitäten und Instituten - mit einer Neu-Formulierung des politisch-strategischen Denkens der Vereinigten Staaten von Amerika. Es ist das erstemal
Mit „Saljut“ und „Mir“ sind die Russen den Amerikanern auf dem Sektor Raumstation um mehr als ein Jahrzehnt voraus. Sicher sind es die Russen, die als nächste auf dem Mond landen und dort bleiben, indem sie eine ständige Basis bauen—das hätten die Amerikaner auch haben können. Und vor kurzem prophezeite der NASA-Chef, daß wohl die Russen als erste auf dem Mars landen werden.„Da werde ich oft gefragt“, so der amerikanische Raumfahrt-Analytiker James Oberg -„wann wohl der nächste Sputnik-Schock zu erwarten sei. Meine Antwort: Wir werden dauernd neu schockiert — nur will
(„Heftiger Herbst“, Festival der Freien Gruppen, Wien; „Kas-perliade“ der Gruppe „Trittbrettl“) O Schreck! Der Kasperl ist es leid, für die Kleinen den Wurschtl zu spielen. Er will nun nicht mehr fragen: „Seid ihr alle da?“, denn das ist ihm zu kindisch. So besinnt er sich seiner Anfänge in vergangenen Jahrhunderten, als er noch seinen kritischen Spott mit der Obrigkeit trieb. Die Nationalsozialisten machten ihn zum dummen August, der er dann geblieben ist. Was wunder, daß man seine Vergangenheit bewältigen will.Bei der Suche nach den seriösen Wurzeln der berühmten Figur
Die Besuche der Academy of St.-MarÜn-in-the-Fields im Großen Konzerthaussaal sind immer besondere Gustostückerin für musikalische Feinschmecker. So war es auch bei dem jüngsten Konzert, dessen Herzstück die „Fünf Sätze für Streichquartett op. 5“ von Anton von Webern in der Orchesterfassung von 1929 bildeten. Hier bewährte sich die ganz unprätentiöse Meisterschaft der hochqualifizierten Solisten des Ensembles an einer wahrhaft kongenialen Aufgabe, die mehr Kenntnisse und Feinfühligkeit als Brillanz und technischen Perfektionismus erfordert. Webern zunächst standen die beiden
Mit zwei kleinen Operetten echt Offenbachscher Prägung wartete die Kammeroper auf. „Die Verlobung bei der Laterne“, in der zwei Witwen vergeblich um einen seine Kusine heiratenden jungen Mann werben, ist das schwächere Stück, „Eine Frau von heute“ das musikalisch und librettistisch weitaus gelungenere Werk, in welchem eine Bühnendiva ihre drei gleichzeitig erscheinenden Liebhaber geschickt abwimmelt. Mit spritzigen, saftigen und die Situation gut ausschöpfenden Melodien hat Offenbach namentlich das zweite Stück versorgt, das an Arien und Ensembles nicht ZU kurz kommt.Die
Endlich sind Gisela Cech und Karl Musil nun in Tschaikowskys „Nußknacker-Ballett drangekommen. Sie tanzten nach den prominenten Russen, Bessmertnova und Lawrowski, erstmals die Rollen der Marie und des Nußknackers. Zwei technisch eindrucksvolle, reife, kultivierte Leistungen, wie der Test zeigte.Zwar ist Musü, ein strammer Soldat, Gisela Cech in der Bravour seiner Sprünge und Touren ein wenig überlegen (und nicht nur von der Choreographie Juri Grigorowitsch her, der ihn mit den „besseren Einfällen“ bedenkt). Musil spielt auch die Gefühlsmomente souveräner, mit mehr Sicherheit
Das unter den heimischen Kammermusikensembles eine erste Position behauptende Schnitzler-Quartett brachte an seinem letzten Abend im Brahmssaal Hindemiths ausdrucksstarkes Opus 10 zum Vortrag und damit eine Jugendarbeit eines in der letzten Zeit leider selten gespielten Quartett-Komponisten. In ihr spiegelt sich der Schwung und die Schöpferkraft Hindemiths wider, die in manchen Wendungen an Reger gemahnt. Die Interpretation des an die Ausführenden große Anforderungen stellenden Werkes gelang ausgezeichnet, weniger war dies bei Mozarts „Dissonanzenquartett“, KV 465, der Fall, bei dem man
Die „Musik zur fürstlichen Unterhaltung“ des Ensembles „Musica Antiqua“ unter Bernhard Klebel fand im Mozartsaal einen sehr nüchternen, weniger „fürstlichen“ Rahmen, der sich auch akustisch nicht sehr günstig erwies. Um so mehr verstanden es die vorzüglich musizierenden Ensemblemitglieder, mit französischen, deutschen, englischen und italienischen Meistern, instrumentalen Tanzstücken und Vokalpositionen, zumeist musikalischen Miniaturen, ihr Publikum zu erfreuen. Die Gesangsgruppe, an erster Stelle die Sopranistin Jane Gärtner, entzückten durch den subtilen Vortrag der —
Nicht ganz so glanzvoll wie als Interpreten der Tristan-Partitur präsentierten sich die Wiener Philharmoniker am Sonntagvormittag in ihrem ersten Abonnementkonzert unter Claudio Abbado. Es begann mit der 1916/17 geschriebenen, 1918 uraufgeführten „Symphonie clas-sique“ von Sergei Prokofjew — eines der technisch heikelsten Werke dieses artifiziellen Genres. Es gibt ein halbes Dutzend Schallplattenaufnahmen von dem Werk, und nur eine einzige entspricht voll und ganz den virtuosen Anforderungen der beiden Ecksätze. Sie stammt vom NBC Sym-phony Orchestra und wird, natürlich, von
Unter den konzertierenden Instrumentalsolisten stellen sich die Pianisten im Vergleich zu den Streichern und Bläsern in überragend hoher Zahl vor; damit ist auch die erstaunlich starke Frequenz der zahlreichen Klavierkonkurrenzspiele zu erklären, deren Teilnehmer alle das Ziel einer kommenden Virtuosenlaufbahn vor Augen haben. Der jetzt zu Ende gegangene 4. Beethoven-Wettbewerb in Wien, der mit seinen Zulassungsund Ausleseprüfungen inklusive des Schlußkonzertes und der Preisverteilung vom 7. bis zum 21. Juni dauerte, hat die aus 7 Klavierprofessoren der Musikhochschule Wien und
Sie siedelt weitab von den spektakulären Konzertereignissen, beschert Kennern die erlesenste Form musikalischen Genusses und ist schließlich ein Gradmesser für die Musikalität einer Stadt, ihrer Gesellschaft. Sie: das ist die Quartettkunst, zwischen deren Qualität und dem tatsächlichen Musikengagement eines Publikums stets strenge Relationen wirken. Daher um so erfreulicher für Wien, was die diesjährigen Festwochen im Konzerthaus an Quartettgästen und -Programmen präsentierten. Soviel interessante Ensembles und charakteristische Programme waren in dieser Ballung seit Jahren hier
Das sich über sechs Abende mit drei verschiedenen Werken erstreckende Gastspiel der Kammeroper von Buenos Aires hat Mißvergnügen ausgelöst. Bei den Gästen wohl nicht weniger als beim Publikum. Dieses hat sich unter der Qualitätsmarke „Teatro Colon“ mehr erwartet. Aber in Wirklichkeit handelt es sich um etwas Ähnliches wie unsere Wiener Kammeroper. Dieses Ensemble, das „aus disziplinaren Gründen“, wie es im Programmheft heißt, ausschließlich aus in Buenos Aires lebenden Künstlern gebildet ist, dieses „kleine Colon“ übers große Wasser nach Wien zu holen: hierfür bestand keinerlei Notwendigkeit. — Und die meist jüngeren Künstler, unsere Gäste? Sie sahen sich auf eine Art kritisiert, wie sie es sicher nicht gewohnt sind... F.
Einen erfreulichen Niveauanstieg gegenüber den ersten Abenden dieser Reihe bescherte das 3. Sonderkonzert der Wiener Symphoniker im Konzerthaus: Erich Leinsdorf, ehemals Toscaninis Assistent, Chef des Boston Symphony Orchesters, einer der beliebtesten Plattenstars der USA, versteht es auch, die Wiener mit imponierendem Elan, Exaktheit und Gespür für Klangvaleurs zu Höchstleistungen zu führen. Brahms' „Erste“ war das Paradebeispiel, wie konzentriert, zugleich ohne alle Showeffekte und -allüren dieser Dirigent arbeitet: mit klaren, sachlichen Markierungen, korrekten Tempi und dem
Neben dem so einmaligen Monumentalwerk der „Missa solemnis“ nimmt sich eine andere Arbeit Beethovens für Chor, Soli und Orchester bescheiden aus, das Oratorium „Christus am ölberg“. Das 1803 zur Uraufführung gelangte Opus ist heute fast ganz vergessen und wird mehr aus historischen als künstlerischen Interessen in den Konzertsaal geholt, wie dies Theodor Guschelbauer im Verein mit der Singakademie und den Wiener Symphonikern jetzt getan hat. Das Libretto, von dem zur Zeit Beethovens sehr bekannten Bühnenautor Franz Xaver Huber in bombastisch-schwulstigem Wortge-füge abgefaßt,
Im Mozart-Saal des Konzerthauses sang, begleitet von Prof. Erik Werba, der japanische Bariton Eishi Kawamura sechs Heine-Lieder von Schubert, sechs Mörike Lieder von Hugo Wolf, „Don Quichotte ä Dulcinee“ von Ravel und die „Jedermann-Monologe“ von Frank Martin. Kawamura, Sohn eines japanischen Musikprofessors, wurde in Tokio und in Wien ausgebildet, unterrichtet selbst Liedgesang und ist der Begründer und Vorsitzende einer japanischen Hugo-Wolf-Gesellschaft. Er besitzt auch künstlerisch, als Sänger, alle Voraussetzungen zu einer hervorragenden, ja erstklassigen Liedinterpretation:
Das 5. Abonnementkonzert der Philharmoniker leitete Zubin Mehta. Zwischen einer zuwenig differenzierten, etwas mechanisch abschnurrenden Haydn-Symphonie („L'ours“ Nr. 82 C-Dur) und der immer wieder effektvollen „Symphonie fantasti-que“ von Berlioz hörten wir „Thre-nos“ von Penderecki — zwar nicht zum erstenmal in Wien, aber zum erstenmal in einem Philharmonischen Konzert. Das war auf alle Fälle erfreulich, denn es zeigte, daß sich unser Meisterorchester auch mit den neuesten graphischen Notierungen vertraut gemacht hat. Das Stück ist bereits 12 Jahre alt und erhielt
Im Großen Musikvereinssaal spielte vorige Woche das Orchester der Wiener Hochschule für Musik und darstellende Kunst unter der Leitung von Professor Karl Österreicher. Auf dem Programm standen die Symphonie Es-Dur von Mozart (KV 543) und Mahlers Erste. — Es geht hier nicht um die Beurteilung und Wertung einzelner interpretatorischer Details, sondern um einen Hinweis auf die Arbeit mit und an diesem Orchester, das eigentlich gar keines ist, sondern das aus Teilnehmern des Faches „Orchesterübungen" der Jahrgänge V, VI und VII ad hoc zusammengestellt wird. Zwar wird mit diesem so
Daß eine von ihm glücklichst gepflegte Domäne im Spiel unseres heimischen Pianisten Jörg Demus die Schubert-Interpretation ist, weiß man von seinen Soloabenden und seinem Vierhändig-Spiel mit Paul Badura-Skoda her. Auch sein letztes Schubert-Konzert im Großen Musikvereinssaal mit der B-Dur-Sonate und den Impromptus Nr. 1 bis 4 — darunter der herrliche Gesang des Variationen-Andantes — vermittelte den Hörern einen hohen Genuß. Krönender Mittelpunkt des Abends war die „Wanderer-Fantasie“ mit ihrem feurigen Stirnsatz, den Demus mit richtigem „Con fuoco“ versah, während er
Das letzte Konzert Alexander Jenners im Großen Musikvereinssaal überzeugte davon, daß sich der Pianist jetzt in die erste Reihe der Wiener Pianisten hinaufgespielt hat. In technischen Belangen bestand diesbezüglich schon lange kein Zweifel, nun aber hat auch Jenners bisher leicht dubiose Beethoven-Auffassung einen Grad ansehnlicher Reife erlangt durch Klarheit der Form und der Thematik, zu det sich als Wesentlichstes eine tiefe, emotionelle Durchdringung und Auseinandersetzung mit dem Werk („Appas-sionata“) gesellt. Das Chopin-Spiel des Künstlers (Fantasie f-Moll) beeindruckt den
In einem Konzert des ORF-Orchesters im Großen Sendesaal kamen Georg Piers (Pseudonym für Georg Pirkmayer, Rektor der Wiener Musikhochschule) „Porträts“ zur Aufführung, vier Orchesterstücke, welche bekannte Persönlichkeiten als Modelle einer nicht musikprogrammatisch gedachten, sondern absoluten Musik dienen sollen. Onassis, Albert Schweitzer, Picasso und Sal-vadore Dali wurden konterfeit. Die Modellierung der beiden Erstgenannten scheint den Komponisten am meisten angeregt zu haben. In Helmut Eders „Konzert für Fagott und Kammerorchester“ rieseln einzelne Melodie(?)-Floskeln
Auf Grund der ausgezeichneten Besetzung des Oktavian mit Agnes Baltsa war die Strauss-Oper am vergangenen Sonntag ein echter „Rosenkavalier“. Die junge Künstlerin bringt für diese Rolle den schönen, warm timbrierten Mezzo, große Gesamigskultur und musikalische Sicherheit und eine als intuitivsympathisch zu bezeichnende Darstellung mit, wirklich glaubhaft als siebzehnjähriger „Quinquin“. Neben ihr behaupteten sich Lucia Popp (Sophie) und Sena Jurinac (Mar-schallin) bestens als hauseigene Stützen des Ensembles. Liselotte Maikl sang zum erstenmal die nicht unwichtige Partie der
Daß Lügen kurze Beine haben, trifft für die Ausgrabung des Raimundtheaters, „Warum lügst du, Cheri?“, insofern nicht zu, als dieses musikalische Lustspiel schon Altersringe von vier Dezennien mit sich herumträgt und sich noch immer recht agil zu gebärden versucht. Das Raimundtheater überbrückt mit diesem Stück die seinem Operettenensemble gegebenen Ferien und bietet dem Publikum eine leichte, bescheidene Sommerkost. Die von Hans Lengsfelder und Siegfried Tisch zusammengebastelte Kompaniearbeit bringt es zustande, mit einer mageren Schwankidee für drei Akte ein allerdings recht
Man könnte diese Wiener Musikfestwochen als ein kleines Oistrach-Festival bezeichnen: nicht weniger als sechs Konzerte, ohne die Wiederholungen mitzuzählen, haben sie bestritten: Vater David und Sohn Igor Oistrach, als Solisten von Instrumentalkonzerten, mit Kammermusik, im Duo, David Oistrach oft auch dirigierend, Igor auch Bratsche spielend.Das Konzert im Zyklus „Die Große Symphonie“ war eines der besten und interessantesten. Mit den Wiener Symphonikern musizierte David Oistrach zunächst die Symphonie Es-Dur Nr. 99 von Joseph Haydn, die in der Gesamtkonzeption sehr schön und richtig
Das 8. Abonnementkonzert der Wiener Philharmoniker kann als „hauseigen“ — und trotzdem als außerordentlich bezeichnet werden. Unter Horst Steins Leitung spielte der Konzertmeister des Orchesters, Gerhart Hetzel, den musikalisch anspruchsvollen, mit Schwierigkeiten gespickten Solopart von Bartöks Violinkonzert aus den Jahren 1937/ 38, welches das letzte größere Werk ist, das Bartök in seiner ungarischen Heimat (vor seiner Emigration, aus der er nicht mehr zurückkehren sollte) geschrieben hat. Hier sind, in vollkommener Weise, jene Maximen verwirklicht, die immer schon Bartöks
Wie kaum in einem anderen Oratorium Händels treten im „Judas Maccabäus“ die Chöre so bedeutungsvoll und prächtig in den Vordergrund. Dieser Umstand war für die Wahl des Werkes als Jubiläumsaufführung anläßlich des 20jährigen Bestandes des Wiener Madrigalchores wohl bestimmend. Die Vereinigung erreichte mit der Ausführung des als Doppelfuge gestalteten Chores „Fall war sein Los“ und mit dem Siegesjubel des in drei Gruppen exekutierten und gesteigerten „Seht, er kommt“ Galnzleistungen, denen aber auch die Klagechöre am Beginn des Werkes kaum nachstanden. Zur wertvollen
Ein Programm, wie es Paul Badura-Skoda für sein Konzert im Großen Musikvereinssaal gewählt hat — Haydn, Mozart, Beethoven, Bartök und Liszt — gibt einem Pianisten reichlich Gelegenheit, seine Kunst in vielfältiger stilistischerHinsicht zu zeigen. Daß Badura- Skoda dabei positiv bestand, bewies vor allem seine Interpretation der Mozartschen „Duport-Variationen“ und des Adagios aus Beethovens c-Moll-Opus 111, der letzten Klaviersonate des einsam gewordenen, langsam Abschied von der Welt nehmenden Meisters. Musikalischen Gourmets hat Bėla Bartök mit seiner Suite op. 14 allerhand
Als vornehmstes und bisher am besten erreichtes Ziel hat sich die Chorvereinigung „Jung Wien“, die jetzt ihr 25jähriges Bestandsjubiläum feiert, die Pflege heiteren Liedgutes gesetzt, bemüht sich aber auch um die Interpretation von Werken klassischer und romatischer Richtung sowie sakraler Musik. Im Festkonzert im Großen Musikvereinssaal kamen Chöre von Haydn, Mozart und Schubert zur Aufführung, das Begleitorchester stellten die Tonkünstler in kleiner Besetzung bei. Gerhard Lagranges stark Puccini-trächtige Komposition „Auf dem Weg“ war eine Widmung an den Verein und Leo
In einem Philharmonischen Konzert unter Abbado während der vergangenen Festwochen hat Maurizio Pollini in Bartoks zweitem Klavierkonzert vor allem durch seine grandiose Technik fasziniert. In seinem Soloabend im Großen Konzerthaussaal beeindruckte er jetzt aber ebenso stark durch seine sensible Musikalität, die er vornehmlich in Werken der Romantik offenbarte. Schuberts a-Moll-Sonate erhielt eine spannende, von großem Atem getragene, mit richtigen Akzenten versehene Darstellung, vielleicht nicht immer in der gewohnten, wienerischen Überschwenglichkeit. Aber Pollini müßte nicht der Sohn
Sehr eindrucksvoll bekundete das „10. Bundesland“ seine Verbundenheit mit der Heimat und seinen Dank an sie durch ein künstlerisches Geschenk, welches durch das Konzert des bekannten österreichischen, derzeit in Italien lebenden Violinvirtuosen Juan Carlos Rybin dargeboten und — laut Plakatanschlag — auch den gastfreundlichen Grazern frei zugänglich gemacht wurde. Als wichtigstes Kriterium für die qualitative Einschätzung des jungen Geigers ist seine Sicherheit im richtigen stilistischen Erfassens der Werke verschiedener Epochen anzusehen. War bei Beethovens G-Dur-Sonate, op. 30/3
In einem Konzert der in ihrem Arbeitseifer zu bewundernden Tonkünstler hörte man unter dem talentierten jungen Dirigenten Jacques Delacote als Neuheit für Wien Ernest Blochs „Schelamo-Rhapsodie hebräique“, einen elegischen, etwas larmoyanten Klagegesang, der wohl durch gekonnte Orchestrierung und originelle Harmonik eine gewisse Wirkung enzielt, anderseits aber durch seine Langatmigkeit Einbuße erleidet.Großen Genuß bereitete Ludwig Hoelscher seiner zahlreichen Zuhörerschaft im Pallavicini-Saal mit seinem Celloabend, an dem er große Barockmeister, aber auch Beethoven meisterhaft
Aus der reichlich vorhandenen Literatur für Bläser-Kammermusik hatte sich das „Wiener Bläserquintett" für sein Konzert im Auerspergsaal mit Mozarts „Phantasie für eine Orgelwalze“ (der ausgezeichnete Satz stammt von Sebastian Mayer) und Leo J. Kaufmanns Quintett zwei besonders hochwertige Werke ausgesucht. Was bei Mozart am meisten besticht, ist die reiche Themenerfindung und ihre gleich hervorragende Verarbeitung (Kanonbildung). Kauffmanns Werk zeugt von einer staunenswerten Inspirations- kraft des Komponisten, die sich in den übermütigen, witzigen schnellen Sätzen ebenso
Bei einem Rendezvous mit der Tanzmusik der dominierenden Strauß-Dynastie kam das zahlreich erschienene Publikum des Redouten- saales voll und ganz auf seine künstlerische Rechnung. Es wurde ihm eine mit allen richtigen Wiener Schikanen des „Heberten“ ausgestattete Wiedergabe von Walzern vorgeführt, unter denen natürliche Perlen wie „Loreley“- und „Sphären-Klänge“ nicht fehlen durften. Das Wiener Strauß-Orchester und sein für alle Finessen der Strauß-Musik zuständiger Dirigent, Max Schönherr, setzten sich aber ebenso „Strauß-authentisch“ für die „Methusalem“- und „Zigeunerbaron“-Ouvertüre sowie für den Schlager „Feuerfest“-Polka ein, so daß das mehr aus Fremden als aus Einheimischen bestehende Publikum nichtig zu spüren bekam, mit welchem Elan Strauß-Musik in Wien gespiielt wind.
Daß Robert Casadesus so selten für ein Konzert in Wien Station macht, ist für alle, welche die hochwertige Kunst dieses Pianisten zu schätzen wissen, eine bedauerliche Tatsache. In seinem jetzt schon längst fällig gewesenen Abend im Konzerthaus spielte der Künstler zuerst Mozarts Phantasie d-Moll, ein Stück, das nach dem stark romantisch imprägnierten ersten Teil erst nach der Umwandlung in das freundliche Dur richtiger Mozart wird. Glasklar, mit raffinierter Anschlagkultur und feinen Tempomodiflkationen erstand hernach Mozarts F-Dur-Sonate, KV 332. In beiden Werken konnte man eine
Zwei Orgelkünstler, der bekannte Bach-Interpret Karl Richter und der junge Heiller-Schüler Michael Radulescu, spielten auf zwei verschiedenen Instrumenten Werke berühmter Meister und gaben dem Rezensenten die Möglichkeit, Vergleiche ihres Spieles in technischer und musikalischer Hinsicht anzustellen. Da Brahms als Orgelkomponist verhältnismäßig wenig bekannt ist, war es ein dankenswertes Unternehmen Radules- cus, sich dieser Kompositionssparte des großen Symphonikers anzunehmen. Radulescu nützt die Vorteile der mechanischen Traktur der Orgel im Mozart-Saal, welche in der sofortigen
Hatte das aus den Herren Brai- nin, Nissel, Schidlof und Lowett bestehende Londoner „Amadeus- Quartett“ an seinem ersten Schubert-Abend mit dem elegischen a-Moll-Quartett einen Gipfelpunkt seines Könnens geoffenbart — wobei nicht gesagt sein soll, daß die zwei frühen Quartette dos Meisters, . Es-Dur und g-Moll, nicht’auch- eine ausgezeichnete Wiedergabe erfuhren — so setzten die vier technisch hervorragend ausgebildeten Musiker ihre Erfolgsserie am zweiten Abend mit dem B-Dur-Quartett und dem c-Moll-Quartettsatz in gleich präzisem, transparentem und leuchtkräftigem Zusammenspiel
Das in London beheimatete „Alle- griquartett”, bestehend aus den Herren Maguire, Roth, Ireland und Schrecker, hatte wohl eine schöne Programmauswahl getroffen, ihr aber nicht eine gleich gute Wiedergabe angedeihen lassen. In Haydns „Kaiserquartett” störte trotz des virtuosen Zusammenspiel der beiden Geigen im ersten Satz die nicht immer saubere Intonation des Primarius, wie denn überhaupt die ganze Anlage des Werkes zu trocken, in den Variationensätzen zu lieblos und im Finale übertrieben prestissimo vor sich ging. Auch Beethovens Streichquartett a-Moll, op. 132, litt unter einem
Karol Szymanowski, 1882 in Warschau geboren und 1937 ln Lausanne verstorben, gehört zu den hierorts zu Unrecht vernachlässigten Komponisten. Er hielt sich vor 1918 viel im Ausland auf und geriet in Berlin, Leipzig und Wien unter den Einfluß der deutschen Musik, von dem er sich später zugunsten der französischen Impressionisten und vor allem Skrjabins befreite. In der 1909 bis 1910 geschriebenen Zweiten Symphonie dominieren noch durchaus der Tristansche Chromatismus, Max Reger und der Strauss der symphonischen Dichtungen. Aber im ekstatischen Ausdruck findet Szymanowski schon zu sich
Wenn sich Karl Heinz Füssl bemüßigt fühlte, seinem Orchesterstück „Epitaph”, das bei seiner Züricher Uraufführung einen Skandal entfesselte, ein „Antistrophe” betiteltes Allegro hinzuzufügen, so dürfte der Hörer von dieser Notwendigkeit kaum überzeugt sein. Nach den gewagten Tonmanipulationen des Komponisten erholte man sich bei Bartöks Violinkonzert, das in seinen drei Sätzen nach einem Urteil Artur Honeggers „den Reichtum eines feurigen und warmherzigen Temperaments, eine von innen kommende Begeisterung zutage treten läßt”. Die Richtigkeit dieses Werturteils eines
Das letzte Konzert des Matineen- Zyklus des Konzerthauses brachte zwei besonders schöne Programmpunkte, nämlich eine Komposition Brittens und das Auftreten eines jungen Nachwuchsgeigers. Brittens Werk könnte als die Arbeit eines Haydn-Epigonen in moderner englischer Gewandung gelten. Die lustig einsetzende „Simple Symphony” bringt im „Bourrėe” ein kurzes, konzis gehaltenes Fugato, der zweite Satz ein witziges Pizzikato-Inter- mezzo, die „Sentimental Saraband” hat volksliedhaften Charakter, das fröhliche Finale gipfelt in einer fulminanten Stretta. Walter Weller hatte alle
Ileana Cotrubas und Siegmund Nimsgern waren die Interpreten von Hugo Wolfs „Italienischem Liederbuch”. Leider gelang es dem Bariton nicht, den einzelnen ihm zugeteilten Gesängen den richtigen Ausdruck zu geben, sondern er benützte sein an sich schönes Organ, um Stimmprotzerei in übertriebener Fortedynamik zu betreiben. Stilistisch besser fand sich die als Opernsängern! rasch bekannt gewordene Sopranistin mit ihrem Part Zufecht.’ wiewohl siė für härtere G:efühlsmomente uhd Horn- ausbrüche mehr mitbringt als für Schelmerei, Übermut und Koketterie, was gerade für die
Unter den aus den Oststaaten kommenden, zumeist sehr guten Kammermusik-Ensembles kann das in Prag beheimatete Duoi’dfc-Klovier-frio als eines der hervorragendsten gelten, was sein Konzert im Palais Palffy in einem anspruchsvollen Programm unter Beweis stellte. Den Pianisten Radoslaw Kwapil kennt man von einigen sehr gelungenen Mitwirkungen in Wien her, Geiger und Cellist, die Herren Pospisil und Chovanec, haben sich als Solisten einen internationalen Namen gemacht. Alle drei aber sind zu einer Vereinigung von virtuosem Können, höchst disziplinierter Homogenität und bester Klangkultur
Gian-Carlo Menottis Kurzoper „Amahl and the Night Visitors“ hat man von ihrer vor ungefähr 15 Jahren erfolgten Wiener Premiere im Josefssaal als hübsche Musik in Erinnerung. Eine Bestätigung dieses damaligen Qualitätsurtejls erbrachte die jetzige Aufführung des Werkes durch den American Opera Workshop. Menotti zeigte als gewiegter Bühnenpraktiker, daß auch in der modernen Oper die Berücksichtigung einer der wichtigsten Forderungen dieser Kunstgattung, nämlich der Gesanglichkeit, wesentlich zum Erfolg beiträgt.Der Workshop verdient für die gelungene Aufführung alle Anerkennung.
Das diesjährige Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker war ausschließlich auf die Klassik der Strauß-Dynastie abgestimmt und brachte neben dem altbewährten, alljährlich wiederkehrenden Programm von Operetten-Ouvertüren, Walzern, Polkas und Märschen einige zum erstenmal im Musikverein erklingende heitere Weisen. Als besondere, schon durch den Titel auffallende Novität sei die „Annen- polka” erwähnt, in welcher der Komponist, Vater Strauß, in Konkurrenz mit dem späteren, gleichnamigen Stück seines großen Sohnes Johann tritt, Eduard Strauß, der „schöne Edi” der Wiener,
Ein Künstler wie der einmalige Meister Segovia, aber auch die letzthin in Wien so erfolgreichen Virtuosen Konrad Rogossnig und Siegfried Behrend haben der Laute und Gitarre wieder große Beliebtheit auf dem Konzertpodium verschafft. Nun hat ja auch Julian Bream die häufig in Suiten zusammengefaßte, aber auch in Intabulierung vokaler Sätze vorhandene Lautenmusik früherer Zeit und die zahlreiche Gitarrenliteratur des 16. und 17. Jhdts. neben Werken zeitgenössischer Komponisten in seinem Konzert im ausverkauften Mozart-Saal wieder zu Ehren gebracht. Der Künstler beherrscht beide
Anläßlich des 150jährigen Bestehens der Musiksammlung und deren Ubersiedlung in die „Albertina“ vor fünf Dezennien fand Im Saal In der Augustinerstraße eine Feier statt, die mit einem vom „Ensemble Kontrapunkte“ ausgeführten Konzerte begann. Es wurden Werke von Berg, Wellesz, Einem, Schiske und Uhl gespielt. In einer Konzertpause begrüßte Direktor Dr. Grasberger die Gäste und umriß die wichtigsten Aufgaben des Instituts. Nach Beendigung der musikalischen Darbietungen war dem Publikum Gelegenheit zur Besichtigung der reichhaltigen Jubiläumsausstellung geboten, welche Verlagswerke der Universal-Edition und des Verlages Doblinger sowie wertvolle Autographen berühmter Komponisten zeigte. Zur Beendigung der Feier waren die Gäste zu einem vom „Ensemble Musica antiqua“ ausgeführten Konzert mit Kompositionen aus dem 16. Jahrhundert in den Prunksaal der Nationalbibliothek geladen; Generaldirektor Dr. Fiedler gab außerdem eine sehr interessante Übersicht über Entstehen und Entwicklung der Musiksammlung.
Birgit Nilsson ist die neue Lady Macbeth der Staatsoper. Mit dieser Partie hat die heute wohl bedeutendste Hochdramatische der Welt sich eine neue Glanzpartie zugelegt, die in gesanglicher und darstellerischer Hinsicht keinen Wunsch offen läßt. Trotz des überdimensionierten, einmaligen Stimmvolumens der Künstlerin wird das pompöse Organ nie scharf oder überfordert eingesetzt, die Kantilene gelingt ebenso hervorragend wie die dramatischen Ausbrüche.Neben der Nilsson haben es da die anderen Sänger schwer, sich- mehr oder weniger gut behaupten zu können. Am besten erreicht dies Kostas
Zum Dank für die vom Landtagspräsidenten Dr. Stemmer ermöglichte Widmung eines Hammerflügels aus dem Jahr 1785 gaben die Instrumentisten ein Festkonzert in dem bis auf den letzten Platz besetzten Schwarzenbergsaal. Es stellte den mit fachmännischer Akribie restaurierten, mit seinen silbrigen Obertönen manchmal wie ein Spinett klingenden Flügel in den Mittelpunkt der Aufführung, indem in Haydns Klaviertrio G-Dur alle Vorzüge des Instrumentes, vorzüglich gespielt von Herbert Weißbergerj bestens zur Geltung kamen. Das unermüdlich Beifall klatschende Publikum erzwang sich eine außer
In der Lutherischen Stadtkirche in der Dorotheergasse hörte man, vom Chor stimmschön und mit sauberer Intonation vorgetragen, eine Motette Scarlattis und die durch kunstvollen Satz ausgezeichneten „Evangeliensprüche“ von Melchior Vulpius. Ein „Geistliches Konzert“ von Heinrich Schütz für zwei Solostimmen mit Instrumentalbegleitung enthält auch eine in der damaligen Zeit nicht ungebräuchliche Vertonung einer biblischen Szene, „Der Pharisäer und Zöllner“ benannt. Um die Gesangsoli bemühten sich der Bassist Ernst Jankouutsch und der Tenor Heinz Humsberger, der auch als
Anläßlich des zwanzigjährigen Bestandes der sonntäglichen Nachmittagskonzerte der Niederösterreichischen Tonkünstler fand im Großen Musikvereinssaal eine Jubiläumsveranstaltung statt, die aus einem ausschließlich Beethoven gewidmeten Programm bestand. Das unter Heinz Wallberg, seinem derzeitigen Ohefdirigenten, zu einem ganz ausgezeichneten Instrumentalkörper herangewachsene Orchester hatte zur Leonnorenouverture Nr. 3 Beethovens „Siebente“ gewählt, so recht geschaffen für eine Feier, welche gemäß der Anlage dieser Symphonie — einen heiteren, aber auch einen besinnlichen
Die mittelalterlicher Musik und ihrer Wiedererweckung ergebenen „Menestrels“ haben schon öfters durch ihre Produktionen, so durch die gelungene szenische Aufführung des Ritterspiels „Aucassin und Nicolete“, Aufsehen erregt. Diesmal hatte sich das Ensemble, dessen jeder einzelne Mitwirkende verschiedene alte Instrumente vorzüglich beherrscht, für geistliche Musik des 14. und 15. Jahrhunderts, aber auch für solche späterer Meister entschieden. Von den teils anonym gebliebenen, teils namentlich angeführten Autoren erzielten den nachhaltigsten Eindruck eine „Lamentatio“ und die