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Sommerkonzerte

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In einem Konzert der in ihrem Arbeitseifer zu bewundernden Tonkünstler hörte man unter dem talentierten jungen Dirigenten Jacques Delacote als Neuheit für Wien Ernest Blochs „Schelamo-Rhapsodie hebräique“, einen elegischen, etwas larmoyanten Klagegesang, der wohl durch gekonnte Orchestrierung und originelle Harmonik eine gewisse Wirkung enzielt, anderseits aber durch seine Langatmigkeit Einbuße erleidet.

Großen Genuß bereitete Ludwig Hoelscher seiner zahlreichen Zuhörerschaft im Pallavicini-Saal mit seinem Celloabend, an dem er große Barockmeister, aber auch Beethoven meisterhaft interpretierte und in Kurt Rapf einen mehr als Begleiter zu nennenden Pianisten als Partner hatte. Hans Graf, dessen Künstlerschaft in Wien viel zu wenig geschätzt wiird, erspielte sich mit den pompösen Handel- Variationen von Brahms noch mehr aber mit Schumanns ebenso lyrischem wie vitalem „Camaval“ einen grandiosen Pianistenerfolg.

Dagegen ließ die Wiedergabe „Kleiner Werke großer Meister“ durch Jaro Schmied und sein Solistenensemble zumindest was die Kompositionen Mozarts (ein Teilstück aus der „Haffner-Serenade“) und Beethovens („Rondino“) betraf, ein wenig erfreuliches Niveau auf, da sie sich stilistisch auf der Ebene gehobener Unterhaltungsmusik abwickelte. Für die am gleichen Abend gespielte Musik Hellmesber- gers und Kreislers ist Jaro Schmied mit seiner „süßen Geige“ viel eher der gegebene Mann, der auf schmalzige Glissandi Wert legt, weniger auf genaue Intonation.

Schließlich sei ein von Lux Brahn und Roger Brügger ausgeführter Klarinetten-Klavierabend lobend erwähnt, der neben Werken Webers, Mendelssohns und De- bussys auch die Bekanntschaft mit Honeggers launischen, in rasanten Temposteigerungen einhergehenden kurzen Soloklavierpiecen und mit Strawinskys, seiner mittleren Schaffensperiode zuzuzählenden Solo- klarinettestüoken vermittelte.

Das bereits auch im Ausland bekannte „Klassische Wiener Schrammelquartett“ hat sein Repertoire durch die Aufnahme Schuberts und Lanners über die Grenzen der Musik seines Namenspatrons ausgedehnt. Wieder einmal wurde man sich bewußt, daß die Komponisten der ausgezeichneten Geiger und Konservatoriumsschüler Johann und Josef Schrammel absolut nichts gemein haben mit irgendeiner beliebigen Heurigenmusik. Daß kleine musikalische Kostbarkeiten Schuberts manchmal nahtlos in besonders glücklich erfundene Schrammelweisen überzugehen scheinen, glaubte man aus thematischen Ähnlichkeiten und Wendungen von Schuberts „Letztem Walzer“ und „Valses nobles“ und Josef Schrammels moll- verbundenen „Pester Polka“ zu erkennen. Auch „Altwiener“ und „Linzer Tänze“ eines Anonymus konnten in der ausgezeichneten Wiedergabe der vier „Schrammler“ sehr gefallen. Für Schuberts „Ecossaisen“, Menuette und Tänze setzte sich die rhythmische und anschlagmäßig sehr begabte Pianistin Hertha Weber-Kern erfolgreich ein, Lanners „Hans-Jörgel-Polka“ war ein Glanzstück des Quartetts. Die besonders zahlreich erschienenen ausländischen Gäste des Schwarzenbergsaales schienen von dem ausschließlich „wienerischen“ Konzert sehr beeindruckt zu sein.

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