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Bunte Sommermischung

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Von den zwei unter der Leitung des Flötisten Thomas Pinschof stehenden Konzerten des „Ensemble I“ war das eine — quasi zur Nachfeier des 100. Geburtstages Max Regers — auf zwei Serenaden des Komponisten für Flöte, Geige und Viola sowie auf die Viola-solo-Suite in g-Moll und die Geigen-Solo-Sonate in G-Dur abgestimmt. Die Serenaden, meist heiteren Charakters, zeichnen sich durch reiche Variationenbeigaben aus, die Solostücke wiesen nach dem Vorbild Bachs arpeggierendes Akkordspiel und melodische Bildungen, merkwürdigerweise aber keine kontrapunktischen Einschiebungen auf. Die trefflichen Solisten des Konzertes, das in dem schönen, leider akustisch nicht günstigen Saal des Palais Kinsky stattfand, waren der Flötist Pinschof, der Geiger Spiros Rantos und der Bratschist Thomas Riebl.

Der zweite im Palais Auersperg abgehaltene Abend war Werken von Joh. Seb. Bach gewidmet, den Triosonaten c-Moll und G-Dur (aus dem „Musikalischen Opfer“) und den beiden Sonaten in Es-Dur und A-Dur für Flöte bzw. Geige und Cembalo. Den Bassocontinuo betreute Ernst Kubitschek am Cembalo und Vyron Fidetzis als Cellist. Neben einer bemüht stilgerechten Ausführung der einzelnen Programmnummern war diese durch Verwendung von Instrumenten mit den in der Barockzeit üblichen Mensuren und durch eine diesen Instrumenten angepaßte Spieltechnik bemerkenswert und für die Erzeugung eines dieser Epoche entsprechenden Klangbildes maßgebend. Beide Veranstaltungen verdankten ihr gutes Gelingen der unermüdlichen Probenarbeit der jungen, schon in Soloabenden erprobten Solisten.

Das erste Gedenkstättenkonzert der diesjährigen Sommersaison fand in Schuberts Geburtshaus statt, wo das aus den Philharmonikern Binder, Egger, Litschauer und Dolezal sich zusammensetzende Nicolai-Quartett die Streichquartette Schuberts a-Moll und d-Moll („Der Tod und das Mädchen“) exekutierte. Leider ließ die Ausführung einige Wünsche bezüglich des Zusammenspiels und der Intonation offen, so daß erst im Andante-Variationensatz des posthumen d-Moll-Opus eine vollbefriedigende Wiedergabe zustandekam. In der großen Galerie des Schlosses Schönbrunn bereitete das Wiener Pianistenduo Paul Badura-Skoda und Jörg Demus mit einem Mozart-, Schubert- und Brahms-Programm dem Publikum eine zwar im allgemeinen gelungene Feierstunde, doch erreichten die beiden Künstler nicht das sonst bei ihnen gewohnte hohe Niveau ihres Spiels.

Das erste Arkadenkonzert ließ zur feierlichen Eröffnung Bruckners „Neunte“ mit dem überirdisch schönen Adagio-Abschiedsgesang hören, anschließend kam mit den Wiener Symphonikern, dem Singverein und einem nicht ganz erstklassigen So7i-stenquartett das „Tedeum“ unter Heinrich Hollreiser zur Aufführung. Im zweiten Arkadenkonzert wartete Miltiades Caridis mit einer Novität auf, dem Hornkonzert von Cesor Bresgen; es ist ein gemäßigt modernes, noch mit Noten und nicht mit Kreisen und Linien der Ultra-Avantgarde geschriebenes Werk, das aber infolge seiner Erfindungsarmut wenig Freude macht, wohl auch dem Solisten Robert Lorenzi von der Staatsoper, wegen seines undankbaren, aber schwierigen Partes. Man hätte sich von dem Orff-Schüler Bresgen — zumindest auf Grund mancher, früher besserer Arbeiten — mehr erhofft. Hauptstücke des Programms waren Mendelssohns nach dem Muster der „Schottischen Symphonie“ zugeschnittene „Hebri-den-Ouverture“, Beethovens „Zweite“ und Strawinskys grotesk-parodl-stische „Petruschka-Suite“, deren Interpretation Caridis besonders gut lag. Viel Beifall.

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