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Vorwiegend Beethoven

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In einem von dem in Bonn wirkenden Dirigenten Ralf Weikert geleiteten Konzert der Wiener Beethoven-Gesellschaft war gewissermaßen eine Beethoven-„Novität“ zu hören, nämlich ein Sechstes, in D-Dur stehendes Klavierkonzert des Meisters. Es handelt sich dabei um eine von Beethoven selbst, auf Wunsch des Verlegers Clement] vorgenommene Klavierfassung des Violinkonzertes des Komponisten, dessen orchestraler Part von. der Originalfassung tongetreu übernommen ist. Die Violins'timme ist der rechten Hand des Pianisten, der linken sind lediglich Begleitflguren anvertraut. Doch hört sich der Klavier-Solopart, namentlich im 1. Satz, oft recht dünn an, worunter die Süßigkeit der Kan-tilene, wie sie die Violine in ihrem Konzert hergibt, leidet. Harald Oss-berger war der treffliche, auch die eingeschmuggelten Kadenzen meisternde Solist dieses Klavierkonzertes. Das übrige, von den Tonkünstlern ausgeführte Proggramm brachte die „Coriolan“-Ouvertüre und die 7. Symphonie. — Gut besuchter Großer Musikvereinssaal und viel Applaus.

Die wirkungsvolle, wenn auch nicht gerade zu den Meisterwerken Beethovens zählende Ouvertüre „König Stefan“ hat den Komponisten in seiner Synkopenrhythmik zu Csär-dasklängen im Presto-Hauptsatz verlockt. Nach diesem Beginn des 7. Konzertes im Zyklus „Die großen Symphonien“ kam Beethoven — diesmal in voller Höhe seines Schaffens — mit dem Violinkonzert zum Zug, das Igor Oistrach als würdiger Schüler seines leider erkrankten Vaters hervorragend interpretierte. Janos Ferencsik, dessen früher so zündendes Temperament sich jetzt zu souveräner Ruhe gewandelt hat, beschloß als Dirigent der Wiener Symphoniker den Abend mit der Wiedergabe der sich in fast kammermusikalischer Ausführung ergehenden 2. Symphonie Beethovens. *

Im Großen Konzertshaussaal trat der der internationalen Geigerelite zugehörige Uto Ughi auf, dessen bedeutendes künstlerisches Potential man schon lange in Wien vermißt hatte. Nach der zu Beginn gespielten D-Dur-Sonate Händeis folgte Bachs d-Moll-Partita, ein Prüfstein für die Qualitäten eines großen Geigers. Ihre Wiedergabe zeigte ein — besonders für einen Italiener bemerkenswertes — Eindringen und Aufschlüsseln der Bachschen Tonsprache, dabei auch technisch die Anforderungen des polyphonalen, von Ughi oft orchestral gebrachten Spieles glänzend beherrschend. Nicht ebensogut kam Brahms' d-Möll-Somate über die Saiten der herrlichen Stradivari des Künstlers. Es war ein Brahms in italienisch verfremdender „Ver-brä(h)mung“. Auch der sonst vollwertige Begleiter Ughis, Bruno Ca-nino, konnte sich nicht leicht auf den herben Trotz des Brahms-Opus einstellen. Zwei klanglich reizvolle, ganz unter dem Einfluß Debussys komponierte Stücke Karol Szyma-novskis aus dessen „The Mithes“ und Paganinis virtuos gespielte „Oampa-nella“ beendeten das Konzert des von einem zahlreichen Publikum aufs lebhafteste akfelamierten Künstlers. Reiche Zugabenspende. *

John Ogdons Klavierabend im Mozartsaal hinterließ, was seine Beethoven-Interpretation anbelangt, zwiespältige Eindrücke. Die so gern gespielte Frühsonate op. 2, Nr. 3, wurde im Scherzo und Allegro assai in viel zu schnellem Tempo, dazu mit undeutlichen, vom Pedal überlasteten Passagen wiedergegeben. Besser und wohl als positivster Teil des Programms geriet die Sonate op. 110, in welcher das rhapsoden-hafte Finale mit der Fuge und dem zweimaligen Einsatz des „Klagenden Gesanges“ in der Darstellung des Künstlers überzeugen konnte. In Abänderung der Vortragsfolge spielte Ogdon noch die mit weichlichlyrischen Oasen versehenen 12 Liszt-Etüden, die — als ein dreiviertel Stunden dauernder Nonstop-Kraft-akt — die exorbitante, mit maschinenmäßiger Sicherheit funktionierende Technik des Künstlers bestätigten.Paul Lorenz *

Hedy und Wolfgang von Karajan spielten im Brahmssaal auf drei Orgelpositiven Antonio Solers 4. Orgelkonzert, Stücke für mechanische Orgel von Mozart (KV 594 und 608), Beethoven („Suite“) und Haydns Lirenkonzerte Nr. 1 und 5, die 1785 als Auftragswerke Ferdinand IV. von Neapel komponiert wurden. Gewiß, strengste Maßstäbe der Perfektion sind nicht immer anzulegen, aber die Musikalität, mit der sie diese selten aufgeführten kleinen Werke — und Meisterwerke! — interpretieren, ist ein voller Ersatz. Man denke nur an Mozarts späte „Fantasie für eine Uhr“, deren Fugen nicht nur alle technischen Möglichkeiten und Vorteile des mechanischen Instruments gegenüber dem Menschen voll ausnützen, sondern obendrein meisterhafte Kontrapunktsätze sind, die von den Karajans klarlinig dargestellt wurden. Weniger Glück hatten sie mit ihrem Kammerensemble: vor allem der Streichergruppe machten die Phrasierungsprobleme der Begleitung in Haydns Konzerten offenbar wenig Kopfzerbrechen. .... m rmafrtöi n3i9Diio9 nov^a^.-

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