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Zwei Liederabende

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Im Mozart-Saal des Konzerthauses sang, begleitet von Prof. Erik Werba, der japanische Bariton Eishi Kawamura sechs Heine-Lieder von Schubert, sechs Mörike Lieder von Hugo Wolf, „Don Quichotte ä Dulcinee“ von Ravel und die „Jedermann-Monologe“ von Frank Martin. Kawamura, Sohn eines japanischen Musikprofessors, wurde in Tokio und in Wien ausgebildet, unterrichtet selbst Liedgesang und ist der Begründer und Vorsitzende einer japanischen Hugo-Wolf-Gesellschaft. Er besitzt auch künstlerisch, als Sänger, alle Voraussetzungen zu einer hervorragenden, ja erstklassigen Liedinterpretation: einen schön-timbrierten, hellen, zuweilen fast tenoral klingenden Bariton, den er sorgfältig führt und stützt; auch versteht er, was er singt, und die Diktion der fremden Sprache ist ausgezeichnet (sein Französisch ist fast so gut wie sein akzentfreies Deutsch). Wieder einmal war Prof. Erik Werba am Flügel mehr als nur Begleiter, sondern künstlerischer Mitgestalter. Entsprechend war auch der Applaus. (Drei Zugaben, zuletzt „An die Musik“ von Schubert.) Der an der Hamburger Staatsoper engagierte Tenor Heinz Kruse, der sich letzthin dem Publikum des Schubert-Saales präsentierte, war ein nur bescheidender Gewinn der sonst recht gut beschickten Konzerthausreihe „Wir stellen vor“. Der Sänger ist Besitzer einer frischen, leicht ansprechenden, lyrischen Stimme nicht sonderlicher Qualität, die leider überhelle, oft sogar grelle Vokale, namentlich A und E, produziert. Ddesem hervorstechenden Fehler stehen eine deutliche Diktion und eine auch in der Höhe erfolgreich angewendete Messa di voce als Positiva gegenüber. Die Beziehungen des aus Norddeutschland stammenden Tenors zu Schubert — er sang die „Schöne Müllerin“ — sind nicht die allerherzlichsten, er befleißigt sich zwar einer redlichen, braven, aber nicht erwärmenden Interpretation, ebenso wie sein Begleiter Niels Albes genau den Klavierpart abspielt, ohne stärkere Teilnahme an dem Ablauf dieses herrlichen, stimmungsreichen Musikbilderbogens zu zeigen. Ein zum großen Teil jugendliches Publikum war trotzdem sehr beifallsfreudig.

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