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Wiedersehen mit Casadesus
Daß Robert Casadesus so selten für ein Konzert in Wien Station macht, ist für alle, welche die hochwertige Kunst dieses Pianisten zu schätzen wissen, eine bedauerliche Tatsache. In seinem jetzt schon längst fällig gewesenen Abend im Konzerthaus spielte der Künstler zuerst Mozarts Phantasie d-Moll, ein Stück, das nach dem stark romantisch imprägnierten ersten Teil erst nach der Umwandlung in das freundliche Dur richtiger Mozart wird. Glasklar, mit raffinierter Anschlagkultur und feinen Tempomodiflkationen erstand hernach Mozarts F-Dur-Sonate, KV 332. In beiden Werken konnte man eine unter den Händen des Pianisten gerecht austarierte Mixtur von spontaner Musizierfreude und auf maßvolle Klassizität bedachte Beherrschung feststellen. Beet hovens A-Dur-Sonate, op. 101, die trotz ihres früheren Entstehens in stilistischer Hinsicht doch an die drei letzten großen Sonaten des Meisters herankommt und bei der strengen Durchbildung ihrer musikalischen Substanz auf das virtouse Image weniger Gewicht legt, fand bei Casadesus eine — etwa im Vergleich zu Brendel — kühlere Interpretation. Ganz anders zeigte sich der Pianist in der Hingabe an Schumanns „Wald-Szenen“. Diese so poetisch introvertierten Köstlichkeiten einer kleinen Form ließ er als ein Wunderwerk ebenso kantabler wie leidenschaftlicher Romantik vorüberziehen. Die Klimax seines Spiels erreichte er aber bei den sechs „Preludes“ von Debussy: Hier schien er aus den Saiten des Bösendorfer sowohl die matten als auch die leuchtenden Farben eines ganzen Orchesters herauszuholen. Der stürmische, mit drei Encores bedankte Beifallsjubel galt dem souveränen Vertreter einer älteren Meisterpianisten- Schule.
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