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Palaiskonzerte

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Ein junger italienischer Geiger, Juan Carlos Rybin, ein Schüler Odnoposoffs und Szigethis, ließ in einem Konzert im Palais Palffy durch die im Musikalischen wie im Technischen gleich große Ausgewogenheit seines Spiels aufhorchen. Während der Künstler dem wundervollen Andante von Mozarts B-Dur-Sonate (KV 454) tiefe Empfindung zu geben wußte, ging er kontrastierend das Apassionato von Schumanns a-Moll-Sonate mit hinreißender Leidenschaft an. Und in Händeis eingangs gespielter E-Dur-Sonate wurden die melodischen Konturen mit Hervorhebung eines reich espressiven Tones plastisch nachgezogen. Erstaunlich, mit welchem natürlichen, musikalischen Instinkt der Geiger die stilistischen Besonderheiten der von ihm vorgetragenen Stücke zu beachten weiß. In Paganinis „Cantabile“ kostete Rybin die prachtvollen dunklen Töne der G-Saite seiner Guadagnini-Geige besonders aus, den Tribut an das Virtuose stattete er mit der Wiedergabe von Wieniawskis „Polonaise brillante“ ab, was ihm auf Grund tadelloser Griffsicherheit, fulminanter Lauftechnik und glockenreiner Flageolettpassagen sowie einer ebenso eleganten wie energischen Bogenführung bestens gelang. Kurt Rapf war dem Künstler nicht nur ein mit minutiöser Genauigkeit akkampagnierender Helfer, sondern in den Sonaten auch ein vollwertiger Partner.

In Anbetracht der Hitze im Saal des Kulturzentrums war es eine beachtenswerte Leistung des rumänischen Pianisten Gabriel Amiras, daß er durch seine Beethoven-Interpretation (vier Sonaten) durchaus zu fesseln vermochte. Was an dem Abend als Wertungsnote deutlich hervortritt, ist das Ausdrucksspiel des Künstlers, mit dem er beispielsweise die E-Dur^Sonate op. 109 erfüllte. Mit einer — man möchte fast sagen — Verbissenheit war der Fugenteil, mit einem selbstvergessenen Hineinhorchen die Romantik des Andante molto cantabile erfüllt. Der junge Künstler, der in Moskau studierte und dann bei Brendel und Badura-Skoda in die Schule ging, verfügt über eine ausgefeilte Technik, die manchmal seinem tief erlebten Bekenntnis zu Beethoven durch ungebändigte Rasanz und zu starkem Pedalgebrauch in die Quere kommt. Daß der gern angewendeten Fortedynamik des Pianisten in der eingangs gespielten „Pathetique“ auch die Enge des Saales und die Klangfülle des Bösendorfer Vorschub leisteten, darf bei der Leistungsbeurteilung des Künstlers nicht außer acht gelassen werden.

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