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Konzerte

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Krystian Zimerman, 22, mit dem Warschauer Chopin-Preis und vielen kleineren ausgezeichnet, spielte Chopins e-Moll-Klavierkonzert. Eine Bravourleistung, die vom Publikum stürmisch bejubelt wurde. Ein Pianist, der weiß, was er sagen will, nicht virtuos draufloswerkt. Vor allem in der Romanze merkte man, wie behutsam er sich jedem Detail widmet, Zusammenhänge spielt und mitunter die große Geste zurücknimmt, um Einfaches schlicht darzustellen. So auch im Rondo, das ich selten so frisch, so sympathisch unkompliziert, so frei von der Geste des Bravourkünstlers gehört habe. Zimermans Weltkarriere hat begonnen, man kann nur hoffen, daß er Anti-Virtuose im besten Sinne bleibt. Wilfried Boett-cher dirigierte die Symphoniker ein bißchen zackig und forsch. Gutes Handwerk bei Haydn (C-Dur-Symphonie, „Der Bär“) und bei Tschai-kowski (V. Symphonie).

In einem „Philharmonischen“ debütierte Gennadi Roschdest-wenski im Musikverein: Die Philharmoniker kennt er zwar von den Salzburger Festspielen, und Wien kennt ihn als Dirigent und Pianist, aber das machte das Konzert nicht weniger interessant. Die Klangorgien von Schostakowitschs „Vierter“ (1936) wurden unter seinem festen Zugriff zu einem erregenden Spektakel. Voll Spannung und harten Auseinandersetzungen, in denen sicb||er ganze Weltschmerz, die tiefe Melancholie des Komponisten und sein Zorn über den fatalen Heldenkult der Stalinzeit spiegeln. Von der Zusammenarbeit Roschdest-wenskis mit den Philharmonikern darf man sich viel erwarten. Zumal er mit dem Orchester sehr persönlich umzugehen versteht.

R.W.

Michael Radulescu, Orgellehrer an der Wiener Musikhochschule, gab an der Orgel des Mozart-Saales einen kammermusikalisch intimen Bach-Abend mit den sechs Triosonaten BWV 525-530. Bei aller Virtuosität und genauesten Werkvertrautheit (der Künstler spielte auswendig) fiel doch die innere Unruhe seiner Interpretation unangenehm auf.

Beethoven (Pathetique, Mondschein, op. 31/3, op. HD war ein Sonatenabend von Annie Fischer im Konzerthaus gewidmet. Die 64jäh-rige ungarische Pianistin verblüffte durch die Ursprünglichkeit ihrer Darstellung wie durch psychische und physische Kraft. Ihre romantische Herkunft aus der Schule Liszts allerdings konnte sie mit ihrem großzügigen Al-fresco-Stil nicht verleugnen. In Texttreue und Genauigkeit leisten heutzutage vergleichbare Pianisten Besseres. Trotzdem war die Begegnung ein : Erlebnis.

HERBERT MÜLLER

Der Hobokensaal der Albertina war Rahmen für ein fast familiäres Fest der Hausmusik. Gudrun Margarethe Schmeiser plauderte frisch und couragiert (trotz Saitenpanne) auf dem Cembalo anspruchslose Musikliteratur von Haydn und Mozart. Der kapriziöse Klang des Instrumentes, mit Humor gewürzt, perlte unbekümmert in sehr freien Tempi, sicherheitshalber von Haydns „acht Sau-Schneidern“ öfter durch Fermaten gebremst, aus ihren flinken Fingern.

Eine niveauvolle Zugabe aus Haydns F-Dur-Sonate XVI/24 ließ die Qualitäten der Spielerin ahnen. Senta Benesch (Cello) begleitete diskret das saubere, noch etwas akademisch korrekte Spiel des jungen Michael Werba in Mozarts Sonate für Fagott und Violoncello KV 292. Erst im 3. Satz wurde Mozart hell und duftig, verlieh Werbas sanfter Zungenschlag den Läufen der Tiefe Weichheit und erhob den tänzerischen Charakter des Werkes über kompositorisches Mittelmaß.

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