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Sommermelange

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Von einer kaum glaublichen Wandelbarkeit in der Qualität der Darbietungen war das Konzert der russischen Geigerin Miriam Solovieff im Schwarzenberg-Saal gekennzeichnet. Nach einer musikalisch und technisch arg mißlungenen Wiedergabe der G-Dur-Sonate op. 78 von Brahms und der nur etwas besser zu wertenden B-Dur-Sonate Mozarts (KV 454) folgte eine so vollkommene, unverkrampft, mit blühendem, warmem Ton und einer sauberen Akkordik gespielte Solo-Chaconne Bachs, daß man hätte meinen können, eine andere Künstlerin hätte auf dem Podium gestanden. Bei Brahms und Mozart und der abschließenden Pro-kofieff-Sonate D-Dur war Norman Shetler ein trefflicher Klavierpartner der Künstlerin.

Vier große Komponisten der Barockzeit hatte sich das Ensemble „Die Wiener Flötensolisten“ (die Herren Schulz, Hechtl und Herzer sowie die Cembalistin Vera Schwarz) für sein Konzert in der Schönbrun-ner Schloßgalerie ausgesucht. In Händeis „Sonata a tre“ in A-Dur für zwei Flöten und Generalbaß und noch mehr in Philipp Emanuel Bachs E-Dur-Trio in der gleichen Besetzung überzeugten die Künstler von ihrem vorzüglichen Zusammenspiel. Eine feinziselierte Gavotte Rameaus in a-Moll und Sammartinis G-Dur-Sonate für Cello und Cembalo bildeten das weitere Programm. In der letzteren Sonate, dem schönsten Geschenk des Abends, brachte Wolf gang Herzer das entzückende Thema des Kopfsatzes in den Imitationen mit feinsten dynamischen Schattierungen zum Erklingen, ein glockenreines, espressives Doppelgriffspiel im feierlichen „Grave“ und eine vornehme, elegante Bogenführung trugen zum vollendeten Vortrag bei, welcher dem Solisten und seiner Cembalobegleiterin den größten Beifall des Abends einbrachte. Ein von Isaih Jackson geleitetes Arkadenkonzert führte als Neuheit Samuel Barbers Ouvertüre zu „The School for Scandal“ auf. Ein sehr witziges, tonales und mit gut erfundenen Lyrismen ausgestattetes Werk. Für Beethovens „Achte“ fand der Dirigent leider mehr falsche als richtige Tempi, besser gelangen ihm die beiden Suiten zu de Fahas „Dreispitz“-Ballett, in denen er eine saubere, klare Schlagtechnik und ein der zündenden Rhythmik halbwegs entsprechendes Temperament zeigte.

Willi Boskovsky, der erfolgreiche Dirigent der Neu Jahrskonzerte der Wiener Philharmoniker, hatte sich für sein Arkaden-Debüt eine von Mozart bis Ziehrer (!) reichende Stückfolge gewählt und mit diesem etwas an Kurkapellen gemahnenden Programm das Publikum auf seiner Seite, um so mehr als er zeitweilig auch als „Stehgeiger“ bei Strauß, Suppe und Ziehrer auftrat. Konnten — eventuell! — Schuberts „Ouvertüre im italienischen Stil“ und drei „Ungarische Tänze“ von Brahms in diesen Rahmen noch hineinpassen, so war die Aufnahme Mozarts tragischer g-Moll-Symphonie (KV 550) durchaus verfehlt und zeigte zuwenig Ehrfurcht vor diesem der Trilogie der letzten Symphonien des Meisters zugehörigen Werk. Es war auch die schwächste Interpretation des Abends.

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