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Aus dem Konzertsaal

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Wie kaum in einem anderen Oratorium Händels treten im „Judas Maccabäus“ die Chöre so bedeutungsvoll und prächtig in den Vordergrund. Dieser Umstand war für die Wahl des Werkes als Jubiläumsaufführung anläßlich des 20jährigen Bestandes des Wiener Madrigalchores wohl bestimmend. Die Vereinigung erreichte mit der Ausführung des als Doppelfuge gestalteten Chores „Fall war sein Los“ und mit dem Siegesjubel des in drei Gruppen exekutierten und gesteigerten „Seht, er kommt“ Galnzleistungen, denen aber auch die Klagechöre am Beginn des Werkes kaum nachstanden. Zur wertvollen Unterstützung war die Wiener Goethe-Kantorei und ein brav und sicher singender Knabenchor herangezogen worden. Die Solisten, die Damen Dutoit und Wagner und die Herren Lukasovsky und Bunger, bemühten sich mit ungleichem Erfolg um ihre Partien; am besten schnitten die mehr dem Mezzo- als dem Altfach zuneigende Helga Wagner und der sehr wortreiche Baß-Bariton Reid Bunger ab. — Der Dirigent, Franz Xaver Meyer, hatte als erfahrener Chorleiter für richtige Tempi und einen gut disponierten Aufbau des Werkes gesorgt; in einem aus Philharmonikern zusammengesetzten — zu kleinen — Orchester fand er tüchtige Helfer, unter denen besonders die Herren Wobisch und Holler als Bläser der schwierig zu behandelnden hohen Barocktrompeten hervorzuheben sind. Am Cembalo und an der Orgel waltete Johann Sonnleitner mit Sorgfalt seines Amtes. Im ganzen eine gute, allen Mitwirkenden Lob einbringende Aufführung, der das Publikum des vollbesetzten Großen Musikvereinssaales lebhaften Beifall spendete.

Die Interpretation der Schubert- schen „Winterreise“ mit ihren verschiedenartigen, meist melancholischen Stimmungen ist eine dankbare, aber auch schwierige Aufgabe für den Sänger. Im Mozart-Saal hat Barry McDaniel die Reise durch die 24 Gesänge angetreten und sie gut überstanden; dies ist um so mehr anzuerkennen, da ihm als Amerikaner das Erfassen der der Trauer zuneigenden Poesie des Textdichters Müller und der bis ins Letzte eindringenden Vertonung Schuberts nicht leicht gefallen sein mag. Die Stimme des Künstlers, ein schöner, sehr heller Bariton, spricht im Piano (ausgenommen im Piano der Tiefe mit einer leichten Überluftung) gut an, noch besser entwickelt sie ein kraftvolles, auf richtiger Atemführung basierendes Forte und erschließt sich der Lyrik eben so willig wie dem dramatischen Zugriff. Der Sänger erfreute durch einen natürlichen, echt erfühlten Vortrag, der nie auf übertrieben, aber auch nicht auf „unterspielt“ eingestellt war. Eine einzige Störung wäre dem maßlos überhetzten Tempo im „Rückblick“ anzulasten, das mit dem „musikalischen Sinn“ des Liedes absolut nicht im Einklang steht. — Dem Sänger und Robert Spillmann, dem routinierten, für Schubert nicht gerade sehr sensiblen Begleiter, wurde lebhafter Beifall gespendet.

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