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Theresienmesse und eine Neunte

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In einem Konzert der Chorverein igung „Jung-Wien“ hörten wir den sehr wirkungsvollen Chor „Tu es Petrus“ und den etwas weniger wirkungsvollen „13. Psalm" von Franz Liszt, dazwischen die von Ryoko Ohno sehr ausdrucksvoll vorgetragene Legende für Klavier „Der heilige Franz von Paula über die Wogen schreitend" — und im zweiten Programmteil die Große Messe in B (Theresienmesse) von Joseph Haydn. Der von seinem Leiter Leo Lehner tonlich und textlich sehr gut geschulte und ausgezeichnet disziplinierte Chor bewältigte seine Aufgaben in bewährter, frischer und gut ausgewogener Klangfülle, das (im Programmheft nicht genannte) Orchester ließ bei der auf dem exakten Spiel der Streicher basierenden Haydn-Messe eben diese Exaktheit, gelegentlich, vermissen. Kurt Equiluz 'Tenorsoli und' ;Ertist Tittel (Orgel) verdiejien besejodercą .Lob. .

Raimund' We'fs Sen s4 efn er dirigierte in einem Konzert mit den W i e- ner Symphonikern seine eigene IX. Symphonie, nach deren I. Satz er ein anderes eigenes Opus, die drei Jahre später komponierten „Lieder eines Gottsuchers, ein symphonischer Zyklus für Bariton-Solo und großes Orchester“, einschob. Die Anlage beider Werke ist groß, das Handwerk gekonnt. Dennoch ist die eigentliche inhaltliche Absicht mehr dem Programmheft als der Musik zu entnehmen, die zwar sehr eindrucksvolle Stellen aufweist, aber die innere Geschlossenheit und zwingende Konsequenz nicht immer erreicht. Das Orchester unterzog sich seiner Aufgabe mit großer Disziplin (eine Stelle ausgenommen, die neu begon- nęn werden mußte); Dominique Weber als Bariton zeigte eine schöne, gut gefühlte, wenn auch nicht sehr starke Stimme.

Das Budapester Madrigal- Ensemble sang ein reiches Programm alter und neuer Madrigale und Chöre. Die 14 Stimmen sind ausgezeichnet aufeinander abgestimmt, singen unkompliziert und unbeschwert, ohne Finessen und subtile Feinheiten, aber mit erfrischender Echtheit und Begeisterung. Von dem 1480 geborenen Clement Jannequin bis zu Emil Petro- vics (Geburtsjahr 1930) waren 16 Komponisten vertreten, davon sieben ungarische, von denen allerdings nur Liszt, Bartök und Kodäly nachhaltigen Eindruck hinterließen. Jedenfalls hat der Dirigent Ferenc Szekeres sich als guter Chorerzieher legitimiert. Ungewohnt für uns: Sänger und Dirigent saßen um einen Tisch herum, der als Dirigentenpult diente.

Die „Wiener Solisten“, ein Instrumentalensemble von bisher stetig sich steigernder Leistungsqualität, spielten kleine Kostbarkeiten von Vivaldi, J. S. Bach (Konzert in C für zwei Cembali und Streicher), Ricciotti, Stamitz, Mozart und abschließend die „Simple Symphony" von Benjamin Britten, die zwar keine Kostbarkeit, aber doch ein erzmusikalisches Stück ist. Dem Dirigenten Wilfried Boettcher gelang es, die vorbildliche Homogenität der Ausführenden zu erreichen, ohne akademisch zu werden.

Hilde Zadek sang Lieder von Schubert, Hugo Wolf, Alban Berg und Anton Dvorak. Ihr Vortrag ist nobel wie ihre Etscheinung, ihre ariengewohnte, dramatische Stimme durchbrich jedoch immer wieder den Kammerstil des Liedes mit seinen oft kleinen und subtil nuancierten Akzenten, daher ihr die dramatisch bewegteren Gesänge ungleich besser lagen als die lyrisch versonnenen. Eric Werba als Liedbegleiter loben, hieße Enl?n nach Athen tragen.

Ein Pariser Bläserensemble konzertierte im Französischen Kulturinstitut (Palais Lobkowitz). Auf dem Programm standen Konzerte und Divertimenti von Vivaldi, Mozart und Haydn, von denen besonders das Haydn- Quintett hervorgehoben sei, in dessen zweitem Satz jener berühmte Choral St. Antoni erklingt, den Brahms in seinen vielgespielten Orchestervariationen berühmt gemacht hit. — Im zweiten Teil gab es zeitgenössische Bläserkammermusik von Jean Franęaix (geb. 1912) und Darius Milhaud (geb. 1892). Hier manifestierte sich die Kontinuität einer Gattung, in der sich die Franzosen, als Schaffende und Interpreten, seit Jahrhunderten auszeichnen. Geist, Witz und technische Brillanz kennzeichneten auch Handschrift und Vortrag von Hindemiths „Kleiner Kamnjer- musik"', füryfjirif Bläser:' eines der an-, sprechendsten und konzentriertesten Kam- merirtiisilcivetįe der iMzfm . ;J&h?iefiwte.' Langanhaltender Beifall eines von den Werken und dem meisterhaften Spiel der Pariser Gäste gleicherweise beeindruckten Publikums.

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