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Chöre zu Gast und Liszt-Konzert

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Der Chor der Slowenischen Philha rmonie Laibach (Leitung Lovro von M a t a c i c) besticht durch die Fülle und den Wohlklang seiner weichen Stimmen ebenso wie durch das Frische, Unmittelbare seines Singens, das mehr aus der Freude daran und aus musischem Schwung als aus dem Intellekt kommt. Dementsprechend war auch das Programm zum allergrößten Teil dem Volkslied verhaftet wie die Komponisten, die ihre stärksten Impulse davon beziehen. Besonders lebendig wirkten die Chorlieder von Stevan Mokranjac, Josip Stolzer-Slavensky, Slavko Zlatic und Todor Skalkaobski, dessen makedonische Humoreske wiederholt werden mußte. Eine kleine Kantate mit instrumentalen Zwischenspielen von lakov Gotovac beschloß den anregenden und erfolgreichen Abend.

Den Niederländischen Kam- merchor unter seinem Dirigenten Felix de Nobel darf man wohl als Primus aller europäischen Kammerchöre bezeichnen. Er ist mit seinen X8 Stimmen ein Instrument, das einer Orgel gleich in verschiedenen Mixturen, aber stets einheitlich bis zum letzten und ausgewogen wie auf der Goldwaage erklingt, dessen Interpretation aber nicht nur stimmlich, sondern auch geistig-stilistisch kaum seinesgleichen hat, ob es sich nun um Werke der altklassischen Polyphonie oder um solche der Zeitgenossen handelt. Die äußere Disziplin des Auftretens, der Haltung, Umstellung, und überhaupt der Erscheinungen ist nur der Spiegel innerer Konzentration und Noblesse. Der Vortrag von Clement Jannequins „La Bataille de Marignan" und Darius Milhauds „Quatre sonnets“ gehört zu den Spitzenleistungen chorischen Singens überhaupt. Ob ein Chor dieses Formats (und dieses Dirigenten, der ihn dazu gemacht hat) nicht auch für die vorbildliche Wiedergabe, gleichsam Inkarnation neuester Musik berufen wäre? (Schömberg, Webern u. a.).

Chor und Orchester der Musikalischen lugend musizierten Werke von Bartök, Kodäly und Richard Strauss. Durch verschiedene Hindernisse (notwendiger Programwechsel, Fehlen eines Solisten, dessen Partie durch einen Nothelfer prima vista übernommen werden mußte, der seine Sache übrigens sehr lobenswert machte), geriet die „Cantata profana“ von Bela Bartök und ebenso „Wanderers Sturmlied" von .Richard trauss einigjärmiifSetv, SPHtPSa und unbefriedigend. Nach -der Pause jedoch war diese Nervqsifät vsrs.chwtfride l und in der Richard-Strauss-Motette „Der Abend“ für lüstimmigen a-cappella-Chor gelang eine vorbildlich durchgearbeitete Wiedergabe imponierenden Niveaus, und auch die abschließende heitere Hary-lanos- Suite von Zöltan Kodäly hatte die Farbigkeit und Leichtigkeit der Partitur. Der Dirigent Günther Th eu ring lieferte einen neuen und starken Beweis seiner chor- und orchestererzieherischen Fähigkeiten.

Anläßlich der vierzigjährigen Zugehörigkeit des Burgenlandes zu Österreich gab es in der Wiener Stadthalle ein Pontifikalamt, zelebriert vom Bischof des Burgenlandes, Exzellenz Stefan Läszlö. Die akustischen Verhältnisse des Riesenraumes waren sehr gut ausgewogen, die visuellen würdig gestaltet, die musikalischen ein festliches Ereignis: Staatsopernchor und Österreichischer Kammerchor sangen die „Graset Festmesse“ von Franz Liszt. Solisten waren Irmgard Seefried, Bizerka Cveiic, Anton Dermota und Walter Berry, Organist Alois Forer, Dirigent Miltiades C a r i d i s. Das Orchester stellten die Wiener Symphoniker. Die Schola des Burgenländischen Priesterseminars unter Leitung von Franz Kosch sang das Choralproprium. Der eindrucksvollen Wiedergabe stand allerdings ein anderer Eindruck entgegen: Tausende Gläubige füllten die Tribünen und das Parterre und waren damit Mitfeiernde, Mitgestaltende des Gottesdienstes — aber sie waren zum Schweigen verurteilt.

Das aus dem gleichen Anlaß veranstaltete Festkonzert (gleichfalls unter Caridis) galt auch zugleich dem X 5 0. G e-

burtstag von Franz Liszt, dessen Klavierkonzert Es-dur von Alfred Bren- d e 1 im Solopart virtuos und nobel Magien, durch die triumphante Ausführung der symphonischen Dichtung „Tasso“ allerdings überboten wurde. Zwischen kleineren Chören von Liszt und dem Te- deum von Joseph Haydn sprach Albin Skoda in kristallener Klarheit die „Rede über Österreich“ von Anton Wildgans. Sie ist ein Programm für sich, wie sich das Burgenland kein besseres hätte wählen können.

Boccaccio

„Boccaccio“ ist eines von den rund 200 Bühnenwerken, die der X820 in Spa- lato geborene Cavaliere Francesco Ezechiele fcrinengildo Suppe Demelli hinterlassen hat. Vielleicht tri’cht sein reizvollstes: wohl aber eines seiner’ -erfolgreichsten- Stücke. -Trotz der Vielen Walzer ist das Wienerische in dieser Operette, die man treffender vielleicht als komische Oper bezeichnet, weniger stark ausgeprägt als Italienisches und Französisches. (Franz von Suppe entstammt einer belgischen Familie mit französischem und italienischem Einschlag und gehörte seit 1865 dem Theater in der Leopoldstadt an) Das Erfreulichste an der Festwochenpremiere in der Volksoper sind die lustig-bunten Bühnenbilder von Paul Walter, die zum Apartesten gehören, was wir hier seit Jahren gesehen haben. Die vielen Köche, die mitgewirkt haben (Kurt Nachmann, Text: Karl Michalski, musikalische Einrichtung; Anton Paulik, Rosenballett und Kartenballett) haben den Brei zwar nioht verdorben, aber auch nicht sehr schmackhaft gemacht. Er ist halt, im Ganzen, aus recht grobkörnigem Mehl. Von der Regie Kurt Pscherers könnte man sagen, sie sei „bemüht“. .Manches gelingt ganz nett, aber im allgemeinen gibt es zuviel leeren Betrieb und künstliche Turbulenz. Vielleicht ist dies der Aufführungsstil der Bayrischen Staatsoperette, wo Herr Pscherer gearbeitet haben soll. Aber, wie gesagt, es wäre auch eine feinere Art der Spielleitung ein Versuch am wenig tauglichen Objekt gewesen. (In den Hauptrollen die Damen Mofrtl-Preger, Konetzni und Holm sowie die Herren Minich, Ronge, Szemere, Prikopa, Dönch und Böheim.)

H. A. F.

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