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Ergötzliches von Haydn

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Das Dritte Konzert im Wiener Symphonikerzyklus war ganz der Tradition gewidmet. Wolfgang Sawallisch dirigierte Joseph Haydns Symphonie D-Dur, Nr. 101 („Die Uhr”), Ludwig van Beethovens 1 Konzert für Klavier und Orchester C-Dur, op. 15, und Franz Schuberts 7. Symphonie C-Dur. Solisit des Klavierkonzerts war Friedrich Gulda, von dem der stärkste Impuls bei der Wiedergabe des Werkes kam, der vom Orchester aufgenommen und durch die straffe Führung des Dirigenten zündend ausgeführt wurde, besonders im 3. Satz, während der Tiefgang des 2. fast ganz vom Klavier ausging. Haydns Symphonie ist der Erfolg seit ihrer Londoner Premiere (4. März 1794) treugeblieben (bei der die beiden ersten Sätze sogleich wiederholt werden mußten). Nach den Achtelbewegungen des 2. Satzes hat die Symphonie den Namen „Die Uhr” erhalten. — Die Wiedergabe der Schubert-Symphonie zählt wohl zu den besten Aufführungen dieses gar nicht so selten gespielten Werkes. Ihre Tiefgründigkeit, Liebenswürdigkeit, ihr typisch österreichisches wirkt immer wieder erhebend und erschütternd zugleich. Dem Trio des 3. Satzes hätte immerhin eine Spur mehr Wienerisch nicht geschadet. Reicher und herzlicher Beifall dankte den Ausführenden.

Das Zweite Chor-Orchester-Kon- zert der Konzerthausgesellschaft war moderner Musik gewidmet. Eine sehr ausgeglichene, runde und daher sehr eindrucksvolle Wiedergabe von Bėla Bartöks „Cantata prof ana” hielt vom ersten Augenblick an die Hörer in Atem. In dieser Komposition des reifen Meisters ist gleichsam der ganze Bartök enthalten, seine kontrapunktische Kunst wie seine schlichte Melodik, tonale Spannungen und diatonische Schlichtheit. Der Text besteht aus seinen eigenen Übersetzungen rumänischer Gesänge. Um die Aufführung machten sich im besten Sinn des Wortes verdient: der Dirigient Thomas Ungar, das Orchester der Wiener Symphoniker, die Wiener Singakademie, der Wiener Kammerchor und eine Reihe von Solisten. Nach der Pause erklang Arthur Honeggers symphonischer Psalm „König David”, jenes Werk, mit dem Honegger seinen internationalen Ruhm begründete. Die Musiknummern sind von großer Dichte und Charakteristik, die gesprochenen Teile Bibeltexte von unmittelbarer Wirkung. Die Solisten waren Christiane Sorell, deren heller Sopran in der Höhe nicht immer kontrolliert wirkte, Gertrude Jahn (Alt), Andor Kaposy, dessen Tenor im Piano sein Bestes zu geben vermochte, loan Holi-Holender (Bariton); ein idealer Sprecher: Hans Christian, dessen -angenehmes Organ auch das Orchester ohne Forcierung übertönte. Ingrid Fröhlich lieh der Hexe von Endor ihre Stimme. Von großer Schönheit und Präzision waren die Chöre, von exakter Klang- d’ifferenzierung das Orchester, das von Thomas Ungar mit bescheidener Gestik, aber mit großer innerer Sicherheit geleitet wurde.

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