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Kubelik, Carlos Kleiber, Ungar
Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Rafael Kubelik spielte in seinem ersten Konzert Dvofäks 8. Symphonie und die dramatische Ouvertüre „Husttska“ (op. 67): Beide Wiedergaben, straff, voll Elastizität und dekorativer Prachtentfaltung, wiesen Kubelik erneut als souveränen Interpreten slawischer Symphonik, das Orchester als sehr homogen musizierendes Ensemble aus. Besonders die Aufführung der Symphonie überzeugte durch klare Proportionen, Plastizität in den Stimmführungen und klangliche Üppigkeit und Frische. (Vor allem die Bläserstimmen in den Ecksätzen der „Achten“, mit Rasanz und Leuchtkraft realisiert, beeindruckten.) Henryk Szeryng geigte Brahms' Violinkonzert mit wohlgerundetem, strahlend hellem Ton, pointierte die beiden Allegro-Sätze temperamentvoll, setzte behutsam dramatische Akzente; speziell den dritten kon-turierte er voll Verve. Das versonnene Adagio schließlich gestaltete er mit Gefühl für Poesie und Eleganz, wenngleich ich mir gerade hier stärker differenzierte Ausdrucksschattierungen vorsteller. könnte. Das Publikum dankte mit enthusiastischem Jubel.
Güstow Mahlers „Lied von der Erde“, die schönste Verherrlichung des Abschieds und der Vergänglichkeit, war bei dem Dirigenten Carlos Kleiber und den Solisten Christa Ludwig und Waldemar Kmentt leider nicht in den richtigen Händen. Kleiber formte das Werk im gesamten zwar voll Spannung und ließ das Orchester in schillerndem Klang aufleuchten. Was die Deutung der einzelnen Episoden und besonders etlicher Details betraf, blieb indes mancher Wunsch offen: vor allem die Stimmungen der Freude, Trauer, Einsamkeit, des Scheidens muteten manchmal wirklich nach Theaterattitüde an. Christa Ludwig sang ihre drei Lieder mit leicht zurückgenommener Stimme, im Ausdruck behutsam, eigentlich für Mahler zu sparsam, und blieb an Stimmkultur dieser Partie einiges schuldig. Waldemar Kmentt, dessen Tenor stellenweise forciert, metallisch hart klang, verstand es nicht, die beiden Trinklieder voll Aufbrausen und dunkler Resignation, das Lied „Von der Jugend“ in seiner pretiösen Naivität überzeugend zu realisieren. Die Symphoniker folgten Kleiber in der Mahler-Aufführung wie in der Wiedergabe von Mozarts B-Dur-Symphonie (KV 319) animiert und waren gut in Form.
Die 2. „Mozarf'-Serenade der Wiener Festwochen im Konzerthaus enttäuschte leider etwas. Vor allem Josef Sivo, ein Künstler, der als Interpret romantischer Violinkonzerte wie als Kammermusiker sehr schätzenswert ist, geigte Mozarts A-Dur-Konzert (KV 219) in den Proportionen wenig befriedigend, in der Tongebung uneben und nicht ohne ein paar technische Unzulänglichkeiten. Wie seine Wiedergabe im Gesamtbild überhaupt etwas nervös, unausgeglichen geriet und so ganz nach „indisponiert“ klang. Das Wiener Kammerorchester, von Thomas Ungar straff, mit Brio und Fingerspitzengefühl für Glanzlichter geleitet, spielte das D-Dur-Divertimento (KV 251) und die „kleine“ g-Moll-Symphonie (KV 183). Beide Aufführungen gelangen locker, akkurat, wenn auch in der Kontrastzeichnung ein wenig schwarzweiß. Das Publikum dankte mit geradezu stürmischem Applaus.
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