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Bach und Bartok

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Wie immer wurde die Konzertsaison mit dem 1. Konzert der Wiener Philharmoniker eröffnet, wie immer vor vollem Saal und vor einem erwartungsvollen Publikum. Dirigent war Lorin Maazel, einer der energischesten und durchsetzungskräftigsten jungen Dirigenten. Er stellte sich diesmal in Personalunion als Dirigent und Sologeiger zur Verfügung. Die vollkommene Vereinigung beider Sparten gelang ihm in . S. Bachs Brandenburgischem Konzert Nr. 4 (G-Dur) gemeinsam mit den beiden Soloflötisten Hans Reznicek und Werner Tripp; bei Mozarts Konzert für Violine und Orchester, KV 216 in G-Dur war das Vorhaben überfordert, der Geiger hemmte den Dirigenten und umgekehrt. In der folgenden 1. Symphonie, op. 39 von Jean Sibelius entfaltete allerdings der Dirigent sein mitreißendes Können. Der finnische Komponist, im Norden sehr populär, hat sich bei uns nie recht durchsetzen können. Man würdigt den hohen Ernst und den oft großartigen Aufbau seiner Werke, ohne doch recht warm zu werden. Das heldisch beschwingte Spiel des Orchesters und die alle Lichter (es sind nicht allzuviele) zum Glanz führende Interpretation durch Maazel brachen die gewiß verdiente Lanze für den Komponisten.

Am gleichen Abend spielten die Wiener Symphoniker unter Wolfgang Sawal- lisch (als 1. Konzert des Symphoniker- Zyklus) Bela BartiksKonzert für Orchester und Gustav Mahlers 1. Symphonie. In Bartöks Konzert ist eine Synthese von Bach, Beethoven und Debussy in ihrer Bedeutung von Polyphonie, Entwicklung der Formen und Klangsinn mit modernen Mitteln angestrebt und durch das Genie des Meisters zu etwas Ureigenem geworden. Die Ausgewogenheit der Interpretation ließ die Pracht des Werkes voll aufleuchten. Im Gegensatz dazu die romantische Mahler-Symphonie, das „Lied der Jugend“ mit all ihrem Elan, ihrer Unbekümmertheit und Schwermut, hohem Pathos und banaler Wirklichkeit — auch hier gelang die Interpretation zur übermittelbaren Wirkung, zumal Sawal- lisch keine Tempi überhastete, überhaupt die Nervosität des Werkes nicht übersteigerte. Das Orchester folgte seinen Intentionen mit Bravour und konnte sich ebenso wie der Dirigent, am enthusiastischen Beifall der Hörer freuen.

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