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Philharmonische Feste
Das neunte Abonnementkonzert der Wiener Philharmoniker dirigierte Georg Szell. Schon die Wiedergabe der Symphonie in B-Dur, Nr. 102 von Joseph Haydn offenbarte einen fast intimen Einblick in alle technischen, kontra- punktischen, gemütvollen und humorigen Ingredienzen des Rohrauer Meisters, der mit zwei Hörnern und zwei Trompeten die Wirkung eines großen Orchesters zaubern konnte. Ein richtiger Triumph aber war die III. Symphonie von Anton Brücker. Hier kann man wohl von einem Durchbruch ins internationale Publikum sprechen, das sich den Riesenpartituren dieses echt österreichischen Meisters bekanntlich nur zögernd erschließt. Bruckner konnte sich damit trösten, daß Richard Wagner, dem die Symphonie gewidmet ist, als erster uneingeschränkt ihren Wert ermaß und anerkannte. Die liebevolle Einführung im Programmheft, von Univ.-Prof. Hofrat Dr. Nowak verfaßt, hat viel zum besseren Verständnis beigetragen. In jeder Hinsicht überzeugend war die Wiedergabe, mehr sagen hieße weniger sagen. Vom Publikum wurde
dieses Konzert als Ereignis empfunden.
Im Rahmen der Wiener Festwochen spielten die Philharmoniker ein Konzert unter Leitung von Zubin Mehta, das seinen Glanz von Wilhelm Backhaus erhielt, der den Solopart in Beethovens 3. Konzert für Klavier und Orchester c-Moll, op. 37, interpretierte. Das Publikum verhielt sich still wie in einer Kirche, um sich nicht einen Ton entgehen zu lassen. Auch hier hieße ins Detail gehen nur abschwächen. Es gibt viele gute und sehr gute Beethoven-Interpreten; eine nur annähernd so völlige Einheit von Werk und Wiedergabe wie bei Backhaus ist kaum zu erleben. — Nach der Pause war die Aufführung von Gustav Mahlers 1. Symphonie ein Glanzstück des Orchesters, aber auch des Dirigenten. Zubin Mehta ist über Routine und Fassadenwirkung jetzt hinaus, Mahlers Welt (die so komplizierte) ist ihm keine fremde Welt. Er verstand es, die so vielfältig ausstrahlende Substanz des Werkes zu einem gewaltigen Ganzen zu verbinden. Das Publikum dankte es allen Ausführenden begeistert
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