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Festlicher „Rosenkavalier“

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Auf Grund der ausgezeichneten Besetzung des Oktavian mit Agnes Baltsa war die Strauss-Oper am vergangenen Sonntag ein echter „Rosenkavalier“. Die junge Künstlerin bringt für diese Rolle den schönen, warm timbrierten Mezzo, große Gesamigskultur und musikalische Sicherheit und eine als intuitivsympathisch zu bezeichnende Darstellung mit, wirklich glaubhaft als siebzehnjähriger „Quinquin“. Neben ihr behaupteten sich Lucia Popp (Sophie) und Sena Jurinac (Mar-schallin) bestens als hauseigene Stützen des Ensembles. Liselotte Maikl sang zum erstenmal die nicht unwichtige Partie der Leitmetzerin stimmlich sehr erfreulich und richtig auf ein ariteilnahmevolJes Spiel bedacht. Mit Karl Ridderbuschs Ochs konnte man auf Grund seines in der Mittellage und Höhe so ergiebigen Organs einverstanden sein; von der von anderen Darstellern oft übertriebenen ordinären Derbheit des Lerchenauers distanziert sich der noch immer den „Herrn Baron“ herauskehrende Künstler. In der Partie des Sängers erreichte Ludovic Spiess, indem er sein mächtiges Rha-dames-Canio-Organ vorsichtig drosselte, fast Belcanto-Niveau. Der gute, überall gegenwärtige Geist der ausgezeichneten Vorstellung war Horst Stein, welcher das Orchester — namentlich im ersten Akt — in solcher Schönheit aufblühen ließ, wie man es schon lange nicht gehört hat; dazu ein famoser, sicherer Führer für die Sänger, denen er mitatmend doch die nötige Freiheit läßt, sie auch im schwellenden Orchesterklang nicht zudeckt. Ein festlicher „Rosenkavalier“!

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