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„Rosenkavalier“
Einen prachtvollen Abschluß der Saison 1972/73 brachte die Staatsoper mit einer Aufführung des umbesetzten „Rosenkavaliers“, der in einer Interpretation ä la Viennoise unter Heinz Woüberg herauskam. Leonie Rysanek sang eine ihre Vorgängerin Gwyneth Jones weit übertreffende, von Fraulichkeit und abschiednehmender Jugend erfüllte Marschallin, Renate Holm gab eine für ihren Rosenkavalier sogleich „enflammierte“, mit silbriger Sopranhöhe aufwartende Sophie, Walter Berry war ein vollsaftiger, stimmlich erfreulicher Ochs mit „echt lerchenauischem Glück“ auch in der Darstellung, und die junge, für den 17jährigen Oktavian figürlich wie geschaffene Agnes Balisa mit warmem, ausladendem Sopran ergänzte die vortreffliche Besetzung der tragenden Partien. Als Sänger ließ der junge, im vorjährigen Gesangswettbewerb entdeckte Emil Gherman einen schönen, auch im dreigestrichenen Ces tadellos funktionierenden Tenor hören. Da auch die Nebenrolle mit Liselotte Maikl, Hilde Rössel-Majdan und Murray Dickte gut ankamen — eine Ausnahme bildete nur der recht schwache Faninal Otto Wieners — war der Glücksfall eines hohe Ansprüche erfüllenden Ensembles gegeben.
Nach Horst Stein, dem Vielseitigen, stand Heinz Wallberg am Dirigentenpult. Mit ihm kam ein wienerischer, con molto animo gesegneter Schwung in die Vorstellung, der seinen Höhepunkt in den Dreivierteltakten des zweiten Aktes erreichte. Und wenn sich am Schluß die klanglich so schön zueinander passenden Stimmen der Rysanek, Holm und Baltsa zu ihrem herrlichen Terzett vereinigten, dann ließ Wallberg das an diesem Abend prachtvoll musizierende Orchester mit ihnen um die Wette singen. Es war ein Glanzabend der in ihrem Niveau wohl schwankenden, aber von manchen Seiten gern, jedoch nicht mit Recht heruntergesetzten Wiener Staatsoper, der durch frenetischen Beifall das einstimmige Placet des Publikums erhielt.
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