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Edda Moser, Catarina Ligendza

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Deutliche Pluspunkte der letzten Aufführung von Mozarts „Entführung“ in der Staatsoper waren die im mozartschen Geist gestaltete, die Singspielf reudigkeit des Werkes hervorhebende, ausgezeichnete musikalische Leitung Heinz Wallbergs, welche sich mit den Segnungen eines trefflichen Tempogefühls innig vertraut zeigte, und die kultivierte gesangliche Leistung Edda Mosers, die als Gast die Constanze sang. Der warm timbrierte, weich ausschwingende Sopran der Künstlerin wird den lyrischen Stellen der Partie ebenso gerecht wie den schwierigen Anforderungen der Fiorituren und der Koloratur, welche die Sängerin auch in den hohen Regionen ohne Schärfe und mit einwandfreier Intonation bewältigt. Eine auch durch ein natürliches Spiel ergänzte, erfreuliche Bekanntschaft mit einer namhaften Künstlerin! — Leider hatte sie in William Blankenship keinen gleichwertigen Partner, sein an sich hübscher Tenor entbehrt der für die Arien des Belmonte notwendigen, leichten Stimmführung, und man hatte oft das Gefühl, daß er sich nicht nur um Constanze, sondern auch mit seiner Partie abquälte. Gut Gerhard Unger und Renate Holm, die für das Buffopaar Pedrillo und Blondchen die richtige Dosierung an Munterkeit in Gesang und Darstellung aufbringen. Was Oskar Czer- wenka in der Partie des Osmin der gerade hier erwünschten saftigen Tiefe schuldig bleibt, suchte er durch seine bekannte Spielfreudigkeit zu ersetzen. Hans Christian bewährte sich als würdevoller, sprechgewandter Selim Bassa. Es gab einen in seinen Stärkegraden die Positiva und Negativa der Vorstellung ausgleichenden Publikumsbeifall.

Paul Lorenz

Catarina Ligendza war die neue Brünnhilde der „Götterdämmerung“ - Aufführung in der Staatsoper: optische wie stimmlich eine deckende Besetzung, wie man sie selten findet. Haargenau trifft sie in Spiel und Ausdruck die Nuancen zwischen der Heroine und der leidenden, verbitterten, auf Rache Sinnenden. Ihr warm timbrierter, edler Sopran strahlt mühelos über dem Orchester, verströmt in den großen Legato- bögen. Gewaltig ballt sich der Aus druck in den Angstvorstellungen., dramatisch lodert es in der Auseinandersetzung mit Siegfried und Gunter im zweiten Akt. Dem Anflug zarter Lyrik zu Beginn und dem verzichtenden Todesmut am Schluß mangelt es keinen Moment an Schönheit.

Im ganzen bescherte dieser Abend die schönste der Jänner-„Ring“- Aufführungen: Hans Beirer, dem Siegfried wohl „entwachsen“, singt die Partie noch immer in Hochform. Gundula Janowitz ist eine sanfte, weiche Gutrune mit glockenklarer Stimme, Thomas Stewart, nach dreimal Wotan, ein resignierend-kraft- loser König Gunter, eine problematische Existenz, wie Wagner ihn sich vorstellte. Besonders eindrucksvoll Karl Ridderbusch als Hagen: ein Wissend-Verschlagener, mit düster loderndem Baß, ein wilder Rächer Alberichs.

Horst Stein hielt Musiker und Sänger in Hochspannung. Vor allem mit dem Orchester verfuhr er nach seinem Erfolgsrezept: aus Wagner keine Kammermusik zu machen und auch dem Weihevoll-Emphatischen des Mysterienspiels auszuweichen.

Das Publikum jubelte vor Begeisterung. K. H. R.

• In der österreichischen Gesellschaft für Musik finden während der nächsten Zeit die folgenden Vorträge statt: am Donnerstag, dem 14. Jänner, spricht über Leoš Janáček und sein Werk (anläßlich der Volksopernpremiere „Die Ausflüge des Herrn Brouček“) Prof. Dr, Helmut Fiechtner; am 15. Jänner hält Carl Dal- haus, Berlin, einen Vortrag über „Zerfall des musikalischen Werkbegriffs“; am Dienstag, dem 26. Jänner, kommentiert der Komponist Heinz Holliger eigene Werke, und am Donnerstag, dem 28. Jänner, spielt ein Gitarrenensemble Werke von Britten, Burkhart, Henze, Kagel, Martin und Milhaud. Den einleitenden Vortrag über „Die Gitarre in der neuen Musik“ hält Prof. Karl Scheit. Alle Veranstaltungen finden in den Räumen der Gesellschaft, Hanusch- gasse 3, statt, beginnen jeweils um 20 Uhr und sind frei zugänglich.

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