Werbung
Werbung
Werbung

Erlesen

schlossmuseum, linz

Die Bibliothek des Oberösterreichischen Landesmuseums gilt als vielseitige wissenschaftliche Fachbibliothek. Bis 25. August gewährt sie darüber hinaus eine Sonderausstellung im Linzer Schlossmuseum besondere Einblicke in die eigene Sammlung: "Er-lesenes". Zu den faszinierenden Kostbarkeiten zählt ein Nibelungenlied-Fragment aus dem 13. Jahrhundert mit seiner so ordentlichen Schrift, farbenreich und prächtig dagegen beeindruckt das "Mondseer Evangeliar", entstanden im 15. Jahrhundert.

Die Tradition der Stammbücher geht weit zurück: im 16. Jahrhundert kannte man sie bereits in Form von Wappenbüchern. Auch frühe Drucke, darunter die "Schedel'sche Weltchronik" (1493) und "Newe Zeyttungen" als Beginn es modernen Zeitungswesens sind zu bewundern. Und was wäre eine "er-lesene" oberösterreichische Ausstellung ohne ein Autograph von Anton Bruckner ... (Bis 25. August)

Ulrike Engl

Exemplarisch

jüdisches museum, wien

Die "Würde des Menschen" steht im Mittelpunkt des Werkes von Ernst Eisenmayer, eines österreichischen Malers und Bildhauers, den das Jüdische Museum Wien präsentiert. Sein für das Schicksal vieler österreichischer Juden exemplarischer Lebensweg führte den 1920 in Wien Geborenen nach Haft in Dachau schließlich nach England, wo er zunächst als Fabriksarbeiter unterkam. Förderung durch Oskar Kokoschka und ein kurzes Studium setzten die Impulse für seine künstlerische Entwicklung. Sie fand ihren Niederschlag in der Darstellung von Londons Industrielandschaften, Straßenszenen, Vorstadt-Typen. Themen wie "Wien 1938" (erst zehn Jahre danach entstanden) oder "Joseph und seine Brüder"(in die NS-Zeit versetzt) zeigen, dass die Auseinandersetzung mit Gewalt, Machtmissbrauch und Unterdrückung für Eisenmayer zentral war.

Später wandte sich der Künstler auch der Skulptur zu, hier steht die abstrahierte menschliche Gestalt im Vordergrund. Selbstporträts aus allen Schaffensperioden ergänzen das Bild eines selbstreflexiven Künstlers, dessen vielschichtiges Werk in Wien nur 1967 in einer Secessions-Ausstellung zu sehen war. Nach Aufenthalten in Carrara und Amsterdam lebt Ernst Eisenmayer seit 1996 wieder in Wien. (Bis 16. Juni)

Leonore Rambosek

Engelsgleich

festival osterklang, wien

Der "Engelspfad" wurde für das Wiener Musikfestival "Osterklang" in den vergangenen Jahren zum Publikumshit. Schätzungsweise 50.000 Menschen waren es, die alljährlich die mit Ton und Licht zum Leben erweckten Engelsstatuen und Relieffiguren in der Wiener Innenstadt aufsuchten.

Heuer haben Mia Zabelka und Karin Schorm ein anderes Konzept entworfen, mit dem sie akustische und visuelle Zeichen am "Himmel über Wien", so der Titel der Veranstaltung, setzen wollen: Die Bewegung der vier Planeten Merkur, Mars, Jupiter und Saturn soll zu einem sinnlich wahrnehmbaren Ereignis werden. Christian Fennesz wird für Sphärenmusik sorgen, mittels 40 Meter hoher Klangskulpturen soll der Wiener Volksgarten in einen Klangraum verwandelt werden, dazu werden kurze Texte des Märchenerzählers Folke Tegetthoff zu hören sein. Klangzentrum ist der normalerweise geschlossene Wiener Theseustempel, der für den "Himmel über Wien" von 23. März bis 1. April öffentlich zugänglich sein wird.

Michael Krassnitzer

Erste Operette ohne Aristokraten

stadttheater, klagenfurt

Als Franz Lehár seine "Eva" im Jahr 1911 komponierte, war sie die erste Operette ohne Aristokraten, angesiedelt im Milieu der Arbeiter, doch eine Aschenbrödel-Geschichte nach bewährtem Muster: Chef verliebt sich in eine Angestellte. Das Libretto lässt offen, ob sie ein Paar werden, die Musik deutet es aber an. Von Anfang an litt das Werk unter einem schwachen Libretto. Das Stadttheater Klagenfurt hat es nun ausgegraben und Werner Schneyder als Regisseur engagiert, der auch ein - fast - neues Buch schrieb:

Eva ist Designerin in einer Glasfabrik, hat schon einen Freund, doch der Chef verliebt sich in sie, und dann geht die Geschichte nach bewährtem Muster weiter. Aber das emanzipierte Mädchen lässt beide sitzen, packt ihr Köfferchen und geht. Wohin?

Die Produktion ist kein großer Wurf. Großartig allerdings ist das Bühnenbild von Bernd-Dieter Müller: Wände aus Glastafeln in Metallrahmen wie ein Palast des Art Deco. Stilsicher auch die Kostüme von Anette Zepperitz. Die Regie allerdings lässt Witz, Humor oder einfach nur zeitkritische Ironie vermissen. So zieht sich das Ganze, nur wenn ein Routinier wie Helmut Wallner als Prokurist auf der Bühne steht, dann ahnt man, was aus dieser Operette herauszuholen wäre.

Die Musik ist raffinierter Lehár, enthält zwei wirkliche Schlager, verlangt aber große Stimmen der Sänger. Die sucht man vergeblich. Elisabeth Flechl als Eva und Paul Armin Edelmann bemühen sich redlich, Martina Dorak und Marko Kathol sind beweglich als Buffo-Paar. Das Orchester unter Michael Güttler spielt schmissig, der Chor ist tadellos. Aber Stimmung kommt kaum auf.

Christa Höller

Tempo und Witz, aber keine Poesie

landestheater, linz

Eine musikalisch sehr ansprechende, flott und lustig inszenierte Produktion von Mozarts "Così fan tutte" gab es am Linzer Landestheater. Charme, Poesie und Verzauberung kamen allerdings zu kurz.

Die Erklärung für den so schnellen Sinneswandel der beiden jungen Damen in der "Così" findet man in Goethes großartigem Roman "Die Wahlverwandtschaften": Auch dort werden verwandte Seelen auf geheimnisvolle Weise zueinandergetrieben, für ein Paar mit letalen Folgen. Das Regieduo Didier von Orlowsky/Gesa Eckhard wollte sich in Linz nicht entscheiden, ob die ursprünglichen oder die neuen Paare die richtigen sind und ließ den Schluss offen. Tempo und Witz kann man der Regie nicht absprechen, unnötig desillusionierend hingegen die Ausstattung: ein ödes Einheitsbühnenbild, 08/15-Möbel und Alltagskostüme ließen weder Poesie noch Charme aufkommen.

Der junge Jochem Hochstenbach leitete flott, ja forsch das sorgfältig studierte Bruckner Orchester. Seine Musikalität und Tempowahl sind zu loben. Das Sängerensemble war spielfreudig, aber manchmal zu laut. Die beiden auf die Probe gestellten Schwestern waren bei Arantxa Armentia und Valentina Kutzarova bestens aufgehoben. Ein köstliches Männerduo bildeten Eric Laporte (Ferrando) und das außerordentliche Spieltalent Robin Adams (Guilelmo). Gesanglich sogar unterfordert war die hochbegabte Andrea Lang als Despina. William Mason war ein akustisch allzu diskreter Fädenzieher Alfonso.

Fazit: Das Linzer Publikum findet allmählich Gefallen am Regietheater der letzten Jahre. Schade.

Georg Höfer

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung