Madama Butterfly - © Foto: Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Staatsoper Wien: Was für ein Saisonbeginn!

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Die neue Staatsoperndirektion startete mit zwei fulminanten Produktionen, die Volksoper mit einem hierzulande weniger bekannten Musical.

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Die neue Staatsoperndirektion startete mit zwei fulminanten Produktionen, die Volksoper mit einem hierzulande weniger bekannten Musical.

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Mit einer Produktion, die eineinhalb Jahrzehnte alt ist, zuerst an der English National Opera gezeigt wurde, später jahrelang an der New Yorker „Met“ zu sehen war, eine neue Direktion beginnen? Nicht wenige zeigten sich skeptisch, als bekannt wurde, dass Bogdan Roščić mit dieser längst legendären, gleichwohl in Wien noch nie präsentierten „Madama Butterfly“ des mittlerweile verstorbenen Regisseurs Anthony Minghella seine Staatsoperndirektion beginnen werde. Aber hat es nicht in der Vergangenheit zahlreiche Stimmen gegeben, die wiederholt auf eine neue Inszenierung dieser Puccini­-Oper drängten?

Die letzte datiert von 1957. Musikalisch aus der Taufe gehoben hat diese Regiearbeit des einstigen Wiener Burgtheaterdirektors Josef Gielen niemand Geringerer als der große Dimitri Mitropoulos. Zu jenen, die diese Produktion nachdirigierten, zählte auch der Langzeitchef des Genfer Orchestre de la Suisse Romande, Armin Jordan. Diese Staatsopernpremiere leitete nun sein Sohn Philippe Jordan – seit dieser Saison Musikdirektor der Wiener Staatsoper und in derselben Funktion noch ein Jahr am Pariser Opernhaus engagiert – und feierte damit einen fulminanten Erfolg.

Ein weiterer Paukenschlag

Sein Puccini atmet Intimität wie Dramatik, hat nichts von falscher Süße, gar unpassender Sentimentalität. Ein pointierter Kontrapunkt zur Inszenierung, die vor allem das fernöstliche Kolorit dieses Werks betont. Sie wurde von der Witwe Minghellas, Carolyn Choa – sie zeichnete auch für die Choreografie verantwortlich –, für Wien aufgefrischt. Die Regie setzt auf minimalistische, atmosphärische Dekorationen, arbeitet im Wesentlichen virtuos mit Paravents, besticht durch eine stets wirkungssichere, Glamour ganz selbstverständlich miteinbindende Lichtregie.Exzellent die Sängerbesetzung, selbst wenn Asmik Grigorian in Salzburg als „Wozzeck“-­Marie, Salome und – diesen Sommer – Chrysothemis noch stärkere Eindrücke hinterließ als diesmal als gleichwohl souverän ihre Aufgabe lösende Cio-­Cio­-San.

Freddie De Tommaso und Boris Pinkhasovich, beide seit diesem Monat Ensemblemitglieder der Staatsoper, präsentierten sich, darstellerisch unterschiedlich überzeugend – aber Personenführung ist in dieser Inszenierung weniger gefragt –, als stimmgewaltiger Pinkerton und Sharpless. Nicht der einzige Paukenschlag, mit dem die neue Operndirektion reüssierte. Gleich am folgenden Abend stand am Pult des wiederum mit all seinen Vorzügen prunkenden Orchesters Franz Welser­Möst, der 2014 im Unfrieden mit dem damaligen Direktor, Dominique Meyer, geschiedene frühere Musikdirektor im Haus am Ring. Und zwar für die Wiederaufnahme der noch aus der Ära Drese-­Abbado stammenden „Elektra“. Sie hatte einst Harry Kupfer inszeniert. Zuletzt musste sie einer weit weniger überzeugenden Produktion von Uwe Eric Laufenberg von 2015 weichen, die hoffentlich nie mehr aus dem Fundus geholt werden wird.

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