Tod in Venedig - Stimmige Inszenierung: Victor Cagnin als Tadzio und Rainer Trost als Gustav von Aschenbach betrachten die Tänzer des Wiener Staatsballetts. - © Foto: Barbara Pálffy

Im Zeichen von Krieg und Abschied

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Mussorgskys „Boris Godunow“ an der Wiener Staatsoper und Brittens „Der Tod in Venedig“ als letzte Premiere der Volksopernära von Robert Mayer.

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Mussorgskys „Boris Godunow“ an der Wiener Staatsoper und Brittens „Der Tod in Venedig“ als letzte Premiere der Volksopernära von Robert Mayer.

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Schon wieder dreht sich das Intendantenkarussell. Dieser Tage wurde bekannt, dass Elisabeth Sobotka ab Herbst 2024 von den Bregenzer Festspielen als Intendantin an die Berliner Oper „Unter den Linden“ wechseln wird. Dort wirkte sie bereits als Operndirektorin, ehe sie als geschäftsführende Intendantin nach Graz und schließlich nach Bregenz ging. Aber nicht nur in Bregenz sucht man eine neue Führung. Auch die Wiener Symphoniker halten längst Ausschau nach einem neuen Chefdirigenten, seit der bisherige, glücklos agierende Andrés Orozco-Estrada das Handtuch geworfen hat, nachdem er vom Orchester erfahren hatte, dass es sich gegen eine Verlängerung seines Vertrages stellen wird.

Schon in den kommenden Wochen ist mit der Entscheidung zu rechnen, ob Bogdan Roščić nun als Direktor der Wiener Staatsoper verlängert wird. Beworben hat er sich jedenfalls für weitere fünf Jahre im Haus am Ring. Dort stand zuletzt die Wiederaufnahme von „Boris Godunow“ auf dem Programm. Womit die Staatsoper auch gleich die Frage beantwortete, was sie angesichts der gegenwärtigen kriegerischen Auseinandersetzungen von einem generellen Boykott russischer Opern und Interpreten hält. Schließlich hat es der Kunst nie gut getan, wenn sie sich der Politik unterworfen, gar für die eine oder andere Partei Stellung bezogen hat.

Verglichen mit der seinerzeitigen Premiere dieses „Boris“ in seiner Urfassung vom April 2012 fehlte es der Wiederaufnahme dieser auf fahle Farben setzenden, vorrangig die Manipulation der Massen herausarbeitenden Inszenierung von Yannis Kokkos diesmal an Eindringlichkeit, über weite Strecken an Spannung. Das lag am nur langsam Fahrt aufnehmenden Dirigat von Michael Güttler ebenso wie an der mit zahlreichen, unterschiedlich bewältigten Rollendebüts aufwartenden Besetzung. Aus ihr ragten Thomas Ebensteins durchtriebener Schuiskij, Dmitry Golovnins leuchtkräftiger Grigori und, mit Abstand, Vitalij Kowaljows Pimen hervor. Alexander Tsymbalyuk changierte als Boris zwischen Zurückhaltung und Unentschlossenheit, blieb damit einige Facetten seiner Partie schuldig. Solide die Choristen, gewohnt qualitätvoll das Orchester.

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