Trügerische Hoffnungen
Ein diskursiver Saisonbeginn: „Cabaret“ erstmals an der Volksoper, „Rusalka“ am Theater an der Wien.
Ein diskursiver Saisonbeginn: „Cabaret“ erstmals an der Volksoper, „Rusalka“ am Theater an der Wien.
Auch Musicals können ein work in progress sein, wie „Cabaret“ an der Volksoper Wien, wo es erstmals auf dem Programm steht, beweist. Denn für diese Produktion hat man eine neue Fassung erstellt. Sie verbindet die ursprüngliche mit der späteren, durch die Mitwirkung von Liza Minelli in der Rolle der Sally geadelten Filmversion. Zudem hat Dirigent Lorenz C. Aichner eine für das Haus am Währinger Gürtel maßgeschneiderte Orchesterversion hergestellt. Er führt seine Musiker mit viel Schwung durch diese zweiaktige Partitur. Dass bald der Eindruck entsteht, es handle sich weniger um ein Musical als um eine Operette, liegt an der Regie von Gil Mehmert. Er hat sich dafür ein die Drehbühne der Volksoper geschickt nutzendes, von der Bilderwelt von George Grosz inspiriertes Bühnenbild schaffen lassen, das rasch von der Welt der Pension des ältlichen Fräulein Schneider in jene des verruchten Kit Kat Clubs mit seinem Star Sally führt. Wobei auch die Möblierung samt einem überdimensionierten Blüthner-Flügel keinen Zweifel daran lässt, dass der Schauplatz der Handlung das Berlin der schon von der ausgrenzenden Politik der Nazis wesentlich mitbestimmten 1930er-Jahre ist. Gerade dieser Aspekt kommt in dieser Inszenenierung zu freundlich über die Bühne, was auch an der zwar engagierten, aber wenig charismatischen Darstellerin des Conférenciers, Ruth Brauer-Kvam, liegt.
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