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Dramma buffo und Musikkomödie

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Gaetano D o n i z e 11 i schrieb eine komische Oper „Don Pasqua 1 e“, die um 1750 in Rom spielt und im Jänner 1843 an der Pariser Oper uraufgeführt wurde, innerhalb von knapp 14 Tagen. Bereit im Mai desselben Jahres könnt der Komponist sein Werk am Kämtner-tor-Theater dirigieren. Seither erlebte es allein in Wien sieben Neuinszenierungen. Die letzte, von Paul Hager, sahen wir — als Vorweihnachtspremiere — im Theater an der Wien, das für diesen Publikumsliebling unten den komischen Opern wie geschaffen ist. — Gegen die Verständlichkeit des witzigen und poin-tenreichfcn Texte tauschten wir ein in Spiel und Gesang gleichermaßen virtuoses italienisches Ensemble, das von Grazieila S c i u 11 i angeführt wurde. Ihr gelang vor allem die sonst oft etwas grob wirkende Verwandlung der sanft-schüchternen Klosterschülerin in einen Weibsteufel mit viel Charme und jenem Schuß Persiflage, von dem man der ganzen Inszenierung etwas mehr gewünscht hätte. Gesungen wurde, unter Giuseppe Patanes Leitung, mit echt italienischem Brio und Wohlklang (Giorgio Tadeo — Don Pasquale, Rolando Panerai — Doktor Malatesta, Ermanno Lorenzi — Ernesto). Das Hübscheste aber waren Leni Bauer-Ecsys farbig-duftige Bühnenbilder und Kostüme, die ebenso gut im Theätre des Champs Elysees hätten gezeigt werden können.

Das Volkstheater hat sich, unter Aufbietung eigener Kräfte in recht ungewohnten Rollen, mit Gästen, einer Ballettgruppe und professionellen Zirkusleuten, an einem neuen Genre versucht: an der musikalischen Komödie „Das Feuerwerk“ von Paul Burkhard. In der Mischung der Elemente, mit seinen vielen Autoren, Helfern und Bearbeitern (für den Text, die Chansons, die musikalische Adaptierung usw.) ist dieses Stück ein echtes „Musical“, das 1950 in München uraufgeführt wurde und seither über viele Bühnen ging. Vergegenwärtigt man sich den enormen Erfolg dieses nicht gerade mit Esprit und animierenden Einfällen gesegneten Werkes, dann kommt man um die Feststellung nicht herum, daß es um die ganze Gattung recht trist bestellt ist und daß man die Meisterwerke beider Kontinente auf diesem Gebiet an den Fingern einer Hand abzählen kann. Im Hinblick darauf wollen wir niemandem die Freude an dieser sehr schweizerischen Komödie verderben. Das Sujet: In der Fabrikantenfamilie Oberholzer wird d.•Fünfzigste des Hausherren gefeiert, und man erwartet die „lieben Verwandten, die sich gegenseitig nicht riechen können. Töchterchen Anna zeigt Neigung, aus diesem Milieu auszubrechen und wird darin („Zum Zirkus, zum Zirkus I“) durch den in das Familienfest hineinplatzenden Onkel, das schwarze Schaf der Familie, und dessen mondäne Frau, Iduna, bestärkt. Aber am Schluß bleibt alles beim alten (was wahrscheinlich für das junge Fräulein auch das Beste ist). Die Musik, die im Volkstheater für zwei Klaviere und Schlagwerk adaptiert war — Ja, was soll man darüber sagen? „Oh, mein Papa“ und das Lied vom braven kleinen Pony sind Schlagererfolge. Sie haben ebensowenig eine eigene Note wie alles Übrige. Also die Inszenierung und das Bühnenbild. Sie waren sehr ambitioniert und aufwendig. Arthur Maria Rabenalt hatte vor allem an den ausgiebigen Zirkusszenen seinen Spaß, und Maxi T s c h u n k o hat das Ganze mit einer verschwenderischen Fülle von Einfällen (im szenischen und im kostümlichen Detail) ausgestattet. Auch für die Schauspieler gab es viel Spaß, besonders, wenn sich die bösen Tanten in Krallen zeigende Raubtiere und die Männer in Clowns verwandeln. An einer Stelle, als im Hintergrund engumschlungene Paare — Symbole künftigen Liebesglücks — in

Hodlerscher Manier gekleidet und schreitend, vorüberwallen, nimmt der Kitsch surreales Format an, und die freundliche Langeweile des Zuschauers verwandelt sich in Heiterkeit. Eine Paraderolle ist die Köchin, eine weitere die Frau Zirkusdirektor (Hilde Sochor und Gretl Schörg). In den übrigen Partien: Egon Jordan, Elisabeth Epp, Oskar Wegrostek, Elisabeth Stiepl, Kurt Sowinetz (besonders unterhaltend), Luise Prasser, Victor Gschmeid-ler, Hilde Jaeger, Heinrich Trimbur und' Albert Roland (als junger Gärtner). Auffallend, in ihrer ersten Premierenrolle: die junge Kärntnerin Libgart Schwarz. Viel Beifall. — Man ist, wie gesagt, auf diesem Gebiet nicht verwöhnt.

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