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Richard-Strauss-Festwoche der Staatsoper

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Zum Gedenken an den 10. Todestag von Richard Strauss veranstaltete die Wiener Staatsoper in der Zeit vom 5. bis 11. September eine Festwoche, während welcher die Hauptwerke des Meisters, zum Teil in neuer Besetzung und unter verschiedenen Dirigenten gegeben wurden („Salome“, „Elektra“, „Rosenkavalier“, „Ariadne auf Naxos“, „Die Frau ohne Schatten“ und „Arabella“). — Es war sinnvoll, am Todestag von Richard Strauss (8. September) „Die Frau ohne Schatten“ zu spielen, denn dieses Opus magnum, dessen bedeutender und tiefsinniger Text alle Kräfte des Komponisten ins Spiel brachte, war von den beiden Künstlerfreunden in schwerster Zeit geschaffen worden, kam Hofmannsthals Ideal von der Bühne als Traumbild am nächsten und war seinen Schöpfern besonders teuer. Die ungetrübte Freude an dem gemeinsam Geschaffenen mußten die Autoren freilich mit dem,Verzicht auf äußeren Erfolg bezahlen. Denn diese Oper ist in mehrfacher Beziehung ein enormes Werk: in bezug auf Ausdehnung, Orchesterapparat (110 Mann), Ansprüche an die Bühne und — nicht zuletzt — an das Publikum. 191 7 hatte Strauss die Partitur beendet, aber erst am 10. Oktober 1919 fand an der Wiener Staatsoper, also vor fast genau 40 Jahren, die Uraufführung statt. — Nach längerer Pause war das große Werk im November 1955, anläßlich der festlichen Wiedereröffnung des großen Hauses am Ring, neuinszeniert worden. In dieser Gestalt sahen wir es auch jetzt wieder.

Die Bühnenbilder und Kostüme von Emil Pree- torius sind in der Zwischenzeit leider nicht besser und attraktiver geworden. Zwar scheinen einige davon durch persische Miniaturen inspiriert, aber sie sind ohne Poesie ausgeführt und 'ermangeln der lebhaften morgenländischen Farben. Optisch völlig mißglückt ist der Schluß, das letzte Bild, für das sich Hofmannsthal „eine schöne Landschaft“ wünschte, „in deren Mitte ein goldener Wasserfall rauscht“. Statt dessen sehen wir eine nordischmythologische Fjordgegend in Grau und trübem Blau, die von einem Himmel überdacht ist, der an das riesige Glasdach der Stazione Termini erinnert. Sehr wenig märchenhaft und festlich sind auch die Kostüme, vor allem das des Kaisers, der eher wie ein Forstadjunkt ausstaffiert war. Walter Geisler als Gast und Maud Kunitz (Kaiserin) entsprachen mehr stimmlich als darstellerisch; dagegen war das Färber-Ehepaar mit Christi Goltz und Paul Schöffler bestehs besetzt. Die Glanzleistung des Abends boten Elisabeth Höngen als Amme und Karl Böhm am Pult, einer der wenigen gründlichen Kenner und Meisterinterpret dieser Riesenpartitur. Regie, wie beim Opemfest Anno. 1955, Rudolf Hartmann.

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„Salom e“, mit Christi Goltz in der Titelrolle (einer ihrer Glanzpartien), Herodias—Jean Madeira, Max Lorenz als Tetrarch, Hermann Uhde als Jochanaan und Anton Dermota als Narraboth, wurde von Ernst Märzendorfer dirigiert. Er machte seine Sache sauber und geschickt, dämpfte vor allem im ersten Teil das Orchester bedeutend und sparte sich die dynamischen Trümpfe für den Schluß. Das farisierende des Klanges und der für diese Partitur charakteristische „Nervenkontrapunkt“ kamen freilich etwas zu kurz.

„E 1 e k t r a" wurde in der bewährten Besetzung Goltz—Zadek—Höngen, Lorenz—Uhde unter Heinrich Hollreisers Leitung gegeben; „Ariadne“ — Regie Josef Gielen, musikalische Leitung Michael Gielen — mit Hilde Zadek, Hilde Güden, Anneliese Rothenberger und den Herren Zidek, Schöffler, Klein und Jėrger; „R o s e n k a v a 1 i e r" und „Arabella"

mit nicht nur bewährten, sondern glänzenden „hauseigenen“ Kräften: den Damen Della Casa, Güden, Ludwig, Rothenberger, Höngen, Coertse und den Herren Edelmann, Kunz, Dermota, Alexander, Zidek und Terkal.

Die Besetzungen in dieser Strauss-Festwoche ließen also kaum einen Wunsch offen, dagegen bedürfen zwei Werke unbedingt der szenischen Erneuerung: „Ariadne“ (2. Teil) und „Die Frau ohne Schatten“, während „Salome“ und „Elektra“ in dieser Hinsicht als befriedigend, „Rosenkavalier" und „Arabella“ als bestens geglückt bezeichnet, werden können.

Unter Karajans Leitung sollte Renata Tebaldi die Aida singen. Für sie sprang Gloria Davy ein, die wir als Oratoriensängerin und als von der internationalen Kritik gefeierte Interpretin schwierigster neuer Werke kennen. Dieser Abend zeigte, daß die hochgewachsene, schlanke Farbige auch eine hervorragende Opernsängerin ist. (Die Amerikaner wußten das schon früher, dort singt sie manchmal an der „Met“.) Sie besitzt eine bis zur Perfektion ausgebildete, angenehme, genügend starke Stimme, die zwar mehr im Lyrischen als im Hochdramatischen zu

Hause ist; aber dank der Intelligenz und Vitalität von Gloria Davy war der Gesamteindruck, den man von ihrer Aida empfing, der allerbeste. Mehr Titelheldin der „A i d a" als äthiopische Sklavin, hat sie für diese Partie zusätzlich noch eine glänzende, wahrhaft königliche Bühnenerscheinung einzusetzen. Gloria Davy wurde, zusammen mit den übrigen Mitwirkenden (einem jungen, stimmkräftigen, etwas rustikal auf tretenden Tenor namens Carlo Bergonzi, gleichfalls von der „Met“, dem prachtvollen Charakterdarsteller Tito Gobbi und der ausdrucksvoll und schön singenden Giulietta Simionato sowie Agostino Ferrin), sehr lebhaft gefeiert.

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