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In Bernstein-Fassung
In der Staatsoper hat Leonard Bernstein den vor zwei Jahren von ihm einstudierten „Rosenkavalier” jetzt wieder dirigiert, und man könnte, sofern man wie der Kritiker die einmalig großartigen Aufführungen mit Strauss am Pult nicht zum Vergleich heranzieht, fast von einer „Edelsteinfassung” sprechen. Als sensibler Strauss-Interpret stöbert Bernstein in der kostbaren Partitur von ihm entdeckte Mittelstimmen auf, hört sich in den Reichtum des Strauss- Melos mit Begeisterung hinein, führt die Sänger und läßt ihnen doch eine gewisse Freiheit und reißt die Philharmoniker suggestiv zu einer solchen instrumentalen Prachtleistung hin, wie man sie auch von ihnen nur selten hört. Über diese Vorzüge vergißt man manche, bei Bernstein schon gewohnte Tempoextreme, zeitweises Zudecken der Sänger und andere dynamische Übersteigerungen, so namentlich im Vorspiel, in welchem er wie ein tanzender Magier Strauss zu beschwören schien — im Gegensatz zu der mit federnder Leichtigkeit erfühlten Einleitung Zum dritten Akt.
Vorzüglich die Besetzung. Gwyneth
Jones präsentiert sich als ein Okta- vian, der stimmlich und darstellerisch manche der von ihr in der letzten Zeit gesungenen Rollen übertrifft, Christa Ludwig ist eine schlankgewordene, allen großen Anforderungen der Partie gerecht werdende Marschallin, Lucia Popp ergänzt als Sophie das stimmlich ausgezeichnete Frauenterzett. Der Ler- chenauer Walter Berry ist ein Prachtkerl von einem Ochs, der als Bariton auch diese Baßpartie voll ausschöpft und im Spiel noch vollsaftiger und gelöster geworden ist. Für das Protzentum Herrn Faninals setzte sich Ernst Gutstein ein, die Arie dea Sängers geriet William Blankship überraschend gut. Ein Pauschallob für die Interpretation der kleineren Partien durch die Damen Loose und Lilowa und der Herren Dickie und Lackner. Geblieben sind die Bühnenbilder Rudolf Heinrichs und die schönen Kostüme Ernie Knieperts. Das durchwegs gute Spiel der Hauptakteure deckt sich mit einem Lob der Regie Otto Schenks. Im Ganzen: ein glanzvoller Opemabend.
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