Vielschichtige Erinnerung

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Das Wiener Theatermuseum erinnert an den Opernkomponisten Richard Strauss. Die Volksoper Wien zeigt überzeugend seine selten aufgeführte zweite Oper "Feuersnot".

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Das Wiener Theatermuseum erinnert an den Opernkomponisten Richard Strauss. Die Volksoper Wien zeigt überzeugend seine selten aufgeführte zweite Oper "Feuersnot".

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Richard Strauss war gleichermaßen erfolgreich in der Oper wie im Konzertsaal. Was auch mit seinen besonderen Begabungen zusammenhing. Neben seiner Tätigkeit als Komponist und Dirigent brillierte er, vor allem als Begleiter seiner Lieder, auch als Pianist. Trotzdem darf man bei allen Meriten seines weit gespannten Œuvres die Oper als Zentrum seines Schaffens ansehen. An ihr lässt sich seine Entwicklung am besten studieren. Diesem Thema hat sich anlässlich des 150. Geburtstags des Komponisten nun auch das Theatermuseum verschrieben. Nicht zuletzt, weil sich hier der Nachlass des bedeutenden Bühnenbildners Alfred Roller befindet, dessen Ausstattungen wesentlich zum Erfolg Strauss'scher Opern beitrugen: etwa des "Rosenkavalier". Für die Uraufführung in Dresden erarbeitet, wurde sie für spätere Produktionen dieses Opernwelterfolgs geradezu stilbildend.

Das ist nur eine der Erkenntnisse der Schau "Richard Strauss und die Oper". Ein geradezu genuin wienerisches Strauss-Thema. Denn wurde auch der Großteil der Strauss-Opern an der Dresdner Semperoper uraufgeführt, so hat der Komponist in Wien nicht nur einen Teil davon selbst dirigiert, sondern wirkte zudem (allein sowie einige Zeit zusammen mit Franz Schalk) als Direktor der Wiener Staatsoper.

So werden "Salome","Elektra","Der Rosenkavalier", "Die Frau ohne Schatten", "Ariadne auf Naxos","Daphne","Intermezzo","Die schweigsame Frau", oder die seinem Lieblingsdirigenten Clemens Krauss gewidmete Oper "Friedenstag" auf verschiedene Weise in Erinnerung gerufen. Durch Abendzettel, Ausschnitte aus Strauss' Briefwechsel mit Librettisten und Bühnenbildnern, Skizzenbücher, Kostüme, Figurinen, Fotografien bedeutender Strauss-Interpreten und -Interpretinnen. Diese sind längt Legende, wie Anna Bahr-Mildenburg, Marie Gutheil-Schoder, Maria Jeritza oder Richard Mayr, der auch durch ein Porträt von Josef Engelhart, das ihn selbstverständlich in seiner Paraderolle als Ochs zeigt, präsent ist.

Autografe, Einspielungen und Kostüme

Nicht minder beeindruckend Anton Koligs Darstellung von Gutheil-Schoder als Frau Potiphar oder Fred Dolbins Bleistiftzeichnung von Strauss' Ehefrau Pauline. Sie sollte man übrigens viel differenzierter sehen. Dafür plädiert jedenfalls einer ihrer Enkel, der in München lebende Arzt Christian Strauss, in einem sehr persönlichen Interview.

Autografe konfrontieren mit Strauss' geradezu bilderbuchartiger Notenhandschrift. Filmausschnitte zeigen neben dem Künstler auch den Familienmenschen Richard Strauss. Seine widersprüchliche Rolle im Dritten Reich wird am Beispiel ausgewählter Dokumente und seines Einsatzes für Stefan Zweig gestreift. Auch Ballettomanen kommen in dieser Exposition, in deren Rahmen man Ausschnitte exemplarischer StraussEinspielungen hören kann, nicht zu kurz. Erstmals werden aus dem Fundus des Theatermuseums Kostümentwürfe und Figurinen zu den Strauss-Balletten "Schlagobers" und "Josephs Legende" ausgestellt. Verdichtet wird das Gezeigte durch einen von den beiden Kuratorinnen Christiane Mühlegger-Henhappel und Alexandra Steiner-Strauss gestalteten, mit Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung im Residenz Verlag edierten, profunden Begleitband.

Dass Richard Strauss laut Hofmannsthal die Musik geradezu "aus den Fingerspitzen quillt", lässt sich auch bei einem seiner Frühwerke, dem Einakter "Feuersnot", nicht leugnen. Stand seinerzeit der breit ausgewalzte Liebesakt einem Erfolg dieses Sinngedichts nach einem flämischen Märchen entgegen, lässt sein heute altmodisch anmutendes Sujet kaum mehr an eine szenische Realisierung denken. Folgerichtig bot man in der Wiener Volksoper Strauss' "Rosenkavalier" und "Ariadne" vorausahnende zweite Oper in einer konzertanten Aufführung mit exzellenten Darstellern wie Dietrich Henschel (Kunrad), Kristiane Kaiser (Diemut) und Roman Sadnik (Schweiker von Gundelfingen) mit Chören und Orchester des Hauses unter der animierend-souveränen Leitung von Hans Graf.

"Trägt die Sprache schon Gesang in sich ..."

Richard Strauss und die Oper

Theatermuseum Wien, bis 9. Februar 2015 täglich außer Di 10-18, www.theatermuseum.at

Feuersnot - Volksoper

Wien 18., 22. Juni

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