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„Ariadne“ in der Staatsoper

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Die als „Neueinstudierung“ angekündigte Aufführung der Oper in einem Aufzug nebst einem Vorspiel „Ariadne auf Naxos“ von Strauss und Hofmannsthal zeigte uns das Werk, das ein Glainzstück des Wiener Repertoires sein könnte (und sein sollte), in den mehr als zehn Jahre alten Dekorationen und Kostümen Stefan Hlawas, die schon damals, als sie neu waren, nicht zu den glücklichsten Schöpfungen dieses hochtalentierten Bühnenbildners gehörten. Nun sind sie auch noch ein wenig verblichen und abgenützt... Die Inszenierung von Josef Gielen ist am besten mit dem Prädikat „ohne besondere Merkmale“ gekennzeichnet. Nach wie vor scheint uns der Regisseur bei der Gestaltung des zweiten Teiles, der eigentlichen Oper, zu schwanken zwischen der reinen Illusion, welche die anmutigernste und bedeutungsvoMe mythologische Handlung verlangt, und den äußeren Umständen der Aufführung: im Wiener Stadtpalais eines reichen Mäzens zur Zeit Maria Theresias.

Zum Glück ist die Partitur von Strauss völlig eindeutig auf kammermusikalischen Wohlklang und Transparenz des Lineaments angelegt. Karl Böhm und die Philharmoniker haben diese kostbare Musik mit einer Einfühlung und Begeisterung reproduziert, die aus langjähriger Erfahrung und wahlverwandt-

schaftlicher Sympathie mit dem luxuriösen Werk resultieren. Leonie Rysanek ist nur stimmlich (und auch da nicht immer) eine ideale Ariadne, James King ein guter, aber nicht überwältigender Bacchus, Renate Holm sprengte durch ihr natürliches Spiel das fade Zerbinetta-Klischee, sang den Großteil ihrer Partie schön und fehlerlos und hatte genau an jenen Stellen Schwierigkeiten, auf die die Fans lauern und mit denen eine normale menschliche Stimme entschieden überfordert ist. (Im übrigen sind diese Koloraturen auch von ausgesuchter Banalität.) Apart als Erscheinung und mit ein wenig ungewohntem Timbre agierte und sang die junge knabensehlanke Griechin Tatiana Troyanos den Komponisten: eine Paraderolle mehrerer unserer besten Sängerinnen. Aber ob Tatiana Troyanos einmal zu ihnen zählen wird? Dem glanzvoll besetzten Damenterzett (Najade-Dryade-Echo) Lucia Popp, Margarita Lilowa und Gerda Scheyrer stand das Herrenquartett aus der Com-media deU'arte, das mit den Sängern Holecek, Equiluz, Lackner und Dickte besetzt war, kaum nach. — Egon Jordan war der imposante und spielgewandte Haushofmeister, PavZ Schöffler der mit jeder Geste überzeugende, durch die Ausstrahlung seiner Persönlichkeit alle überragende Musifclehrer.

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