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Strauss-Oper als bejubelte Eröffnungsproduktion der Ära Köpplinger in Klagenfurt.

Sie waren ein kongeniales Paar: Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal. Sie schufen einzigartige, musikdramatische Werke von einer Vollkommenheit, wie man sie in der Opernliteratur selten findet. Als "Liebling dieser gemeinsamen Kinder" bezeichnete der Dichter rückblickend Ariadne auf Naxos, die jetzt als Eröffnungspremiere der neuen Ära am Stadttheater Klagenfurt zu erleben ist.

Eine weite Treppe, ein kleiner Balkon, ein opulenter Salon mit glänzendem Schachbrett-Boden, und das alles aus edlem, schwarzen und weißen Marmor: So könnte der große Repräsentationssaal des reichsten Mannes von Wien um 1916 ausgesehen haben. Genau so, im ästhetischen Jugendstil erblickt man ihn jedenfalls auf der Klagenfurter Bühne (Johannes Leiacker) - das Musikdrama spielt nicht zur Barockzeit, sondern im Jahr der Wiener Uraufführung, eben 1916.

Josef Ernst Köpplinger, der zuletzt an der Wiener Volksoper und am Grazer Opernhaus bei Kienzls Evangelimann Regie geführt hat, ließ es sich nicht nehmen, zu seinem Einstand als neuer Intendant selbst seine inszenatorische Hand anzulegen. Dabei hat er sich ganz in Musik und Text vertieft: Er lässt das reizvolle Ineinander von ernster und komischer Oper, von Figuren aus der griechischen Mythologie und der Commedia dell'arte immer am Herzschlag der Handlung nachvollziehbar ablaufen. Dabei werden die einzelnen Charaktere und ihre Beziehungen zueinander mit Subtilität und Sinnlichkeit, aber auch feiner Ironie herausgearbeitet. Voll strotzender Lebendigkeit ist das Vorspiel, mit ständiger Bewegung aller Personen, wobei auch jeder noch so kleine Nebendarsteller genau geführt ist.

Voll morbider Ruhe dann die Oper, nur unterbrochen durch die Buffoszenen. "Die wüste Insel" wird dabei von einem mit einem Tuch zugedeckten Klavier versinnbildlicht, auf dem sich Ariadne und Bacchus unter einem sternenbedeckten Himmel zum Finale lieben dürfen. "Musik ist eine heilige Kunst", singt der Komponist. Und so überreicht Zerbinetta ihm den Lorbeerkranz, nachdem sie ihn vom Kopf des Gottes genommen hat. So wunderbar symbolhaft überhöht lässt Köpplinger den Abend enden.

Großen Anteil am Erfolg des Abends hat auch der neue Chefdirigent. Peter Marschik setzt beim Kärntner Sinfonieorchester auf feinduftige und facettenreiche Klänge. Immer durchsichtig, sorgsam durchgeformt und mit kammermusikalischem Raffinement, aber auch effektvoll mit aufrauschenden Klängen bis hin zur Schlussapotheose erklingt dieses Meisterwerk, das zu den geistvollsten, kostbarsten und am feinsten gewobenen Partituren dieses Genres gehört.

Überwiegend Freude kommt auch beim Sängerensemble auf: Daniella Fally singt die mörderisch schwere Partie der Zerbinetta mit unbeschreiblicher Sicherheit und Leichtigkeit und agiert mit lässiger, jugendlicher Koketterie. Wunderbar innige Töne findet man bei Krisztina Szabó als Komponist, die Zorn, Naivität, aber auch Leidenschaft großartig auszudrücken vermag. In der Titelrolle vermag Edith Haller die lyrischen, blühenden Bögen schön zu formen. Mit heldischem Glanz, aber sehr manieriert singt Michael Putsch den Bacchus. Gottfried Hornik ist ein kerniger Musiklehrer, Peter Matic ein hochmütiger Haushofmeister. Auch die kleineren Rollen sind überwiegend vorzüglich besetzt.

Großer Jubel!

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