Rentabilität und Vision

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"Ariadne auf Naxos" im Grazer Schauspielhaus.

Sektempfang im Foyer, statt Haushofmeister eine Eventmanagerin (resolut verkörpert von Martina Stilp), ein Luxusgefährt als Bühnenstaffage: Fontheims erste Operninszenierung setzt auf radikale Aktualisierung, um die prekäre Situation der Kunst zwischen Markt, Rentabilität und Vision zu Beginn des 21. Jahrhunderts darzustellen. Mutet der gewitzte Gag - der steirische Autocluster ist ja vielbeschworenes Erfolgssymbol der Landespolitik - mitunter auch etwas zwanghaft an, stiehlt er dem Stück doch nicht die Show. Natürlichkeit ist dabei der Erfolgsfaktor der Grazer Produktion. Der intime Rahmen des Schauspielhauses erweist sich als ideal für das beziehungsreiche Werk, das Elemente von commedia dell'arte, opera seria und buffa ironisch feinsinnig verbindet.

Vergnüglich lebendig gelingt bereits das Vorspiel, nicht zuletzt durch die eindrucksvolle schauspielerische Leistung der Sänger. Packend der zweite, musikalisch anspruchsvollere Teil. Unter Philippe Jordan wird das Grazer Philharmonische Orchester der vielgestaltigen Partitur beeindruckend gerecht und lässt mit klangschöner Detailgestaltung aufhorchen. Beinahe durchwegs tadellos auch die Sängerleistungen. Allen voran Margareta KlobuÇcars Zerbinetta, die mit berückender Leichtigkeit auch die waghalsigsten Koloraturen meistert. Carole FitzPatrick fesselt als ausdrucksstarke Ariadne, Stephen Gould als stimmgewaltiger Bacchus.

Dass unter strahlendem Sternenhimmel die Wirkungsmacht des autonomen Klanges die Ökonomie vergessen lässt, ist das Verdienst des Maestro, der mit großem Einfühlungsvermögen einen nie abreißenden Spannungsbogen zeichnet, und der gekonnten Zurücknahme der Inszenierung im entscheidenden Augenblick, die die Aufführung ganz im Sinne von Komponist und Dichter gelingen lässt.

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