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Backhaus und die Philharmoniker

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Der groß« Pianist besitzt kaum eine der Eigenheiten und keine Untugend de» Virtuosentyps seiner Generation. Dagegen hat er unseren jungen Künstlern die Reife des Alter» und die vollkommene geistige Durchdringung de» musikalischen Stoffe» voraus. Aehnlich wie für Furtwängler ist für Backhau» Beethoven das Zentrum seine» musikali-»chen Kosmos. In diesen fügt sich, ohne merklich« »tilistische Umdeutung, Mozarts große c-moll-Sonate; weniger freilich die A-dur mit dem berühmten Variationensatz. Dann betrat Backhau» eigenstes Gebiet, wo er ungekrönter König ist: Beethoven» op. 10 Nr. 1, op. 27 Nr. 2 und op. 101. Nicht oft werden wir die Mondscheinsonate so edel-gefühlvoll, die späte A-dur so poetisch und so vielfältig differenziert im Ausdruck hören ...

Nach Beethoven mag seinem Herzen — ähnlich wi« dem Furtwängler — Brahmi am nächsten itehen. Der Stil de 2. Klavierkonzerte wurde »o vollkommen getroffen, daß man in der Erinnerung jede andere Interpretation al» ein wenig outriert empfand. Die tiefe Versonnenheit, die ruhige meditative Stimmung: da» gelingt nicht vielen. Die Philharmoniker unterClemen» Kraus» spielten „ihren“ Brahms, und siehe da: aus zwei ward eins! Hier gab es — wer darf etwa bei der Bläser-Kammermusik des ersten und letzten Satze» noch von Begleitung sprechen? — Augenblicke vollendeten Musizieren», und man versteht die in den höchsten Lobestönen gehaltenen englischen und westdeutschen Pressestimmen, die — anläßlich der letzten Auslandstournee der Philharmoniker — ein nicht alltägliches Kunsterlebnis widerspiegeln. — Ganz in philharmonischen Streicherwohlklang getaucht war die „Partita in modo antico“ von Joseph Marx, die Bearbeitung für Streichorchester eines vor etwa 1J Jahren komponierten Streichquartett».

Gleichfalls eine Bearbeitung (und Erweiterung) eines Streichquartettsatzes für Streichorchester ist di« Komposition „Introduktion und Variationen“ von Alfred U h 1, mit der da« 4. Konzert des Zyklu« „Dl« große Symphonie“ unter Volkmar Andr«»« eröffnet wurde. Darnach spielte Friedrich Gulda, perfekt und kühl, Mozart» große» c-moll-Konzert für Klavier. Mit Bruckners Sechster hatte der Dirigent, der der Favorit der Wiener Bruckner-Freund ist, «inen schönen Erfolg. — Die durch die« beiden Orcherter-konzerte aufgeworfenen Programmprobleme »ollen bei anderer Gelegenheit behandelt werden.

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