Wer am Ende des Wagner-Gedenkjahres, das eine Flut einschlägiger Literatur gebracht hat, nur zögernd nach diesem Wälzer gegriffen hat, wird bald eingesponnen von der ganz eigentümlichen Stimmung dieser Aufzeichnungen. „Die Tagebücher“ Cosima Wagners umfassen in ihrem 1. Band die Jahre 1896 bis 1877, als Wagner den „Ring“ komponierte und instrumentierte, als er die ersten Festspiele vorbereitete und durchführte -und alles andere erlebte als einen Triumph. Von Tribschen war man nach Beyreuth übersiedelt, hier hofften die gesellschaftlich Verfemten Ruhe zu finden. Aber die Sorgen,
„DER NACKTE AFFE.“ Von Des-mond Morris. Dioemersche Verlagsanstalt (Lizenzausgabe der Buch-gemeinschaft ,jyonaukmd“). 384 Seiten. S 57.—.Desmond Morris, der Autor dieses Buches mit dem provokanten Titel, ist Verhaltensforscher. Er war Leiter des Filmstudios und Kustos für Säugetiere im Londoner Zoo, schrieb ein Buch über „Biologie der Kunst“ und ist gegenwärtig Direktor am Institut für zeitgenössische Kunst in London. Jahrelang war er damit beschäftigt, die Verhaltensweise des Menschen mit der einiger anderer Primaten (aus der Reihe der 193 verschiedenen Arten) zu
Wie schnell sich der „Phänotyp” ändert, nämlich schon innerhalb von 30 bis 50 Jahren, ist auch am Kinderbuch abzulesen, da man wohl mit gutem Grund voraussetzen kann, daß die Autoren sich dem Geschmack und den Bedürfnissen, fast möchte man sagen: den Ansprüchen ihrer jungen Leser anpassen. „Leser” will hier heißen Zuhörer, Publikum, denn die im folgenden angeführten Kinderbücher sind für eine Altersstufe bestimmt, da mit dem Selbstlesen noch nicht gerechnet werden kann. Am deutlichsten exemplifiziert dies das reizende und gescheite Büchlein von Susanne Ehmke mit dem Titel
„Diese Schöpfung kommt uns um so ergreifender vor, je mehr man ihren wahren Charakter achtet, ihre leidenschaftliche Naivität.“ Dieser Satz von Eduard Herriot, einem der enthusiastischesten Beethoven-Verehrer, steht zwar im Programmheft der Wiener Staatsoper, das an diesem Premierenabend verkauft wurde. Aber ob es vorher einer der Hauptbeteiligten an dieser Aufführung gelesen hat? Viele Fragen drängen sich auf nach dem neuen Wiener „F i d e 1 i o“, einer längst fälligen Neuinszenierung übrigens — der ersten nach jener optisch und regielich mißglückten vom denkwürdigen 5.
LEXIKON DER WELTLITERATUR IM 20. JAHRHUNDERT. Zweiter Band K-Z. 1. und 2. Auflage. Herder-Verlag, Freiburg-Basel-Wien. 1)24 Spalten Text und7 Ahhildnnfftn. Prei 88.40 DM.Bereits der an dieser Stelle schon ausführlich gewürdigte 1. Sand des Herderschen Literaturlexikons ließ erkennen, daß hier ein modernes Standardwerk im Entstehen ist, das seinesgleichen im deutschen Sprachraum nicht hat. Die Vorarbeiten dazu wurden vor einigen Jahren im Forschungsinstitut für Europäische Gegenwartskunde geleistet, den Feinschliff und zahlreiche Ergänzungen bekamen die einzelnen Artikel (und der
In den Jahren 1930 und 1931 arbeitete Maurice Ravel — merkwürdiger Fall! — gleichzeitig an zwei Klavierkonzerten. Das eine, für die linke Hand (von dem vor kurzem verstorbenen Pianisten Paul Wittgenstein bestellt) hat dramatisch-rhapsodischen Charakter. Das andere, in hellem G - d u r, sollte, nach Ravels Worten, ein Konzert im genauesten und wörtlichsten Sinn derjenigen von Mozart und Saint-Saens werden, „nicht gegen, sondern durchaus für das Klavier“ … Mit dieser Charakteristik wollte Ravel sein Konzert gegen andere Kompositionen gleichen Namens absetzen, in denen das Klavier
Zum ersten Male seit Kriegsende kam Elly Ney nach Wien und gab einen Beethoven-Abend. Bei der Interpretation der Sonaten d-moll op. 31, der Appassionata, der op. 110 As-dur und der letzten Klaviersonate op. 111 konnte man mit Bewunderung feststellen, daß die große 70jährige Künstlerin noch im Vollbesitz ihrer technischen Fertigkeiten und physischen Kraft ist. Das Romantisch-Titanische ihres Vortragsstiles erscheint gemildert zugunsten einer Klarheit, die aber nie der Tiefe und des Hintergrundes entbehrt. Eben weil ihre langsamen Sätze gar nicht auf „Stimmung“ angelegt sind, geht von
Zu den Büchern von Henry Benrath: „Im Schatten von Notre-Dame“ (115 Seiten), „Traum der Landschaft“ (182 Seiten) und „Geschichten vom Mittelmeer“ (196 Seiten), Verlage Albert Nauck,Scientia, Gallus, 1952
Es hat lange genug gedauert, bis man sich dazu entschloß, der „Klugen“ die Volksoper zu öffnen. Genau zehn Jahre sind nach ihrer Uraufführung in Frankfurt vergangen, und seither wurde das erfolgreiche Werk an fast allen großen und kleinen deutschsprachigen Bühnen gespielt (auch Klagenfurt und Innsbruck sind der Wiener Staatsoper zuvorgekommen). Muß man sie und ihren Autor, einen der großen Erneuerer des zeitgenössischen Musiktheaters, noch vorstellen? Orff kommt von der Münchner Günther-Schule für Tanzgymnastik, begann mit Lehrstücken und Schulwerken und ist ein gelehrter
In diesem Monat gedenken wir des 70. Todestages von Richard Wagner und des 50. von Hugo Wolf. Lehrer und Meister — so sah Wolf das Verhältnis! — stehen heute als Künstler von gleichem Rang da. Ihr persönlicher Kontakt zu Lebzeiten beschränkte sich auf eine kurze Begeg-: nung, die Hugo Wolf später im Gespräch so ausschmückte, erweiterte und variierte, daß die Rekonstruktion des Tatbestandes nicht ganz gelingen will. Aber die Pointe scheint authentisch. Während der Vorbereitung der Aufführungen von „Tannhäuser“ und „Lohengrin“ residiert Wagner im Dezember 1875 mit großem
Nach seinen drei Liederabenden, die der junge Berliner Bariton im Laufe einer Woche gab, wurde er von der Wiener Tagespresse mit den höchsten Qualifikationen bedacht, die eine so schöntim-brierte, in allen Registern gleichmäßig ausgebildete, vorbildlich gestützte und geführte jugendliche Stimme zu kennzeichnen vermögen. Und das Wiener Konzeitpublikum, in der Kunst des Liedgesanges von früher her sehr verwöhnt und zu höchsten Ansprüchen erzogen, bereitete dem jungen Orpheus ungewöhnliche Ovationen. Denn es war da noch etwas anderes als vollendete Technik und Fülle des Wohllauts.
Die Wiener Komponisten können sich nicht beklagen, daß sie nicht zu Wort kommen. Wenigstens jene nicht, die darauf verzichten, das Publikum zu schrecken, deren Aufführung für“ die Veranstalter kein Risiko bedeutet, da ihre Werke „antik“, klassisch oder romantisch stilisiert sind, kurz: jene, die „in modo commodo“ schreiben. In unserem letzten Musikreferat berichteten wir über zwei Aufführungen dieser Art. Nun kam Hans Knappertsbusch und machte uns im 5. Abonnement-Konzert der Philharmoniker mit dem Violinkonzert von Franz Salmhof e r bekannt. — Der Autor wurde in einem
Der groß« Pianist besitzt kaum eine der Eigenheiten und keine Untugend de» Virtuosentyps seiner Generation. Dagegen hat er unseren jungen Künstlern die Reife des Alter» und die vollkommene geistige Durchdringung de» musikalischen Stoffe» voraus. Aehnlich wie für Furtwängler ist für Backhau» Beethoven das Zentrum seine» musikali-»chen Kosmos. In diesen fügt sich, ohne merklich« »tilistische Umdeutung, Mozarts große c-moll-Sonate; weniger freilich die A-dur mit dem berühmten Variationensatz. Dann betrat Backhau» eigenstes Gebiet, wo
Mit Beginn dieses Schuljahres wurde Rosalia Chladek an die Staatsakademie berufen und mit der Leitung der Tanzabteilung im Schloß Schönbrunn betraut. Das bedeutet eine weitere Anerkennung einer Künstlerin, deren Wirken jeder an der Entwicklung des modernen Tanzes Interessierte seit Jahren mit Anteilnahme und Respekt verfolgt; es bedeutet auch Würdigung der besonderen p ä d- agogischen Qualitäten der großen Tänzerin, die der erste Abend im Akademietheater vielfältig bezeugte.Eine Barocksuite nach Muffat übertrug das Monumentale und Zierlich-Schnörkelhafte der Musik in stilisierte
Das „S i n g g e d i c h t in vier Betrachtungen“ von Christian Wilhelm Alers, einem — nach der Definition Romain Rollands — „freisinnigen, keineswegs pietistischen Mann“, beginnt mit einem Streitgespräch zwischen Gläubigen, Unglaube, Spötter, Vernunft und Religion. Daß hiebei „Die Vernunft" auf der Seite des „Glaubens“ steht, ist für jene Zeit und ihre geistige Situation überaus charakteristisch. Die zweite Betrachtung schildert das Gericht, die dritte und vierte den Sieg und das Glück der „Seligen“. G. Ph. Telemanns Musik bezeugt, wie sich innerhalb eines
Der Beethoven-Zyklus unter def Leitung Herbert von Karajans nähert sich seinem Ende. Mit der Aufführung der acht Symphonien hat sich der Dirigent ein neues Territorium erobert, und zwar zunächst ‘vom Rande her: durch deutliche, genaue, mit • einem Wort „perfekte“ Interpretation, die kaum einen Wunsch offen läßt. Auf höherer Ebene sind seine besonderen Qualitäten: Blick für die Architektur und die „Dramaturgie", sowohl der einzelnen Sätze als auch des ganzen Werkes, und Gefühl für die latenten Spannungen, die nicht nur hörbar, sondern auch sichtbar gemacht werden. Gewisse
Innerhalb einer Woche finden während der Hauptsaison in Wiener Konzertsälen zehn bis zwölf Veranstaltungen statt. Was „zieht" noch bei diesem Überangebot an Musik?Wenn Serghiu Celibidache „Les Préludes“ von Li6zt mit der „Drommete Sturmsignal“ an die Spitze seines Programms stellt und mit der Ersten von Brahm6 schließt, 60 ist bereits ein guter Besuch des Konzerts gesichert. Spielt dann noch Robert Casade- s u s, der Meisterinterpret französischer Impressionisten, Ravels Klavierkonzert für die linke Hand, dann kommt auch der verwöhnteste Musikfreund auf seine Rechnung. Dies
Das erste der drei vorgesehenen Orchesterkonzerte mit zeitgenössischer Musik, welche die Gesellschaft der Musikfreunde gemeinsam mit der Ravag veranstaltet, hat stattgefunden. Das Programm enthielt ausschließlich Werke, die dem Kreis der „Neuen Mu6ik angehören, die Auswahl war auch unter „pädagogischem" Gesichtspunkt geschickt getroffen und die Wiedergabe durch die Wiener,Symphoniker unter Herbert von Karajan trug zum positiven Effekt nicht unwesentlich bei.An der Schwelle zum Territorium der neuen Musik steht Albert R o u s s e 1, im gleichen Jahr wie Hans Pfitzner geboren (1969) und
Ein mit „gewohnter Delikatesse" gewähltes Programm, das „ein geistvoller Genießer gleichsam auf der Zunge auskostet", „lauter Gustostückerln, mit höchster Vollkommenheit und Eleganz serviert" — man meint, in Berichten über einen gastronomischen Kongreß oder über ein Menü von Sacher zu lesen. Aber es handelt sich um das erste Philharmonische Abonnementskonzert unter Clemens Krauß, und zwar im besonderen um die Suite zum „Bürger als Edelmann" von Richard Strauß, deren „Tafelmusik freilich zu solchen stilistisch-gastronomischen Exzessen verführen mag. Hier hat es der
Eine kleine Truppe von sieben Männern und fünf Frauen unter der Leitung des jungen Kėi'ta Fodėba aus einem Herrschaftsgeschlecht der Mali, gastiert während des Monats August jm Bürgertheater. Die einzelnen Mitglieder der Truppe kommen aus Senegamblen und Oberguinea, von der Elfenbeinküste und aus Togo, einige von ihnen sind Mohammedaner, die Tänzerin Mariama ist Christin. Untereinander verständigen 6ie sich auf Französisch. Also ein auf den ersten Blick (die hohen, 6ehr schlanken, aber offenbar nicht rassegleichen Männer und die kleinen, zur Fülle neigenden Frauen) bunt
Zur Erinnerung an die Gründung der „Internationajen Gesellschaft für Neue Musik“ vor 30 Jahren in Salzburg findet die Reihe der Jubiläumskonzerte am gleichen Ort statt. Mehrere österreichische Sender und zwei deutsche Stationen haben das Eröffnungskonzert übernommen, und nach dem Eindrude, den wir aus der Rundfunkübertragung gewonnen haben, berichten wir kurz hierüber. (Ein ausführliches Referat über das ganze Musikfest aus der Feder von Prof. Friedrich Wildgans wird an dieser Stelle folgen.)Vier repräsentative deutsche Komponisten, die alle im ersten Jahrzehnt des neuen
Der Beitrag, den die Staatsoper zu den Wiener Festwochen geleistet hat, wai nicht nur dem Umfang nach bedeutend. Aber auch dieser muß hervorgehoben werden, denn ein Zyklus von acht Richard- Strauß-Opern wurde unseres Wissens noch nirgends im Lauf einiger Wochen dar- geboten. Er kulminierte in einer Aufführung der „Arabella“ von festlichem Gepräge und hoher künstlerischer Perfektion. Rudolf Hartmann führte Regie, Robert Kautsky hatte dezente Bühnenbilder und Kostüme (Stil von anno 1860) entwarfen, ein Ensemble, in dem auch jüngere Künstler gleichwertig neben ihre älteren und
Als besondere Bereicherung des Festwochenprogramms bot das Collegium musicum italicum einen reizvollen Rückblick von den Höhenwerken der neuen Musikentwicklung in die italienische Kammermusik des 17. und 18. Jahrhunderts mit ihrer lebendigen Rhythmik und ihrem eleganten spielerischen Kontrapunkt, ihren guten melodischen Manieren und ihrer etwas dürftigen harmonischen Substanz) eines Mueikstils, der damals eben die großen Formen eroberte und uns eine ungezählte Fülle von Meisterwerken bescherte. Die Ausführung dieser karamermusikalischen Kostbarkeiten wurde zum Ereignis durch die
Durch die Betrachtung von Rembrandts „Drei Kreuzen’ auf einer Ausstellung in Genf wurde Frank Martin angeregt, die Passionsgeschichte in einem kurzen Werk zu konzentrieren, wie e6 der große Maler auf seinem bescheidenen rechteckigen Stück Papier getan hat. Doch kam Martin bald zu der Einsicht, daß nur ein breitangelegtes Freskogemälde dem Stoff angemessen sei, und so entstand das große Oratorium „Golgotha“ für Soli, Chor, Orchester und Orgel nach Texten aus drei Evangelien und aus den Meditationen des hl. Augustin, die eine Art lyrischen Kommentar zur Leidensgeschichte bilden.
Hindemiths Oper „Mathis der Maler“ ist in dreifacher Hinsicht bedeutsam.-Sie bezeichnet —’mifsik & lisch’— einen ersteh Höhepunkt im Schaffen des Komponisten) in dem selbstverfaßten’Text setzt sich Hindemith mit dem immer wieder aktuellen Problem „Kunst und Leben“, „Künstler und Welt auseinander (und zieht unmittelbar nach Vollendung der Oper, 1934, die Konsequenzen, indem er seine Heimat verläßt); schließlich vollzieht 6ich in diesem’ Werk nach einer Periode des Sturms und Drangs die Rückwendung zu jenen Werten und Quellen, aus denen die Kunst der älteren
Pie von der Akademie fur Mgsjk und darstellende Kunst eTstaufge-führte einaktige Oper „Apollo und Hyazinthus schrieb der elfjährige Mozart als Einlage zu einem lateinischen Schuldrama (,dementia Croesi"), das 1767 an der alten Salzburger Universität gespielt wurde. Den lateinischen Text hat der Wiener Musikwissenschafter Dr. Roland Tenschert ins Deutsche übertragen und die Rezitatdve in Dialoge verwandelt. So entstand ein etwa einstündiges Werk Von hohem artistischem Reiz mit einfacher Handlung, die in der Metamorphose des Hyszint'hus (des Bruders der von Apoll geliebten Königstochter
Es wird der Musikhistorie einmal nicht leicht werden, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geschaffenen Werke unter einen Hut zu bringen und ihren Stil „entwicklungsgeschichtlich“ zu erklären. Der „Rosenka alier“ und „Petruschka“ wurden im gleichen Jahr (1911) geschrieben; „Palestrina und „Pierrot lunaire“ sind zur gleichen Zeit entstanden (1912—1915 und 1914). Auf Wiener Boden schufen nebeneinander; Franz Schmidt, Carl Prohaska, Julius Bittner und Alban Berg, Anton on Webern, Ernst Krenek... Schon seit dem Beginn der dreißiger Jahre, besonders aber nach 1945,
J. S. Bachs große Passionen, für den Gottesdienst geschrieben, haben den kirchlichen Rahmen längst verlassen und sind zu Gipfelpunkten abendländischer Konzertpro- gramme geworden, ohne wie viele Kirchenmusik dadurch an sakraler Wirkung eto- zubüßen. Im Gegenteil, das Erlebnis ist Gegenwart bi6 in die letzten Takte. Eine historisierende Aufführung mit schwacher, der originalen angepaßten Besetzung ißt daher, wenn auch interessant, keineswegs als alleingültig anzusehen; vielmehr ist der Eindruck um so gegenwärtiger, je mehr er unserem heutigen Raum- und Klangverhältnissen im Sinne
Die diffizilere Wirkung 6olistischer Kunst vor dem Ensemble beruht über verfeinertes und gesteigertes technisches Können hinaus auf subtileren seelischen Spannungen und der sie (und damit die Intensität des Erlebnisses) vermittelnden Persönlichkeit des Interpreten. Letztere allein vermag beispielsweise verstaubte, überlebte Verse in vollendeter Gesangskunst, die immer auch eine Kunst der Textgestaltung ist, wieder gegenwärtig zu machen, wie es Dietrich Fischer- Dieskąu in Schuberts Zyklus „Die schöne Müllerin“ so überzeugend gelang, daß man wieder einmal versucht war, Schubert
Der Westschweizer Frank Martin schrieb sein Oratorium „In Terra Pax im Auftrag des Genfer Rundfunks bereits 1944. In einer Nachtsendung, unmittelbar nach dem „offiziellen“ Kriegsende wurde es gesendet, und wer zufällig in jener späten Stunde am Radio saß, wird das Erlebnis noch nicht vergessen haben. So unsystematisch und nur vom Gefühl geleitet, wie die Zusammenstellung der Texte, ist auch die Komposition ausgeführt. Worte aus dem Alten Testament, aus der Apokalypse' und dem Neuen Testament (einschließlich Bergpredigt und Vaterunser) wurden in jene musikalischen Formen gebracht,
Eine der Stützen der „Mueica viva “-Reihe ist der Wiener Kammerchor unter der Leitung von Reinhold Schmid. Der erste Teil des 5. Konzerts war ungarischen Komponisten gewidmet, die von der Folklore her- kommen. Die Chöre von Zoltan Kodäly sind stilistisch nicht ganz einheitlich, zeigen noch gewisse Trivialzüge des Vereinschorstiles und wirken, trotz zahlreicher genialer Züge und Einzelschönheiten, wie Vorstufen zu den Vokalkompositionen B ė 1 a B a r 16 k s. Hier ist alles meisterlich, vor allem in der Beschränkung: vom zarten Lyrismus der „Vier slowakischen Volkslieder bis zu den
Das Orchesterkonzert unter dem spanischen Dirigenten Ataulfo Arg ent a mit der Altistin Maria Iriarte und Gaspar C as s a do bestätigte nicht nur unsere Vorstellung von spanischer Mus \ und’ spanischem Musizieren, sondern verlieh ihr auch neuen Glanz. Das Ballett in einem Akt „El amor brujo“ („Der Liebeszauber ) wurde 1915 geschrieben und zeigt bereits jene eigenartige Verbindung von Gesangs- und Tanznummern, wie wir sie in neuester Zeit etwa bei Orff („Carmina Burana“) finden. Die Komposition Manuel de Fallas, der unmittelbar vor der Niederschrift dieses Balletts sieben
Wer wfilhrend der letzten zwanzig, dreißig Jahre am Weg der neuen Musik gestanden hat und sie vorüberziehen sah, die jüngeren oder filteren Komponisten mit ihren Werken, den abseitig-esoterischen und den reißerisch- effektvollen, mag sich oft gefragt haben: Wer von ihnen wird ans Ziel kommen, was wird die Zeit überdauern? Und mit kaum geringerer Aufmerksamkeit und Anteilnahme wird mancher Musikfreund auf das Bcho gehört haben, das dies oder jenes Werk bei der Fachkritik, in der Presse und beim Publikum ausgelöst hat. Auch hier tauchte die Frage auf, was davon vor dem Urteil künftiger
Die drei Brahme-Konzerte unter Wilhelm Furtwängler, die .Walküre“ und .Tristan“ in der Staatsoper (mit Sut- haus als Ga6t in der Titelrolle und Anni Konetzni als Partnerin), wurden zu festlichen Erlebnissen, ohne daß man den anspruchsvollen Titel eines Festivals für sie in Anspruch genommen hatte. Nun folgten noch drei Aufführungen von Beethovens „Neunter . Was hierüber zu sagen wäre, wurde bereits 60 oft und in allen Tonarten verkündet, daß sich eine weitere Kennzeichnung erübrigt .Kongenial — man wägt das Wort genau und läßt es dann trotzdem stehen. (Furtwängler in
Vor kurzem meldeten deutsche und österreichische Blätter, daß Wilhelm Furtwängler wieder die Oberleitung und Betreuung der Berliner Philharmoniker übernommen habe; den mit dem West-Berliner Senat „auf Lebenszeit" abgeschlossenen Vertrag bestätigte der Künstler mit einem Brief, dessen letzter Satz lautet: Damit bin ich also wieder Berliner!'Die langjährige und intensive Bindung Furtwänglers an die Berliner Philharmoniker ist bekannt. Trotzdem wäre es etwa zwischen 1945 und 1948 vielleicht möglich gewesen, den Süddeutschen Furtwängler für Wien zu gewinnen. Nun, wir haben ihn
,Dei bloße Gedanke an italienische Musik führt einen immer gleich mitten in die Vorstellung italienischen Musizierens hinein mit seiner idealen Einheit höchster Präzision, Sensibilität und Naturnähe — drei Begriffen, mit denen man fast eher knobeln als eine Synthese wagen möchte… Verdi von Italienern zu hören ist ungemein aufklärend und eine wahre Offenbarung für unsereiner, weil diese geniale Mischung ganz elementarer und höchst verfeinerter Züge die Natur des italienischen Musizierens selber ist. —Alexander Herrsche, der diese Sätze in einem seiner Meisteressays
Vor 30 Jahren schrieb Paul Hindemith seinen Liederzyklus »Das M ar ie n leben' nach Texten von R. M. Rilke. Inmitten einer Werkreihe, welche die antiromantische Aggression ihres Verfassers spiegelte, der mit Witz, Laune, Ironie und Persiflage sich den Ruf eines enfant terrible der modernen Musik erwarb, nimmt dieses Opus durch seine geistige Haltung und die Einheitlichkeit des Stils eine Sonderstellung ein. Das Werk fand Anklang und Verbreitung; aber das genügte seinem Schöpfer nicht. Immer wieder hat er sich mit diesen Liedern beschäftigt; 25 Jahre später (1948) legte er eine neue
Bedürfte es eines Beweises für Bruckners Genialität und Eigenständigkeit — wir hätten ihn für alle Zeiten in der I. Symphonie in der Linzer Fassung, diesem Prototyp eines symphonischen Opus I. Die Wirkung war auch deshalb besonders eindringlich, weil man das am wenigsten „abgespielte“ Bruckner-Werk auch noch anders hört als die Standardsymphonien. Volkmar Andreae hatte das Werk aufs Programm des 4. Konzerts im Zyklus „Die große Symphonie" gesetzt. — Flankiert von einem etwas akademisch interpretierten Debussy („Prelude ä l'aprės-midi d'un faune") und dem pompösfarbigen
Die Programme der beiden letzten Konzerte der Gesellschaft der Musikfreunde sind ohne Vorbehalt zu loben. Paul Klecki, seit zwei Jahren vom Wiener Musikpublikum hochgeschätzt, gab ein Beispiel weiser Beschränkung, indem er nur zwei Werke: Schuberts „Unvollendete“ und Mahlers „Lied von der Erde“ aufs Programm des dritten Konzerts im Zyklus „Die große Symphonie“ 6etzte. In Schuberts Meisterwerk wurden die klassischen, monumentalen und dramatischen Züge hervorgehoben, zuweilen auf Kosten des Atmosphärischen; aber wir haben selten einen so schönen Anfang dieses Werkes gehört.
Mit seinem „Concerto manuale*, das Theodor Berger auf Bestellung der Gesellschaft der Musikfreunde beziehungsweise ihres Konzertdirektors Herbert von Karajan während eines Aufenthalts in den USA schrieb, hat der Komponist ein Werk von aggressiver Abseitigkeit geschaffen, das in dem Rahmen, in dem es dargeboten wurde, auf Widerstand stoßen mußte. Bereits die Besetzung ist ungewöhnlich und hat klangexperimentellen Charakter: einem vielfach geteilten Streicherensemble tritt als zweiter Komplex eine Gruppe von Schlaginstrumenten gegenüber, zu denen auch die ohne Pedale gespielten Klaviere
Als Erstaufführung im Rahmen der Philharmonischen Konzerte hörten wir — nach der „Jupiter-Symphonie“ und vor dem „Heldenleben“ von Richard Strauß — unter der Leitung von Clemens Krauß die „Six epigraphes antiques“ von Claude Debussy. Ernest Ansermet hat die 1914 entstandenen Klavierstücke jener Klangvorstellung entsprechend instrumentiert, die 6eine Debussy-Interpretation, etwa die von „La mer“, bestimmt: hauchzart und mit bestimmtester Kontur, wie japanische Meisterblätter. In der Thematik, im Stil und in der Stimmung haben diese 6echs kurzen „antiken“ Stücke
Die Spielpläne unserer beiden großen Gesellschaften sind ziemlich genau aufeinander abgestimmt. Dagegen scheinen zwischen diesen und den übrigen Orchestern Isolierwände aufgerichtet zu sein, obwohl fast alle Konzerte im gleichen Raum, nämlich im Großen Mu6ikvereinssaal stattfinden: Hier hörten wir in dieser Saison schon dreimal Bruckners „Neunte“. Sicher auch ein schönes Zeichen der Bruckner-Pflege und dafür, daß sich gerade dieses Werk besonderer Wertschätzung erfreut. Aber dreimal in so kurzem Abstand — damit erzielt man zugleich auch einen sehr ungünstigen Effekt: den des
Praetorius, Senfl und Melchior Frank, Schütz, Isaac und Leo Haßler: man kann es kaum glauben, daß ihre Kunst während der klassisch-romantischen Periode fast ganz in den Schatten verdrängt war und erst — von einzelnen früheren Wiederbelebungsversuchen abgesehen — durch die Jugendbewegung kurz vor und nach dem ersten Weltkrieg neu entdeckt wurde. Ihre Chöre, meist geistlichen oder volkstümlichen Charakters, bilden zusammen mit den Chorälen und Choralmotetten von J. S. Bach den Grundstock jedes ambitionierten Chorprogramms in der Gegenwart. Man mag manches an der zeitgenössischen
Das Orchester des Bayrischen Rundfunks unter Eugen Jochum, seinem ständigen Dirigenten, war das erste deutsche Ensemble nach 1945, das in Wien konzertierte. Zunächst da« Äußere: ein „junges“ Orchester, in dem durchaus die mittleren Jahrgänge vorherrschen und das auch einige weibliche Musiker (Streicher) umfaßt. Der Klangcharakter: etwas hellere, aber kaum schärfere Bläser, insbesondere Trompetern sehr bewegliche, fast schon französisch klingende Holzbläser; exakt spielende Streicher, deren Klangfarbe der vorklassischen Musik und manchem zeitgenössischen Werk besonders
Die drei konzertveranstaltenden Gesellschaften: Musikfreunde. Konzerthausgesellschaft und Wiener Philharmoniker haben ihre Programme für die Saison 1951/52 bekanntgegeben, und es ist aus den Prospekten zu sehen, daß nicht nur zusammengestellt, sondern auch geplant wurde, und daß man da und dort auch Gewissenserforschungen angestellt hat.Erfreulicherweise hat man sich nicht damit begnügt, Standardkonzerte mit Standardwerken aneinanderzureihen, sondern gliedert das Gesamtprogramm in große Zyklen, deren organischer Aufbau, was die Kammermusik betrifft, ausgezeichnet verwirklicht i6t, wahrend
Das letzte Drama Jean Paul Sartres, „Le Diable et le Bon Dieu“, ist eigentlich ein Thesenstück, das den Nachweis führen will: Gott ist tot, es gibt keinen Gott. Die Lebhaftigkeit der Diskussion, die das neue Werk ausgelöst hat, erinnert an die Literaturkämpfe der Klassizisten und Romantiker vor 120 Jahren, als es bei der Premiere von Victor Hugos „Hernani“ im Theätre Franjais eine regelrechte Saal-«chlacht gab. Die Bedeutung des neuen existentialistischen Stückes liegt nicht — das wird von ganz verschiedenen Literaturkritikern bezeugt — in seinem künstlerischen Wert,
Inmitten der Großstadt, Ecke Triester Straße und Gürtel, vor der fremdartigen Fassade der evangelischen Kirche, spielt Gottfried Treuberg mit seiner Truppe — zugunsten des Kirchbaufonds — das alte Spiel vom Sterben des reichen Mannes in der Fassung Hofmannsthals. Auch hier tönt, wie in Salzburg, die Orgel aus der Kirche und ruft die Glocke und rufen die Stimmen nach Jedermann. Aber es ist kein prunkvoll-festlicher Rahmen und keine weihevolle Stille um diese Aufführung. Ein paar grüne Büsche und die Grabkreuze des Friedhofs bilden das Dekor, Straßenbahnen kreischen* Autos hupen und
In bescheidenstem Rahmen gab es neulich eine europäische Erstaufführung — wenn wir der Ankündigung auf dem Programmzettel trauen dürfen: das Carriage House Theatre spielte auf einer Behelfsbühne im Clam Gallas Service Club Vlenna das Musical Drama .Down in the Valley“ von Kurt W e i 11. Das Milieu und da6 ganze Drum und Dran der Aufführung, die Ausführenden — amerikanische Soldaten und einige Mädchen mit Namen aus aller Herren Länder —, waren ganz im Stil und Geschmack des Komponisten. Die berühmten Brecht-Weiil-schen illusionsstörenden Verfremdungseffekte* wurden in reichem
Im Rahmen der Wiener Festwochen folgten einige Konzerte mit Werken zeitgenössischer österreichischer Komponisten verschiedener Richtungen so knapp aufeinander, daß sich Vergleiche und Erwägungen allgemeiner Natur geradezu aufdrängen. Daß hiebei die in unserem letzten Musikbericht („Die Furche“ Nr. 25 vom 16. Juni 1951) genannten Kompositionen, die von der „österreichischen Gesellschaft für zeitgenössische Musik“ aufgeführt wurden, im großen und ganzen nicht gut abschneiden, ist keineswegs der Bevorzugung der „fortschrittlichen“ Richtung vor der .konservativen“
Ausstellungen der Stadtbibliothek. — Aufführungen österreichischer KomponistenDer Musikenrhusiasmus, die kritische Aufnahmebereitschaft der Wiener stammen nicht von heute. Sie waren früher noch stärker ausgeprägt, al6 Wien anderen Städten als Heimat berühmter Komponisten und als Konzertstadt weit überlegen war. Ununterbrochen floß hier der musikalische Strom. Sein repräsentativstes Stück spiegelt die von der Wiener Stadt-bibliothek veranstaltete Ausstellung „Konzertstadt Wien“ im Rahmen des Brahms-Saalesj zu der auch die Nationalbibliothek, die Gesellschaft der Musikfreunde
Der kapriziöse Wettstreit zwischen Wort und Ton, um den es in diesem letzten Bühnenwerk von Strauß geht, bleibt am Ende unentschieden. Aber das Herz der umworbenen jungen Gräfin neigt sich im Laufe des verschlungenen Spieles immer mehr dem Musiker Flamand zu, der 6ich des Liebe6sonetts seines Freundes und Rivalen, des Dichters Olivier ziemlich gewaltsam bemächtigt, indem er es vertont. Wer ist nun der wirkliche Autor des Liebesliedes, der Dichter oder der Komponist? Das ist hier die Frage. — Strauß hat sie für eich in einer ganzen Reihe von Opern zugunsten der Musik entschieden. Nicht
Man zögert, Wilhelm Furtwängler in Wien als „Gastdirigenten“ zu bezeichnen. Wenn er mit den Philharmonikern Beethoven interpretiert, dann scheint er hier mehr zu Hause zu sein als anderswo in der Welt. Die Aufführung der Fünften, mit der die Philharmoniker ihr diesjährige Abonnementsreihs abschlössen, hätte es verdient, auf Tonband festgehalten zu werden: als Musterbeispiel geniale: Interpretationskunst und technischer Vollkommenheit. Diese Aufführung stand unter einem besonders glücklichen Stern. Den ersten Teil des Programms bildete die „Sca-pino-Ouvertüre“ von William
Nach dem .Troubadour“ im Theater an der Wien nun LortzingS. .Wildschütz“ in der Volksoper: man will anscheinend auf unseren Opernbühnen demonstrieren, daß es keinen noch so unsinnigen' Text gibt, über den nicht die Macht der Musik triumphiert. Schlagen wir einen Opernführer auf, um die unwahrscheinlichen Voraussetzungen' kennenzulernen, auf denen Kotzebues Lustspiel „Der Rehbock“ (eines von den 200 des unheimlich fruchtbaren Stückeschreibers) beruht: Der Graf von Eberbach hat eine jüngere Schwester, die er seit seiner Kindheit nicht gesehen hat, die verwitwete Baronin Fieimann.
Man muß sdion das Verdi-Jahr und den gernberufenen „Publikumsgeschmack“ ins Treffen führen, um eine Neuinszenierung des .Troubadours“ im Theater an der Wien zu rechtfertigen. Die zündenden, unwiderstehlichen Melodien dieser Oper sind ebenso bekannt, wie das unzulängliche Textbuch, vor dem selbst ein so intrigenkundiger Fachmann wie Leo Slezak (in seinem humoristischen „Opernführer“) kapitulierte. Auch war ä interessant und lehrreich zu beobachten, wie das festlich gestimmte Publikum auf das zwiespältige Werk reagierte: Parkett und Logen verhielten sich etwas reserviert,
Die Wiener Philharmoniker unter Clemens Krauß mit Werken von Richard Strauß — das reimt sich in jeder Hinsicht und ergibt einen vollkommenen Einklang. Das ursprüngliche Gefühl für die Sinnlichkeit des Klanges, das Weltläufig-Elegante, die verbindlidninver-bindliche Geste des großen Herrn: sie sind dem Komponisten und dem Dirigenten gemeinsam und schaffen eine Art prästabilierter Harmonie von Werk und Wiedergabe. So greift Krauß, der sich in den letzten Jahren aus der Kampflinie der Avantgarde, in der er einmal stand, zurückgezogen hat, immer wieder und mit sichtlicher Freude nach
Der von Herbert von Karajan geleitete Zyklus der Gesellschaft der Musikfreunde wurde durch die Aufführung der Hohen Messe in h-moll von Bach abgeschlossen. Chor und Orchester (Singverein und Symphoniker) waren die gleichen wie bei der denkwürdigen Aufführung im Rahmen des Bach-Festes („Die Osterreichische Furche“, Nr. 26 vom 24. Juni 1950). Die Soli waren, mit Ausnahme von Elisabeth Schwarzkopf, umbesetzt: Elisabeth Höngen, Anton Dermota und Mario Petri von der Scala. Was seinerzeit über die Leistung, insbesondere des Chors, an dieser Stelle gesagt wurde, gilt uneingeschränkt auch
Uber sein „Bühnenwerk mit Musik: ,Karl V.“, das — hochaktuell und gegen die Zeit, gleichsam im Wettlauf mit der unheilvollen welthistorischen Entwicklung — 1931 bis 1933 geschaffen wurde, schrieb Ernst Krenek: „Es kam mir nicht auf die Darstellung pittoresker historischer Details oder die Zusammenstellung eines archivalischen Bilderbogens oder einen sentimentalen anekdotischen Ausschnitt aus der Geschichte an, sondern auf die anschauliche geistige Durchdringung eines Abschnitts der europäischen Vergangenheit, dessen treibende Prinzipien ungebrochen in die lebendigste Gegenwart
Den Stilwandel des musikalischen Theaters seit der Jahrhundertwende konnte man an drei Werken studieren, die Höhepunkte dieser ersten Musikfestwoche markierten — oder doch hätten werden können. Bela Bartoks einzige, bereits 1911 beendete einaktige Oper .Herzogs Blaubarts Burg“ auf einen Text des bekannten Filmschriftstellers Bela Baläsz ist — vor allem ihrem Sujet und dessen Gestaltung nach — noch ganz im Bann des symbolistischen Theaters, etwa im Stile Maurice Maeterlincks. Bartoks Musik wurde an dieser Stelle anläßlich der Grazer Premiere des Werkes ausführlich gewürdigt. Die
Wieder wehen die Fahnen von zehn-Nationen vom Wiener Konzerthaus: zum Zeichen, daß für zwei Wochen das Tor zur Musik der Welt geöffnet ist. Hatte man bei den ersten drei Musikfesten das Schaffen einzelner Komponisten (wie Honegger und Hinde-mith) oder nationaler Gruppen (etwa der t Franzosen, Engländer, Italiener, Ungarn) in den Mittelpunkt gestellt, so geht es in diesem Jahr darum, eine Ubersicht zu geben über alle Stile und Richtungen, wichtige — wenn auch bereits als „klassisch“ zu bezeichnende — Werke der Moderne, die stilbildend gewirkt haben, zu präsentieren, vor allem aber
Im Sommer 1918 verließ Sergei Prokofieff Petersburg, durchquerte das Land zwischen Weiß und Rot und landete Anfang Juni in Japan. Während des zweimonatigen Aufenthalts wurden dort — Im Kaiserlichen Theater von Tokio und in Yokohama —drei Konzerte veranstaltet, dann reiste er weiter: über Honolulu und San Franzisko nach New York, wo er seine ersten Konzerte gab. Erfolg und Berichterstattung waren sensationell. — Während dieser vier unruhigen Reisemonate konzipierte Prokofieff den Plan und die meisten Themen seiner neuen Oper „Die Liebe zu den drei Orangen“. Im Jänner 1919 hat er
Hinter diesem Ensemble von 40 Tänzern : die in ihren Originaltrachten aus allen Teilen Jugoslawiens und mit eigenen Volksmusikinstrumenten auf ein Gastspiel nach Wien gekommen waren, steht eine mächtige Volkstanzbewegung mit rund 2000 Gruppen und 50.000 Laientänzern. Von diesen werden in alljährlichen nationalen Wettkämpfen, die besten ausgewählt, zu Eliteensembles zusammengeschlossen und von tüchtigen Choreographen ausgebildet. Diese Tanzgruppen hatten auf Tourneen durch die Schweiz, Frankreich und Belgien die lebhaftesten Erfolge und eine von ihnen; die mazedonische, errang im
In vielen Zungen wurde schon das Te De um gesungen: von Orlando di Lasso und Verdi, Purcell und Händel, Lully und Berlioz, Haydn und Bruckner. Zoltän Ko-d ä 1 y stimmt es auf ungarisch an, mit schmetternden Trompeten, donnernden Pauken und tremolierenden Geigen ... Volkmar Andreae leitete eine Aufführung des wirkungsvollen Werkes, das 1936 in der Krönungskirche zu Budapest uraufgeführt wurde. Der Singverein und die Symphoniker waren die Ausführenden. Die vier Solostimmen traten wenig hervor. Der Eindruck war nur klanglich überwältigend, der Nachhall gering. Dagegen wird die
Keine schwungvolle Ouvertüre mit heldischen Fanfaren und überschwenglicher Liebes-kantilene. Wenn der Vorhang sich öffnet, hört man — nach einem kurzen szenischen Vorspiel auf rasch sich drehender Bühne mit peitschenden Schüssen, die einem Fliehenden gelten — von einer abgespielten Schallplatte eine Stimme den sentimentalen Schlager 6ingen: „Tu reviendras et voudras m'enfermer dans tes bras“. Kein Prunk von weiten Hallen und Gemächern, auch nicht die Romantik des Bohemestübdiens, wo das „lustige Künstlervölkchen* haust. Wir befinden uns in einer kleinen ärmlichen Wohnung
Im Studio für neue Musik erläuterte und spielte H. U. Staeps, einer der besten Kenner des Hindemithschen Werkes in Wien, den „Ludus Tonali6“. Im Opus Hindemiths nimmt dieser Zyklus von 12 Fugen und 11 Interludien mit Vor- und Nachspiel eine ähnliche Stellung ein wie das „Wohltemperierte Klavier“ im Schaffen J. S. Bachs, Die einzelnen Stücke sind nach der .Reihe 1“, wie sie Hindemith in seiner .Unterweisung im Tonsatz“ aufgestellt hat, angeordnet. Strenge und kunstvolle dreistimmige (im Sinne Hindemiths .tonale“) Fugen wechseln mit spielfreudiqen, farbigen Genrestücken, die
Die Aufführung des 100. Psalms von Max Reger durch Günther Ramin, den Schüler des Reger-Freundes Karl Straube (von dem übrigens die Anregung zu dem Werk stammt), hatte fast die Bedeutung einer Premiere. Denn seit 1916 war Regers Opus 106 nicht mehr in Wien aufgeführt worden. Daß •ich seit Franz Schalk 35 Jahre lang niemand mehr für das Werk einsetzte, hat seine guten Gründe nicht nur in der außerordentlichen Schwierigkeit des Chorsatzes, sondern auch in der gemischten Wirkung, im nicht ganz befriedigenden Gesamteindruck, welchen diese Komposition des Großmeisters der Kontrapunktik
Im letzten Konzert der .Internationalen Gesellschaft für Neue Musik“ wurden Kammermusikwerke von Werner Egk, Ernst Krenek, S. C. Eckhardt-Gramatte und Franz Hasenöhrl ur- oder erstaufgeführt, und es ist nicht nur die Höflichkeit den abwesenden Gästen gegenüber, wenn wir mit der Besprechung der ereteren beiden beginnen. — La Tenta-tionde Saint-Antoine“ von Werner Egk „d'apres de6 airs et des vers du dix-hudtiteie sie-cle, mis pour Alto et Quatuor ä cordes“ — wie der Untertitel lautet —, ist eine Folge von 13 kurzen, kontrastreichen Genrestücken auf eine lose Folge vom
Bei der traditionellen Aufführung der IX. Symphonie von Beethoven im Nicolai-Konzert der Philharmoniker unter Wilhelm Furtwängler wirkte diesmal die Wiener Singakademie mit, die sich ihrer schwierigen Partie durchaus gewachsen zeigte. Irmgard Seefried, Rosette Anday, Julius Patzak und Otto Edelmann bildeten das Solistenquartett. Gegenüber dem Vorjahr war Furtwängler in Tempo und Dynamik etwas zurückhaltender, auch die Ekstase des Schlusses sprengte nicht die Sphäre des Klassisch-Schönen. Der berühmte philharmonische Klang kommt dadurch zur Entfaltung, daß jeder einzelne Spieler, vor
Die Wiener Symphoniker feierten ihr fünfzigjähriges Jubiläum. Die Geschichte dieses Orchesters wurde in einer Festschrift dargestellt, seine Verdienste im Musikleben Wiens in einem Festakt und durch die Tagespresse ausführlich gewürdigt. An dieser Stelle wollen wir besonders hervorheben, was die Wiener Symphoniker in der Gegenwart, insbesondere seit 1945, in unermüdlicher Arbeit leisten. Sie sind die Hauptträger unseres Konzertlebens im Rahmen der beiden großen konzertveranstaltenden Gesellschaften und der Ravag, sie waren die Ausführenden der drei repräsentativen Internationalen
Auch während der letzten Wochen im alten Jahr konnte man — gleichsam als Fazit und Bestätigung früherer Beobachtungen — feststellen, daß die interessantesten Programme in bescheidenem Rahmen oder von Laienensembles exekutiert werden, während sich Stars und Standardorchester an die altbewährten Standardwerke halten. So geschah es auch im 4. Abonnementkonzert der Philharmoniker unter Clemens Krauß. Schuberts jugendfrische, mit 18 Jahren komponierte 3. Symphonie, die Naturmagie der „Fontane di Roma“ von Respighi und das , stürmische Familienidyll der „Domestica“ von Richard
Erscheint Verdis grandiose Totenmesse durch opernhafte Elemente und stark äußerliche Effekte als Kirchenmusik problematisch, so verstand Herbert v. Kara-jan, unermüdlicher Interpret des Werkes, dessen geistige Problematik mit solcher Wucht in den Vordergrund zu stellen, daß vielleicht zum ersten Male eine schlechthin völlige Synthese beider Komponenten erreicht wurde, was dokumentarisch in der ergriffenen Stille zum Ausdruck kam, die dem verhauchenden Schlußakkord folgte. Die technische und musikalische Leistung war bis ins Kleinste durchgearbeitet, Chor und Orchester „sangen“ mit
Die Neuinszenierung der „AI d a“ vor drei Jahren durch Lothar Wallerstein war eine der ersten Aufführungen, mit denen Pracht und Glanz, wie wir sie von der Bühne des alten Opernhauses am Ring gewohnt waren, auch in das, Behelfs-Theater an der Wien einzogen. Die,'festlichen und stilvollen Bühnenbilder labert Kautskys bildeten auch jetzt wieder läen Rahmen für die letzte Umbesetzung'der Titelpartie. C h r i s 11 G o 11 z, die mit der Zdenka in Strauß-Hofmansthals Arabella ihre 100. Partie studiert hat, die von der internationalen Presse bestens gewürdigte Trägerin der Titelrolle bei
Wer die Vortragsfolgen der Wiener Orchesterkonzerte während der letzten Wochen anschaut, muß den Eindruck haben, daß die symphonische Dichtung und das Tongemälde eine neue Blütezeit erleben. Diese begann vor 120 Jahren, als im Pariser Figaro“ ein ausführlicher Kommentar der von 170 Mann zu exekutierenden .Symphonie Phantastique“ von Hector B e r 1 i o z erschien. Die Aufführung dieses kühnen und neuartigen Werkes gestaltete sich — damals — zu einer Sensation. Heute ist sie es nicht mehr, und wenn ein solches Werk heute geschrieben würde, so wäre der Interpret wahrscheinlich
Man sage nicht, daß jeder Opernspielplan diskutabel sei und daß es immer Unzufriedene geben wird. Ein Vergleich mit dem Repertoire musterhaft geführter Opernhäuser öder mit früheren Spielplänen der Wiener Staatsoper wird auch den Skeptiker überzeugen. Doch wir wollen weder die Vergangenheit der Ära Mahjer-Weingartner-Schalk und Strauß beschwören, noch -in die Feme schweifen. Es sei auch. darauf verzichtet, „zu Unrecht vergessene Werke“ des 18. und 19, Jahrhunderts für Wiederbelebungsversuche zu empfehlen. Denn vieles, was beim milden Schein der Studierlampe wie ein Meisterwerk
Die bukolische Tragödie „Daphne“ beginnt mit dem Fest der blühenden Rebe, mit Preis und Anrufung des Dionysos — und endet mit einer Naturverwandlungsszene im Zeichen Apolls. Dazwischen stehen zwei echt .kleistische“ Episoden, „dunkel und geheimnisvoll“: wie Apoll, vom Pfeil der Schönheit getroffen, Daphne in seinen strahlendblauen Mantel hüllt, und wie der vermessene menschliche Nebenbuhler des Gottes, der Hirt Leukippos, von Apoll den tödlichen Pfeil empfängt ... Mythologische Oper mit psychologischem Tiefengrund, eine Antike, die es „nie und nirgends“ gegeben hat,
Wie ein Begrüßungstusch für das von seiner Skandinavien- und Deutschland-Tournee heimgekehrten Orchester klang Dvofaks Car-neval-Ouvertüre, ein fröhlich lärmendes, effektvolles Virtuosenstück, mit dem Fritz Busch das 2. Abonnementkonzert eröffnete. — Regers Mozart-Variationen und die I. Symphonie von Robert Schumann gehören zu jenen Werken, die dem Herzen des Dirigenten besonders nahe sind und in deren Wiedergabe sich seine Persönlichkeit ungebrochen spiegelte. Musik ist für Fritz Busch immer eine gesunde, erfreuliche und klare Sache. Sie kann wohl dramatisch-bewegt oder
Unter diesen Titel hätte man auch den Bericht der vergangenen Woche über die Premieren der Staatsoper stellen können, die in der vergangenen Saison „Martha“ statt „Mathis“ und in der gegenwärtigen die „Kathrin“ statt der „Klugen“ auf den Spielplan gesetzt hat. In den Konzertsälen, wo man dem Neuen nicht mehr in so weitem Bogen ausweisen kann, werden kunstvolle Haken geschlagen, indem man ab und zu zeitgenössische Werke spielt, die freilich eher au der Nachhut als von Vertretern der Avantgarde zu tammen scheinen. Diese Förderung des Mittelmaßes und desEpigonentums dient
Daß sich Tschaikowskys Oper .Eugen Onegin“ seit bald 60 Jahren auf dem Repertoire hält, spricht nicht nur für die Qualität ihrer Musik, sondern auch für die Bereitwilligkeit des Publikums, über allen Wechsel der Zeit hinweg an den tragisch-leidenschaftlichen Episoden einer Handlung teilzunehmen, auch wenn diese des eigentlichen dramatischen Höhepunktes entbehrt. Die episch-lyrische Anlage dieser sieben Bilder beruht auf den letztlich undramatischen Charakteren der vier Hauptpersonen, insbesondere des Titelhelden. Die Musik Tschaikowskys mit ihrer Mischung von elegischem Romanzenton,
An die 180. Wiederkehr des Geburtsjahres von Beethoven und an die 150. des Tages, da bei einem ersten, großen Konzert im Burgtheater des Meisters 1. Symphonie aufgeführt wurde, erinnert eine Feierstunde und eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel „Beethoven in Heiligenstadt, wo — wie es in der schönen, altertümelnden Sprache der Anzeige heißt, „durch die Nachbarschaft vieler Beethoven-Gedenkstätten die Weihe des Ortes und durch das historische Verdienst,Herberge des ersten Beethoven-Museums in Wien gewesen zu sein, eine hohe Tradition als Würde und Auftrag empfunden wird“. Im
Vor etwa einem halben Jahr wurde durch den Generalsekretär der Haydn-Society in der „österreichischen Furche“ (vgl. „Die Warte“, 1950, 7. Folge) die Entdeckung eines verlorengeglaubten Violinkonzerts von Joseph Haydn angezeigt. Es handelt sich um eines jener vier für den Geigenvirtuosen Tomasini in Esterhaz geschriebenen Konzerte mit Begleitung von zwei Oboen, zwei Hörnern, Streichorchester und Continuo. In einem der beiden von Haydn selbst angefertigten Kataloge seiner Werke ist auch das neuaufgefundene Konzert invA-dur verzeichnet; übrigens war bereits den Haydn-Forschern E. F.
Von Kamienski am Ende des 18. Jahrhunderts bis herauf zu dem 1937 verstorbenen genialen Szymanowski reicht die national-polnische Operntradition. Als ihr klassischer Repräsen tant wird von den Polen Moniuszko (1819 bis 1872) angesehen, dessen Ouvertüre zu „Halka“ ein von der Österreichisch-Polnischen Gesellschaft veranstaltetes Orchesterkonzert eröffnete,. Die Attraktion dieses ersten Abends der neuen Spielzelt war die noch nicht dreißigjährige Chopin-Preisträgerin des Jahres 1949: H a 1 i na Czerny-Stefanka. Sie spielte, von den Symphonikern unter Rudolf Moralt begleitet, das
Die Aufführung der Hohen Messe in h-moll von Bach in Baden bei Wien lenkt unsere Aufmerksamkeit wieder einmal auf die kulturbewußte und rührige Landesgruppe Nieder-österreidi der Arbeitsgemeinschaft der Musikerzieher. — Zwar mußten gerade für diese Aufführung auswärtige Solisten und Ensembles gewonnen werden, doch bleibt das Vorhaben als solches erfreulich, da das anspruchsvolle Monumentalwerk — innerhalb Österreichs — außer in Wien nur noch in Salzburg dargeboten wurde. Diese bemerkenswerte Aufführung war Höhepunkt einer Veranstaltungsreihe von zehn Konzerten der Abteilungen
Neben der Haupt- und Staatsaktion „Boris Godunow“ steht im Gesamtwerk Mus-sorgskys — einem Lustspiel Shakespeares neben den Königsdramen vergleichbar — die komische Oper in zwei Akten „Der Jahrmarkt von Sorotschlntzi“. Die Handlung folgt einer Novelle Gogols, der, 30 Jahre älter alsMussorgsky, seinem Heimatdorf Sorotschlntzi ein liebevolles Denkmal setzte. Milieu und Sujet der Mussorgsky-Oper fordern zum Vergleich mit der „Verkauften Braut“ heraus. Uber die geniale Begabung und die in fast jedem Takt spürbare Originalität Mussorgskys ist kein Wort zu verlieren; doch wird
Der gemeinsame Nenner der Orchesterkonzerte waren die sechs „Brandenburg i-schen“. Ihre unterschiedliche Interpretation zeigte nicht nur Vor- und Nachteile verschiedener Besetzungen, sondern gestattet auch gewisse Schlüsse auf den Gesamtstil einzelner Dirigenten und Interpreten. Yehudi Menuhin leitete vom Pult aus das suitenartige 1. Konzert in F-dur. Hier wie in dem folgenden Violinkonzert in E-dur war der große Geiger durch die jhm anvertraute Gesamtleitung etwas gehemmt. Ganz frei spielte er erst im Tripelkonzert gemeinsam mit J. Niedermeyer und L. Kentner, der seinen Part leider
Nicht ohne Stolz, aber ohne Übertreibung konnte der Präsident der Gesellschaft der Musikfreunde in seiner Begrüßungsansprache beim Festakt feststellen, daß es ein solches Bach-Fest — weder der Zahl der Aufführungen noch der Qualität der Ausführenden nach— noch nie gegeben habe, noch wohl sobald wieder geben werde. Der repräsentative Charakter der Veranstaltung wurde auch dadurch unterstrichen, daß der Herr Bundespräsident die Eröffnungsansprache hielt. — Mancher ernste Muikfreund mag diesem ungewöhnlichen Aufwand von zehn Chören mit einem Dutzend Dirigenten,
überblicken wir den Spielplan der Staatsoper seit 1945, so finden wir — wenn man von Brittens Bearbeitung der „Bettleroper“ absieht — nur ein wirklich neues Opernwerk auf dem Spielplan: Einems „Dantons Tod“. Nun tritt mit der szenischen Aufführung des Oratoriums „Jeanne d'Arc auf dem Scheiterhaufen“ von Claudel und Honegger, kurz vor Ende der Spielzeit, noch ein zweites Werk hinzu. — Es wäre undankbar, wollte man bei dieser Gelegenheit nicht der konzertanten Aufführung im Konzerthaus beim I. Internationalen Musikfest gedenken, durch welche dem Oratorium wohl erst der Weg
Mit einer Aufführung der Neunten von Beethoven wurde der Zyklus r'er Gesellschaft der Musikfreunde .Die große Symphonie“ abgeschlossen: ein sinnvoller Abschluß und eine Aufführung von Format. Hans Knappertsbusch dirigierte die Symphoniker und den Singverein; Seefried-Höngen-Patzak-Edelmann bildeten das Solistenquartett. Aber gerade bei der Neunten genügt es nicht, mit einem erstklassigen Ensemble die Partitur zu reproduzieren und die Formen dieses Werkes gleichsam tönend zu bewegen. Jene großen Spannungen, von denen die beiden ersten Teile erfüllt sind, fehlten, und auch der für
Unter den Orchesterleitern, die während der letzten Wodien an das Pult des Musikvereins traten, war P a u 1 K1 e c k i der interessanteste und erfolgreichste. Der etwa 50jährige Pole fand in der Schweiz eine neue Heimat und wirkt seit 1945, ohne Bindung an ein bestimmtes Cvchester, als Konzertdirigent, hauptsächlich in Westeuropa. Bei dem Programm, welches Klecki in Wien absolvierte (Mahlers Erste und Beethovens Achte im Zyklus „Die große Symphonie“) zeigten sich die Qualitäten des Gastes in hellem Licht, ohne daß auf Grund dieser beiden Werke ein abschließendes Urteil möglich
In schwerster Zeit, vor zehn Jahren während der deutschen Besetzung, faßte in Belgien ein Mann den Plan, die Jugend zur Musik zu führen, um sie vor schlimmen Abwegen zu bewähren. Obwohl bereits in der Gründungs-saisön über 2000 Jugendliche gewonnen wurden und in jedem folgenden Jahr rund 1000 neue hinzutraten, erhielt die Organisation erst durch den Beitritt Frankreichs und die Gründung der „Föderation Internationale des Jeunesses Musicales“ Weltbedeutung. Heute gehören der Organisation rund 250.000 Jugendliche aus zehn Staaten an. — Ihre Ziele erreichen die „Jeunesses
Im Verlaufe dieses Bach-Jahres, da nicht nur Ehrfürchtige und Begeisterte dem Werk des Thomaskantors dienen, sondern da auch der geschäftige Kunstbetrieb sich einzuschalten beginnt, da ein Bach-Fest vorbereitet wird, bei dem alles aufgeboten werden soll, was gut und teuer ist und dessen einzelne Konzerte über zahlreiche Radiostationen bis an den Atlantik ausgestrahlt werden; in einer solchen Zeit war es notwendig und zu begrüßen, daß mit allem Nachdruck auf die G r u n d 1 a g e n der Kunst dieses bescheidensten Meisters der Musik hingewiesen wurde. Das geschah in einer Bach-Feier der
Das Gastspiel der „Ballets de l'Opera de Paris“ war — nach den „Sadler-Wells“ und der Gruppe von Rcland Petit — das dritte, welches wir während der letzten Jahre in Wien sehen konnten. Einer der drei Choreographen des ehemaligen .Ballet Russe“, das durch Diaghilew begründet worden war und Weltruf erlangte, ist Serge L i f a r. Heute arbeitet Lifar mit dem Opernballett und ist bestrebt, hier die Tradition Diaghilews weiterzuführen. In den vier Balletten, deren Choreographie er schuf, wird der Versuch gemacht, die virtuos-technische Form des klassischen russischen Balletts mit
Bei jedem neuen Anhören des Schmidt-Oratoriums „Das Buch mit sieben Siegeln“ vertiefen sich die positiven und negativen Eindrücke. Das Werk hat sich im Wiener Musikleben einen festen Platz erobert. Außerhalb der Grenzen Österreichs wurde es nur ein einziges Mal (1938 durch die Berliner Singakademie unter Georg Schumann) dargeboten. Die Größe des Aufführungsapparats und die ungewöhnlichen Anforderungen, welche das Werk an die Ausführenden stellt, genügen nicht für die Erklärung dieses Tatbestandes. Die Problematik liegt — ähnlich wie bei Schmidts „philharmonischen“
Die Neuinszenierung der „Banditen“ von Offenbach in der Volksoper hat fast die Bedeutung einer österreichischen Erstaufführung, denn das Werk stand — ein knappes halbes Jahr nach der Pariser Premiere — nur 1870 auf dem Spielplan des Theaters an der Wien. Daß es so lange in den Archiven geruht, ist verständlich, denn es erweist sich nicht gerade als starker Offenbach. Zwar ist der von Gustav Gründgens bearbeitete und von F. Gribitz für die Volksoper eingerichtete Text nicht wesentlich naiver als der vieler anderer Operetten. Aber die Musik ist weniger zügig, vor allem die