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Wagner und Wolf

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In diesem Monat gedenken wir des 70. Todestages von Richard Wagner und des 50. von Hugo Wolf. Lehrer und Meister — so sah Wolf das Verhältnis! — stehen heute als Künstler von gleichem Rang da. Ihr persönlicher Kontakt zu Lebzeiten beschränkte sich auf eine kurze Begeg-: nung, die Hugo Wolf später im Gespräch so ausschmückte, erweiterte und variierte, daß die Rekonstruktion des Tatbestandes nicht ganz gelingen will. Aber die Pointe scheint authentisch. Während der Vorbereitung der Aufführungen von „Tannhäuser“ und „Lohengrin“ residiert Wagner im Dezember 1875 mit großem Gefolge im Hotel Imperial in Wien. Dem 15jährigen Bewunderer gelingt es endlich mit Hilfe von Cosimas Zofe, den hochverehrten Meister nach der Rückkehr von einem Philharmonischen Konzert im Hotelfoyer abzufangen. Der schlanke, aufgeregt? Bursch streckt eine Notenrolle hin und sagt etwas von Eugen und Sonaten. Wagner macht eine abwehrende Handbewegung: „Aber ich bin ja gar kein Musiker!“ Worauf Wolf repliziert: „Oh, Meister sind zu bescheiden!“

Aber jener war doch ein Musiker, und was für ein großartiger Melodiker, einer der größten Belkanto-Komponisten! So empfinden wir ihn heute. Und was für wirkungsvolle runde „Nummern“ ! Doch gerade darauf legte Wagner gar keinen Wert. Sein Stolz und Ehrgeiz waren seine Texte und ihre leitmotivische Kommentierung durch das Orchester. Darüber aber sind wir heute hinwegzuhören geneigt und halten uns lieber an das Reinmusikali' sehe, das Substanzielle, Melodiöse und Klangprächtige seiner Partituren. Wie reich ist an all dem die „Götterdämmerung“. — Wilhelm Furtwängler leitete im Theater an der Wien die konzertante Aufführung des Vorspiels und großer Teile des 3. Akts. Ludwig Sut-haus sang den Siegfried, Anny Konetzni die Brünhilde; die Partien von Gunther und Hagen (Josef Metternich und Gottlob Frick) wurden leider sehr reduziert. Auch für die drei Nornen und die Rheintöchter waren beste Kräfte aufgeboten. „Rheinfahrt“ und Trauermusik, diese Schopenhauersche Untergangsapotheose, hat man selten so schön und echt gehört...

Im Zeichen Hugo Wolfs sollen die heurigen Wiener Festwochen stehen, Rot-Weiß-Rot kündet einen umfassenden Zyklus an, und schon zeigen die Konzertprogramme immer häufiger den großen Namen. Fischer-Dieskau machte den Anfang, die Mozart-Gemeinde folgte mit einem Liederabend, an dem Julius Patzak, Hans Braun, Dagmar Hermann und Ilse Hollweg sangen, und die Wiener K o n z e r t h a u s g e s e 11 s c h a f t widmete Hugo Wolf den ersten Teil eines Orchesterkonzerts unter Fritz Zaun mit einem von Rudolf Nilius für Streichorchester bearbeiteten Satz aus dem d-moIl-Quartett des 19jährigen und dem von der Singakademie virtuos gesungenen „Feuerreiter“. — Die gutstudierte und wohldisponierte Aufführung der VII. Symphonie von Anton Bruckner (Wiener Symphoniker) war dem Gedenken an Ferdinand Löwe gewidmet.

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