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Attraktionen

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Innerhalb einer Woche finden während der Hauptsaison in Wiener Konzertsälen zehn bis zwölf Veranstaltungen statt. Was „zieht" noch bei diesem Überangebot an Musik?

Wenn Serghiu Celibidache „Les Préludes“ von Li6zt mit der „Drommete Sturmsignal“ an die Spitze seines Programms stellt und mit der Ersten von Brahm6 schließt, 60 ist bereits ein guter Besuch des Konzerts gesichert. Spielt dann noch Robert Casade- s u s, der Meisterinterpret französischer Impressionisten, Ravels Klavierkonzert für die linke Hand, dann kommt auch der verwöhnteste Musikfreund auf seine Rechnung. Dies Concerto in D, gleichzeitig mit dem mehr brillianten für zwei Händen entstanden — düster, wie der erste Satz einer Tragischen Symphonie- beginnend und in eine rhythmische Orgie mündend —, gehört zu den Meisterwerken Ravel6 und sollte öfter zu hören 6ein.

Im zweiten Konzert des Zyklus „Die große

Symphonie" dirigierte Alceo Galiera eine sehr saubere, klanglich fein ausgewogene Aufführung der Haydn-Variationen von

Brahms und Mozarts Es-dur-Symphonie. Der Clou des Abends aber war der in den USA lebende russische Pianist SJiura Cher- k a s s k y, der — von den Wiener Symphonikern begleitet — das reißerische Klavierkonzert von Tschaikowsky 60 „ursprünglich", leidenschaftlich und virtuos spielte, wie man es wohl selten hört. — Zum Schluß zeigte uns Galiera einen de F a 11 a mit harten, klaren, echt spanischen Farben („Der Dreispitz“), den man bei uns meist in französischer Manier à la Debussy interpretiert.

Für da6 interessante, klug komponierte und gut ausgeführte Programm des Collegium Muiicum unter der Leitung von Kurt R a p f hätte man ein größeres Intere66e erwartet und gewünscht. Bachs Cembalokonzert in E, Arien aus Glucks „Iphigenie“ und „Orpheus“ (von Ilse Katschinka mit guter Technik und reizvoll timbriertem Sopran gesungen), Casellas „Concerto“ aus dem Jahre 1924, und zum Schluß das kecke, mit nicht immer wählerischen Groteskeffekten ausgestattete Klavierkonzert von Schostakowitsch (Solis: Hermann

Schwertmann): man kann sich kaum einen unterhaltsameren und zugleich instruktiveren Abend wünschen. Leider hatten zu dieser Feststellung nur die wenigen Gelegenheit, die dort waren.

Eine Häufung von Attraktionen gab es im 1. Konzert des Kammerorcbesters: Bachs Konzert für zwei Violinen, von Edith Bertschinger und Eva Hitzker sauber und mit schönem Ton ausgeführt; für die Freunde neuer Mu6ik: Theodor Bergers „Rondino gio- coso“ und Honeggers 2. Symphonie für Streichorchester mit Solcftrompete, ein 6ehr ernstes, während der Krieges entstandenes

Meisterwerk. Und dazwischen: Mozarts Klavierkonzert A-dur, von dem neunjährigen, aus Buenos Aires kommenden Daniel Barenboim mit klarer Phrasierung und der Musikalität eine6 wirklichen Wunderkindes gespielt. Michael Gielen, der für den erkrankten Heinrich Hollreiser eingesprungen war, bestand ak Dirigent glänzend diese nicht alltägliche Feuerprobe.

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