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Neue amerikanische Musik

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Edward M a c D o w e 11, 1861 in New York geboren (aber schon 1908 gestorben), zählt in der Neuen Welt schon zu den Altmeistern. Gewiß: Schumann und Grieg haben bei seinem II. Klavierkonzert Pate gestanden, aber MacDowells Lyrismen sind weniger konventionell, seine Konstruktion ist weniger steif als die mancher europäischer Altersgenossen. Zur konservativen Richtung gehört .auch die in Virginia geborene Mary Howe; freilich ist sie schon ein gutes Stück weiter vorgerückt und bedient sich für ihre großangelegten, ins Seelische umgedeuteten Naturgemälde („Sterne. Sand, Fels“) der impressionistischen Tonsprache. — Die I. S y inphonie von Samuel Barber (Jahrgang 1910) hat Charakter und Profil. Das einsätzige Werk läßt die vier traditionellen Symphoniesätze durchschimmern und fesselt vor allem in einem scherzoartigen Teil, dessen pikanter Bläsersatz den Einfluß Strawinskys zeigt. Der „amerikanischeste“ dieser Gruppe ist William Schuman (Jahrgang 1910). Seine „Amerikanische Festouvertüre“ mit effektvoll gesteigerten Bläserfanfaren leitete das von William Strickland dirigierte Konzert der Wiener Symphoniker ein. Marjorie Mitchell spielte mit romantischem Schwung das Klavierkonzert von MacDowell. Der Dirigent erwies sich nicht nur als guter Interpret, sondern auch als umsichtiger Kenner der Literatur seines Heimatlandes. (Ein zweites Konzert amerikanischer Musik mit Werken von Ward. Serly, Cowell und Howe findet am 4. März statt.)

Das dritte öffentliche Konzert des Zyklus „M u s i c a n o v a“ im großen Sendesaal der R a v a g leitete Ernst Märzendorfer aus Salzburg. Boris B 1 a c h e r s „O rchester-Ornamentc“, 1953 im Auftrag des Südwestfunks geschrieben und in Venedig uraufgeführt, sind eine typische Musik-festkomposition: artistisch, interessant — und enorm schwierig. Die „variablen Metren“ kamen bei dem etwas zu breiten Tempo Märzendorfers nicht recht in Fluß. Das an dieser Stelle bereits besprochene Klavierkonzert von Aram Chatscha-t u r i a n wurde von Alexander J e n n e r bravourös und so nobel gespielt, wie es bei diesem etwas reißerischen Solopart überhaupt möglich ist. — Die II. Symphonie von Rudolf Weishappel (Jahrgang 1921) hat drei gutgeformte und klangvoll instrumentierte Sätze, die freilich einigen großen Vorbildern, vor allem Bruckner, allzu stark verpflichtet sind.

Das Wiener Pro-Arte-Orchester unter Meinhard J. Winkler stellte in einem aparten'Programm Symphonie und Konzert älterer Meister solchen der neueren Musik gegenüber und gipfelte in den meisterlichen Interpretationen von Mozarts Klavierkonzert KV 595 mit Gilbert S c h u c h-t e r als Solisten und der I. Symphonie von Dimitri Schostakowitsch. War man im ersten Fall von der lebendigen Einheit in Form und Ausdruck der Wiedergabe durch das vorbildliche Zusammenspiel von Solist und Orchester besonders beeindruckt, gab der junge Dirigent in der Symphonie von Schostakowitsch sein Bestes und wußte aus den oft kantigen Gestaltungen ein rundes Profil herauszuheben. Die Rhapsodie für Klarinette und Streichorchester von Rudolf J e 11 e 1 bot dem Solisten Alfred Prinz dankbare Aufgaben, ohne kompositorisch im eigentlichen Sinne neu zu sein. Als Uraufführung belebte sie nichtsdestoweniger das Programm, das durch die G-dur-Symphonie Josef Haydns (Militärsymphonie, Nif 100) eröffnet wurde. Als „Sänger“ auf ihren Instrumenten erwiesen sich in kleineren Partien Alfred Jilka (Violine) und Gerhard Zatschek (Violoncello).

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