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Die neue Schallplatte Symphonie und Suite
DEUTSCHE GRAMMOPHON
Bevor sie nach Wien kamen, konzertierten die Leningrader Philharmoniker in . Berlin. Dort wurde von der .Deutschen Grammophon“ unter der Leitung von Kurt Sanderling die 2. Symphonie von Rachmaninow aufgenommen. Das elegante, balladenmäßige und ein wenig sentimentale Werk des russischen Puccini hat nur einen Fehler: es ist um etwa eine Viertelstunde zu lang. Das Orchester zeigt alle von seinem Wiener Gastspiel bekannten Qualitäten: Präzision und Kraft, Leidenschaft und außergewöhnliche dynamische Beweglichkeit. Der junge Dirigent hat Temperament und Kultur („Deutsche Grammophon“, 18327 LPM.).
Nun kann. man auch das epochemachende Revo-lutions- und Skandalstück von 1913 (das inzwischen zu einer Paradenummer des modernen Repertoires geworden ist) in den eigenen vier Wänden hören: „L e Sacre du Printemps“ von Strawinsky wird vom Rias-Symphonieorchester unter Ferenc Fricsay so hart, klar und vehement gespielt, daß die Wirkung der einer Konzertaufführung nahekommt. Großer Fleiß, hervorragende Disziplin und eine perfekte Aufnahmetechnik haben 'diese mustergültig Reproduktion ermöglicht („Deutsche Grammophon“, 18189 LPM.).
Die Wiedergabe impressionistischer Orchestetmusik in großer Besetzung auf Schallplatten bereitet fast unüberwindliche Schwierigkeiten. Nach wie vor bleibt die Platte ungeeignet, die Meisterwerke dieser Richtung erstmalig zu vermitteln. Wer dagegen mit den Stücken, ihren Lichtern und Farbnuancen, aus dem Konzertsaal vertraut ist, wird mit Genuß das Fehlend ergänzen und kommt durchaus auf seine Rechnung. Die szenischen Werke de F a 11 a s eignen sich wegen ihrer kräftigen Farben und Akzente noch relativ am besten für die mechanische Wiedergabe. Aus der Suite zu dem Ballett „El Amor B r u j o“ (dessen Solo Diana Eustrati, die aparte Griechin, mit spanisch-rauher Stimme singt) und den Tänzen au dem „Dreispitz“ schlägt dem Hörer heißer Südwind entgegen, der alles Sentimentale ausdörrt und nur noch die harte, heftige Leidenschaft übrigläßt. In .der Originalbesetzung mit en Berliner Philharmonikern unter Fritz Lehmann verliert diese Musik auch den letzten Rest von Salongeschmack und zeigt ihr wirkliches Gesicht, das edel und charaktervoll ist („Deutsche Grammophon“, 19044 LPEM.).
TELEFUNKEN-CAPITOL
Die drei Orchesterstücke aus „Images“, die unter dem Titel „I b e r i a“ zu einer Suite zusammengestellt wurden, gehören nicht zu den glücklichsten Werken D e b u s s y s, zumindest nicht in formaler und technischer Hinsicht. — Dagegen hat Strawinsky die Partitur zu Ravels 2. Suite aus „D a p h n i s und Chloe“ als die glänzendste des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Sie bildet die zweite Seite dieser interessanten Platte, die das Belgische Rundfunkorchester unter Franz Andre virtuos und sauber bespielt („Telefunken“, LSK7015).
' Die Zusammenstellung von Prokofieff 3. Klavierkonzert mit dem 3. Klavierkonzert von B a r t 6 k ist sehr zu loben. Wer für das eine Interesse hat, wird auch an dem anderen Freude haben, und er muß keine „Zuwaage“ mit in Kauf nehmen. Wir hatten Gelegenheit, verschiedene Aufnahmen dieser zwei Meisterwerke der neuen Musik zu vergleichen und möchten der „Capitol“-Platte (P 8253), was Schönheit und Fülle des Tones betrifft, vor allen anderen den Preis zuerkennen, obwohl die Interpreten — Vladimir Golsch-mann als Dirigent, Leonard Pennario als Solist und das St. Louis Symphony Orchestra — bei uns weniger bekannt sind.
AMADEO
Die Generation der großen Meister der Jahrhundertwende, deren Tonsprache man sehr allgemein als „impressionistisch“ bezeichnen kann (Richard Strauß, Debussy, Ravel, teilweise auch Reger), zeigt eine offenkundige Neigung für die vorklassischen Meister und benützt gern deren melodisches Material zu stilisierten Bearbeitungen oder zu eigenen Kompositionen ä la maniere de... Zum Gesamtbild Ottorino R e s p i g h i s gehören neben den monumentalen Tongemälden der römischen Straßen. Brunnen und Feste auch jene Suiten für kleines Orchester, von denen zwei auf einer „Amadeo“-Platte (AVRS 6016) vereinigt sind. Eines der bekannteren Werke dieser Gruppe sind die „A n t i c h e Danze cd Ari e“, eine Suite nach Melodien italienischer (zum Teil anonymer) Lautenmeister des 17. Jahrhunderts. Weniger bekannt ist die reizvolle Suite „G I i U c c e 11 i“ (Die Vögel) nach kleinen Stücken von Pasquini, Gallot, Rameau und zwei anonymen Engländern aus derselben Zeit. In den ersten drei Sätzen (PreTude, die Taube und die Henne) beschränkt sich Respighi fast ausschließlich auf die Instrumentierung, während in den beiden letzten (Nachtigall und Kuckuck) typisch impressionistische Farben aufgetragen werden. Die technisch saubere und klanglich feine Aufnahme hat Franz Litschauer mit dem Orchester der Wiener Staatsoper in der Volksoper gemacht.
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