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Die vorletzte Opempremiere ließ Abschied von der nun den vierten Festspiel- ommer beherrschenden Rennert- Inszenierung der Mozartschen „C o s i fan t u ll e” nehmen. (Sie wird im nächsten Jahr durch eine neue Schuh-Regie ersetzt.) Wieder war das Publikum hingerissen von dieser „sekundiösen” Auflösung der musikalischen Phrase durch eine durchgearbeitete Personal- und Bewegungsregie, wiederum darf der Mozartianer seine Bedenken gegen die Umwertung der musikalischen Charakteristik — die Selbsrironie der Fiordiligi beispielsweise ist angesichts des musikalischen Gehalts der beiden großen Arien dort auf jeden Fall unangebracht/ — nicht verschweigen. Karl Böhms musikalische Direktion garantierte höchstes Mozart-Interpretationsniveau; das Sextett der Singschauspieler hat et innerhalb der vier Sommer zur Berühmtheit gebracht (Schwarzkopf-Ludwig- Sciutti; Kmentt-Prey-Dönch).

Jedes der drei Orchesterkonzerte dieser Berichtsspanne hatte mit einer Extravaganz aufzuwarten: Unter Sawallischs kon- ziser Führung gelang Wolfgang Schneiderhanmit den Prager Philharmonikern das Kunststück, seine ge- rühirttfV’Wiener Fcsfwqc)u:rilėi’š(uuė “i;onffen (Schubert und Dvorak begeisterten im Bereich der Symphonie das Publikum): mit Istvan K ė r t e s z, dessen Mozart-Wiedergabe (im Gegensatz zu seiner „Zauber- flöten”-Interpretation) höchstes Absolutniveau erreichte, sang Irmgard S e e f r i e d drei geistliche Arien, mit Ausnahme des „Laudate Dominum” Novitäten sogar für Salzburg, mit ethischer und ästhetischer Überzeugungskraft: die Wiener Philharmoniker überboten sich in der großen Es- dur-Symphonie; der Salzburger Rundfunk- und Mozarteum-Chor assistierte prächtig in dem Teilstück aus den „Vesperae solennes”; schließlich machte sich Lorin M a a z e 1 auch dem Salzburger Festspielpublikum als Geiger bekannt: Er setzte mit seiner Doppelfunktion als Violinist und Dirigent vor der P r a g e r Philharmonie ein absolutes Novum (Menuhin mit seinem Bath-Festival-Orchester und Boskovsky als Johann Strauß redivivus geben da keine Vergleichsbasis ab, weil es sich da um Virtuosen handelt, die bisweilen ihre Violine ruhen lassen und eben Orchester leiten). Bei Bach und Mozart zeigte er beste handwerkliche und stilistische Beherrschung des Instruments, lediglich die Kadenzen zum G-dur-Violin- konzert Mozarts, sicherlich eigener Prägung, fielen aus dem Rahmen. Maazels Intellekt hält auch vor Beethovens „Fünfter” nicht und läßt ihn auch hier eigenwillig als Dirigent wirken.

Der dritte Liederabend war Gėrard So uz ay und seinem ständigen Klavierpartner, Dalton Baldwin, anvertraut, die im französischen Teil des Programms (es begann mit englischem Haydn und schloß deutschen und italienischen Beethoven an) reüssierten. Francis Poulencs großartige Gesänge und Ravels berühmter „Don Quichotte ä Dulcinäe” gemahnten an das eigenartige Faktum, wie selten französische Musik in Österreich zu Aufführungsehren kommt/ Das dritte und letzte Solistenkonzert bestritt der Pianist Shura Cherkassky, der mit Bartök, Debussy (L’Isle joyeuse) und Chopin überzeugte. Freilich: sein Virtuosentum ist seiner Künstlerschaft weit überlegen.

Waldemar Kmenll, der Mozart-bel- canto-Tenor, und Michel Schwalbt, der bekannte Konzertmeister der Berliner Philharmonie, waren vorzügliche Solisten in Paumgartners 3. Matinee, in der die „kleine” g-moll-Symphonie die die Vorzüge der Camerata academic a zur besonderen Geltung kommen ließ. In zwei Serenaden wirkten Dirigenten aus dem pädagogischen Kreis der Akademie Mozarteum, der Exilungar Carl Melles (der eindringlich auf sich als Mozart-Interpret aufmerksam zu machen verstand) und der Salzburger Rolf Mädel, der mit einer prächtig musizierten „Post- horn”-Serenade begeisterte. Hier die Camerata, dort das Mozarteum-Orchester —wenn man überlegt, wie festspielreif diese Salzburger Ensembles musizieren, kann man der Entwicklung des letzten Jahrzehnts in der Musikkultur der Mozart- StadfMlėApbtvmgnįchtVersageh, ge iftffch er M tf sik hatten verschiedenen Rahmen: In der Aula Academica zeigte Joseph Messner mit dem Domchor und guten Solisten seine Auffassung von Beethovens C-dur-Messe, und in der Erzabteikirche St. Peter setzte Bernhard Paumgart- n e r die Reihe der alljährlichen Interpretationen der C-moIl-Messe Mozarts fort, für deren Soli die prominente Hilde G ü d e n, der aufhorchen lassende Sopran der jungen Elisabeth Thomann, der angenehme Tenor Georg Maran und der hochmusikalische Bariton Waltet Raninger einstanden.

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