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Salzburger Festspiele 1959

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Der Schwerpunkt der musikalischen Ereignisse hat sich in diesem Festspielsommer erstmalig auf den Konzertsektor verschoben. Hier herrscht wahrhaft internationale Beweglichkeit in Besetzungsfragen; dagegen war die Wahl des jeweiligen Aufführungsraumes nicht immer ideal. Es ist und bleibt ein Unding, im verhältnismäßig kleinen Mozarteum-Saal etwa ein Monstrum wie Berlioz’ „Symphonie phan- tastique“ zu bieten. Auch das Festspielhaus erwies seine akustischen Tücken bei der Interpretation der „Missa solemnis", von Serenaden bei Schlechtwetter im klanglich je nach Sitzplatz so unterschiedlichen Karabinieri-Saal der Residenz oder von Domkonzertproblemen in der Aula academica ganz zu schweigen. In solchen Fällen dürfte dem Improvisationsmoment kein Raum in der Festspielplanung zugestanden werden.

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Der Schwerpunkt der musikalischen Ereignisse hat sich in diesem Festspielsommer erstmalig auf den Konzertsektor verschoben. Hier herrscht wahrhaft internationale Beweglichkeit in Besetzungsfragen; dagegen war die Wahl des jeweiligen Aufführungsraumes nicht immer ideal. Es ist und bleibt ein Unding, im verhältnismäßig kleinen Mozarteum-Saal etwa ein Monstrum wie Berlioz’ „Symphonie phan- tastique“ zu bieten. Auch das Festspielhaus erwies seine akustischen Tücken bei der Interpretation der „Missa solemnis", von Serenaden bei Schlechtwetter im klanglich je nach Sitzplatz so unterschiedlichen Karabinieri-Saal der Residenz oder von Domkonzertproblemen in der Aula academica ganz zu schweigen. In solchen Fällen dürfte dem Improvisationsmoment kein Raum in der Festspielplanung zugestanden werden.

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Das Ereignis in den Abschiedskonzerten des Radioorchesters Paris war die Wiedergabe des interessanten und innerlich so vornehmen Violinkonzertes von Frank Martin durch Wolfgang Schneiderhan unter Joseph K e i 1 b e r t h. Clifford Curzon konnte mit dem Einsatz seiner Persönlichkeit das 6. Orchesterkonzert als Mozart-Spieler (in letzter Minute für den erkrankten Glenn Gould einspringend) retten; Rudolf Kempe bewährte sich da als

'KKBI s'- -It Safe W HOibt do sij Orchesrteitef vonß-betoudeten FüKtungstfualitäfen.' Herbert Ewen-Karalj Rmahtilt -dfe Wesen und Inhalt der „Missasolemn is’ Beethovens wenig Raum und führte das Werk, ganz auf kląssisches Maß zurück.. (Soloquartptt: Leontine Price, Christa Ludwig und Nicolai Gedda in bester Leistungskraft, Nicola Zaccaria, der Bassist, schwankend in der Vokalsicherheit.) Hier und erst recht bei Franz Schmidts „Buch mit sieben Siegeln" erwies der Singverein der Wiener

Gesellschaft der Musikfreunde seine Kapazität! ein Verdienst des Chorfachmannes Reinhold Schmid). Dimitri Mitropoulos lenkte das Geschick der Aufführung partiturlos und mit sparsamer Gestik, den Romantizismen des Werkes besonders hingegeben. Eine Prachtleistung dazu: Dermota als Evangelist. Hervorragend Walter Berry (Stimme des Herrn) inmitten des exzellenten Quartetts (Güden, Malaniuk, Wunderlich) und der Franz-Schmidt-Kenner Alois Forer an der Orgel. Die Wiener Philharmoniker Überboten sich an Orchesterglanz. D r e i M a- t i n e e n, von' Bernhard Paumgartner an der Spitze der Camerata academica und von Robert Wagner vor dem Mozarteum-Orchester geleitet, brachten interessante Solistenbegegnungen: von den Sängerinnen nahmen Teresa Stich-Randall und Pierette Alarie durch gewandte Koloraturen Dodi Protero durch Vortragssicherheit für sich ein, von den Pianisten überzeugten der Schwede Hans Ley- graf und der Deutsche Alexander Bohnke am stärksten, während das italienische Klavierduo Nardi durch allzu „glatten" Mozart-Stil abfiel.

In den Serenaden, deren Reiz in der milden Abendstimmung im Residenzhof liegt, brillierte das Wiener Oktett mit Mozart und Beethoven; ein interessantes Händel-Haydn-Mozart-Programm bot Bernhard C o n z an der Spitze des Mozarteum- Orchesters. An drei Abenden wurden die Konzerte geistlicher Musik in der Aula academica unter Joseph Messner weitergeführt. Ein ideales Soloquartett war da in Haydns Paukenmesse zur Stelle. Die jungen Stimmen von Laurence Dutoit, die auch in der Aufführung des „Alexanderfestes“ Händels unter Hinreiner im Mozarteum neben Equiluz und Wiksten aufhorchen ließen, und Franz Pacher verbanden sich mit der Diktion der prominenten Sänger Pitzinger und Wunderlich äußerst harmonisch. Das Gastspiel des Straßburgers Domchors unter Alphonse Hoch konnte leider weder in der Programmwahl noch in den Interpretationen befriedigen.

Zwei Solistenkonzerte, eigentlich Kammermusikabende’von Rang im Mozarteum: Die Duos Mainardi-Zecchi und Schneiderhan- Seemann genießen mit Recht höchste Reputation. In den Liederabenden bot — nach Fischer-Dieskaus gültiger Schumann-Gabe — Irmgard S e e f r i e d das stilistisch interessante Gegenüber von Brahms und Wolf, Leopold S i m o n e a u, der Franzose aus Kanada, führte französische Vokalmusik von Rameau bis Faurė vor und Nivolai Geddas Programm hatte den Hauptreiz im russischen Lied, das in einer geschlossenen Entwicklungsreihe von Olin'ka bis Scho- stakowitsch in der Originalsprache nachgestaltet wurde. Ein Konzert für Feinschmecker: der Abend des Niederländischen Kammerchors mit Vokalmusik alter Meister bis Hindemith. Die Reihe der Kammerkonzerte bescherte auch einen reinen Mozart-Abend des Barylli-Quartetts, dessen Spiel als Stilvorbild gewertet werden kann.

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