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Dirigentenparade und Kammerkonzerte

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Das letzte und zugleich eines der interessantesten Konzerte im Zyklus „Die große Symphonie“ leitete Rudolf K e m p e, der bereits mit der Interpretation von Debussys Meisterprelude „a l'apres-midi d'un faune“ zwei hochschätzbare Qualitäten zeigte: Sensibilität und Präzision. Das Orchester der Wiener Symphoniker gehorchte dem leisesten Wink und spielte so klangschön, wie selten. (Ein Sonderlob gebührt dem Soloflötisten Camillo Wanausek.) Alexander Jenner war der Solist des 3. Klavierkonzerts von Bela B a r t 6 k. Wenn neue Musik so dargeboten wird, bemerkt man nicht mehr ihre Schwierigkeit, sondern nur noch ihre Logik, Kraft und Schönheit.

Während im Großen Musikvereinssaal unter Kempe Symphonie „Mathis, der Maler“ gesetzt. Wir sind Tschaikowskys „Fünfte“ gespielt wurde, absolvierte nebenan im Brahmssaal Hans Weber den zweiten Teil seines Programms, das anläßlich der 40. Wiederkehr des Todestages ausschließlich Klavierwerken von Max Reger gewidmet war. Wir hörtn, virtuos und absolut sicher vorgetragen, mehr als ein Dutzend Regerscher Miniaturen, unter denen sich freilich auch recht massive und ausgewachsene Klavierstücke befinden (aus „Silhouetten“, dem „Tagebuch“, den „Charakterstücken“ sowie die „Sechs Intermezzi“) und benützen die Gelegenheit, unsere jungen Pianisten auf die ungehobenen Schätze von Regers. Klavierwerk hinzuweisen.

Rudolf M o r a 11 hatte an die Spitze des 6. Kon zert im außerordentlichen Zyklus H i n d e m i t h ? Svinphonie „Mathis, der Maler“ gesetzt. Wir sind für jede Wiederbegegnung mit diesem großartigen Triptychon dankbar, obwohl wir es schon eindrucksvoller gehört haben. — Jugendfrisch, elastisch und wohlstudiert war das Zusammenspiel von Ingrid H a e b 1 e r und Walter Groppenberger in Mozarts „Konzert für zwei Klaviere“ in Es-dur. — Auch hier lud, während des zweiten Teiles des Konzerts (Strauss: „Sinfonia domestica“) eine Parallelveranstaltung im Brahmssaal zum Besuch.

Dort konzertierten ebenfalls junge Pianisten, Dieter Weber und Arnold Harth an zwei Flügeln (aus der Klasse von Prof. Seidlhofer). Sie und die beiden jungen Dirigenten Gerhard Kramer und Peter Greenham am Schlagwerk spielten die Sonate von Bela'Bart 6k mit solcher Selbstverständlichkeit, als ob diese Musik die einfachste Sache von der Welt wäre.

Heinrich H o 11 r e i s e r entwickelt sich immer mehr zum temperamentvollen Interpreten hochromantischer Musik. Jedenfalls überzeugte in seinem Konzert mit den Symphonikern im Großen Konzerthaussaal Tschaikowskys „Sechste“ am meisten. Den ersten Teil des Programms bildete Beethovens „Erste“ und die große Szene und Konzertant „Ah, perfido“, die Leonie Rysanek sang. Der hochdramatische Ausdruck war vorhanden, aber die Stimme klang weniger glanzvoll als im Opernhaus.

Der junge Dirigent Michael Hutterstraßer, in Wien nicht mehr ganz unbekannt, dirigiert mit der Deutlichkeit und Zweckmäßigkeit des Theaterkapellmeisters und führte das Kammerorchester der Konzerthausgesellschaft sicher an den Klippen einiger zeitgenössischer Werke vorbei, deren Schwierigkeit zum Teil aus dem Mangel an Routine ihrer Autoren zu erklären ist (Eduard Werdheim-Kremser: Rhapsodie für Klavier und Orchester, Hans PIeß: Suite für Violoncello, Streichorchester und Klavier). Cesar B r e s g e n war der Interpret des Soloparts in seinem vor allem im letzten Satz effektvollen Klavierkonzert, das uraufgeführt wurde. „Dumbarton Oaks“ von Strawinsky hätte für eine vollkommene Wiedergabe noch einige Proben erfordert.

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